14.12.2010

Mauretanien lässt 15 Kritiker der Sklaverei verhaften – GfbV fordert ihre Freilassung

Sklaverei in Nordwestafrika

Die Haratin in Mauretanien leiden am stärksten unter der Sklaverei (Foto: UN Photo_ Jean Pierre Laffont)


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die Regierung Mauretaniens am Dienstag aufgefordert, 15 festgenommene Sklaverei-Kritiker unverzüglich freizulassen. Der Bürgerrechtler Biram Dah Abeid, Vorsitzender der Anti-Sklaverei-Bewegung IRA (Initiative pour la Résurgence du Mouvement Abolitionniste), und 14 weitere Mitglieder seiner Organisation wurden am Montagmittag in einer Vorstadt der mauretanischen Hauptstadt Nouakchott verhaftet, als sie gegen die Versklavung von zwei minderjährigen Mädchen öffentlich protestierten. Nachdrücklich appellierte die GfbV außerdem an die mauretanische Regierung, die Gesetze des Landes zu respektieren und die Freilassung der versklavten Jugendlichen zu garantieren.

 

Der Menschenrechtler Biram Dah Abeid hatte gemeinsam mit der Rechtsanwältin Fatimata M’Baye, die 1999 für ihr Engagement mit dem Menschenrechtspreis der Stadt Nürnberg ausgezeichnet wurde, an einer Anhörung der beiden Mädchen Salma Mint Salem und Oum El Ide Mint Salem Tayvour vor den Behörden in Arafat teilgenommen. In dem Gespräch gaben die Jugendlichen an, von Frau Oumoulinmnine Mint Bekkar Val, einer Angestellten der Zentralbank Mauretaniens, als Sklaven festgehalten zu werden.

 

Zwar räumte die Sklavenhalterin anfangs den Missbrauch der Mädchen ein, leugnete später aber vor der Polizei alles ab und blieb straflos. Daraufhin protestierten die Bürgerrechtler mit einer spontanen Demonstration gegen die Untätigkeit der Behörden und die Versklavung der beiden Mädchen. Die Behörden lösten die Demonstration unter Einsatz von Tränengas auf und verhafteten 15 Teilnehmer. Mehrere Bürgerrechtler wurden bei dem Polizeieinsatz verletzt. Die Behörden werfen ihnen vor, den Polizeichef verletzt zu haben.

 

Seit sich Biram Dah Abeid im Februar 2009 in Frankreich kritisch zur Sklaverei in Mauretanien geäußert hat, suchen die Behörden nach einem Vorwand, um ihn mundtot zu machen. So ließen sie im Internet falsche Gesundheitsgutachten zirkulieren, in denen der unliebsame Kritiker für geisteskrank erklärt wurde. Außerdem bezeichnete man ihn als "Staatsfeind" und "Nestbeschmutzer", da seine Kritik dem Ansehen des Landes schade.

 

Zwar wurde die Sklaverei in Mauretanien 1981 offiziell abgeschafft. Doch nach Schätzungen mauretanischer Menschenrechtler gibt es noch immer rund 550.000 Sklaven. Unentgeltlich oder fast ohne Lohn müssen sie als Hausangestellte oder Landarbeiter für ihre "Herren" arbeiten. Opfer der Sklaverei sind vor allem schwarzafrikanische Haratin, die ca. 40 Prozent der drei Millionen Staatsbürger stellen. Wer Sklaverei anprangert, lebt in Mauretanien gefährlich, da öffentliche Kritik an der Sklaverei unerwünscht ist.

 

 

Ulrich Delius ist für Nachfragen erreichbar unter 0551-49906-27.

 

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