21.10.2008

Minderheitensprache mit Mehrheitspotenzial

Katalanisch

aus: Pogrom 249-250, 4-5 | 2008
Katalanisch wird in den vier Ländern Spanien, Frankreich, Andorra und Italien (Sardinien) von rund 7,7 Millionen Menschen gesprochen sowie von 10,4 Millionen Menschen verstanden. Das katalanische Sprachgebiet umfasst eine Fläche von etwa 70.000 km². Nordkatalonien bildet den südlichen Teil der französischen Region Languedoc-Roussillon im Department Pyrenees Orientales Frankreich, offizielle Amtssprache ist das Katalanische hier jedoch nicht. In Andorra dagegen ist die eng mit dem Okzitanischen verwandte Sprache, die für den Laien eher wie "etwas zwischen Französisch und Spanisch" klingt, offizielle Amtssprache. In der Autonomen Gemeinde Kataloniens ist Katalanisch gemäß ebenfalls seit 1979 offizielle Amtssprache neben dem Kastilischen (Spanisch). Die jahrhundertealte Regionalsprache wird in Spanien auch in und um Valencia in Form des offiziell als Amtssprache anerkannten Valencianisch sowie auf den Balearen in Form des sogenannten Mallorquin gesprochen. Auf der italienischen Insel Sardinien wird in der nordöstlichen Stadt Alghero noch ein etwas antiquiert anmutender Dialekt des Katalanischen gesprochen. Rund die Hälfte der Einwohner der Stadt, also etwa 18.000, spricht oder versteht Katalanisch. Die Wurzeln Kataloniens reichen bis ins 9. Jahrhundert zurück. Damals bildeten sich auf dem heutigen Gebiet der Autonomen Gemeinschaft Grafschaften, die sich 985 zusammenschlossen. Während des gesamten Mittelalters wurde Katalonien so zu einem der wichtigsten Mittelmeermächte und Barcelona zu einem der wichtigsten Handelshäfen. Im 13. Jahrhundert wurden zudem Valencia und die Balearen von den Katalanen erobert. 1289 wurde Katalonien durch die Gründung der "Generalitat de Catalunya" zur ersten konstitutionellen Monarchie Europas. Zeitweise gehörten auch Sizilien, Neapel, Sardinien und sogar Athen zu Katalonien. Im 11. Jahrhundert war Katalonien eine Föderation mit dem benachbarten Aragonien eingegangen, in der beide selbständig agierten. 1469 schlossen sich jedoch das Königreich Spanien und Aragon durch eine Heirat zusammen – gegen den Willen Kataloniens.

Als Kastilien später begann, Katalonien in seiner Selbständigkeit

zu einzuschränken, kam es 1640 zum "Krieg der Schnitter", einem Volksaufstand gegen den spanischen König. Im Konflikt zwischen Frankreich und Spanien Mitte des 17. Jahrhunderts saß Katalonien deshalb zwischen den Stühlen. Im Pyrenäenfrieden von 1659 wurde Katalonien schließlich geteilt: Nordkatalonien ging für immer an Frankreich verloren. Die eigentliche Unterdrückung des übrig gebliebenen Kataloniens begann erst Anfang des 18. Jahrhunderts mit dem katalanisch-spanischen Krieg (spanischer Erbfolgekrieg). Am 11. September 1714 marschierten spanische Truppen in Barcelona ein und besiegelten Kataloniens Niederlage. Seitdem ist der 11. September ein katalanischer Nationalfeiertag - zum Gedenken der getöteten Soldaten sowie des Überlebens der katalanischen Kultur und Sprache. Denn daraufhin schaffte Philip V. die traditionellen Institutionen Kataloniens ab.