26.04.2005

Menschenrechtspreis der Stadt Weimar 2004 für GfbV-Projekt an Paul Polansky für seine Arbeit für die Roma in Kosovo

verliehen im Rahmen der internationalen Konferenz "Menschenrechte im Spiegel der Globalisierung", 8.-10-12-2004, in Weimar

 

Die Verbrechen an den Roma im Kosovo geschehen unter Ausschluss der Öffentlichkeit, meist geduldet von den KFOR-Schutztruppen und der UNMIK-Polizei. Es gibt nur wenige, die sich wie Paul Polansky, schützend vor die Opfer stellen. Er recherchiert und dokumentiert seit 1999 im Auftrag der GfbV die Lage der Roma-Minderheiten und verfasste inzwischen mehrere detaillierte Berichte über ihre erbärmliche Lage. Paul Polansky wurde Zeuge, wie die sozial und ökonomisch völlig integrierte Minderheit der Roma, die zu 95 % in eigenen Häusern lebte, 1999 von den albanischen Nationalisten verjagt wurde, wie 75 ihrer Siedlungen dem Erdboden gleichgemacht und 14.000 ihrer 19.000 Wohnhäuser zerstört wurden.

Das Engagement von Polansky und der GfbV für die Roma-Minderheiten im Kosovo wird nun endlich anerkannt. Die Stadt Weimar folgt einem Vorschlag von Literaturnobelpreisträger Günter Grass, den die GfbV unterstützt, und verleiht am 10. Dezember 2004 ihren Menschenrechtspreis an Paul Polansky. Das Anliegen dieses Menschenrechtspreises ist es, an Leib und Leben bedrohte Menschenrechtler in das Licht der Öffentlichkeit zu setzen und dadurch zu schützen. Wir sind froh, dass Polansky, der sich so mutig und uneigennützig für eine mitten in Europa bedrohte Minderheit engagiert, diese bedeutende Auszeichnung bekommen wird.

Polansky leistet den Roma konkrete Unterstützung in den Bereichen: Gesundheitssorge, Nahrungsmittelversorgung, Alphabetisierung, Arbeitssuche, Schulbesuch der Kinder, Wiederaufbau und Sanierung der Wohnungen und Häuser, Durchsetzen von Eigentumsansprüchen, Verteilung der Sachspenden an Bedürftige, Beratung der Rückkehrer. Er alarmiert die internationale Gemeinschaft, wenn Roma-Flüchtlinge ungenügend von KFOR-Truppen geschützt und unzureichend von UNHCR versorgt werden.

Polansky und sein dreiköpfiges Team aus zwei jungen Roma und einer jungen Roma-Frau befinden sich im Kosovo seit März 2004 ständig in Lebensgefahr -- und mit ihnen die meisten der heute noch im Kosovo gebliebenen 15 000 Roma und Aschkali (vor dem Krieg 1999 etwa 150 000), sobald sie ihre Häuser und Ghettos verlassen. Am 17. und 18. März 2004 bedrohten Zehntausende radikalisierte Albaner die Minderheiten der Serben, Roma und Aschkali mit blutigen Pogromen, zerstörten die orthodoxen Kirchen der Serben, brannten den gesamten Stadtteil der Aschkali in Vushtrri/Vučitrn nieder und zerstörten Hunderte Häuser der drei Minderheiten.

Wir gratulieren Polansky zu diesem renommierten Menschenrechtspreis und erhoffen uns, dass durch diese Auszeichnung, die auch die Arbeit des Roma-Teams der GfbV im Kosovo ehrt, die katastrophale Lage der Roma-Minderheiten im Kosovo mehr Aufmerksamkeit finden und die Unterstützung der internationalen Öffentlichkeit mobilisieren wird.

In diesem Jahr wird der Preis zum 10. Mal verliehen. Zum Jubiläumsfeier werden alle bisherigen Preisträger eingeladen. Sie wird am 10. Dezember 2004, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, in feierlichem Rahmen in Weimar stattfinden. Die Laudatio hält GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch