20.02.2010

Mandäer im Irak kämpfen um ihr Überleben

Bericht zur Diskussionsveranstaltung

Sattar Jabar Rahman und Kamal Sido ( Foto: Katja Wolff / GfbV)

Victor-Gollancz-Haus für Menschenrechte

GfbV-Diskussionsveranstaltung in Göttingen

"Mandäer im Irak kämpfen um ihr Überleben"

Am 18. Februar 2010 lud die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) zu einem Vortrag mit anschließender Diskussion über die Lage der Mandäer im Irak ein. Referent war Sattar Jabbar Rahman, irakischer Menschenrechtler und Angehöriger der Mandäer, der aufgrund massiver Drohungen Ende 2009 aus Bagdad geflohen ist. Er gab einen Überblick über die Volksgruppe der Mandäer, ihre Religion und die Bedrohung, der sie seit geraumer Zeit ausgesetzt ist.

Wer sind die Mandäer?

Die Mandäer sind eine religiöse Minderheit im Irak, deren Entstehung sich auf den Zeitraum zwischen Christi Geburt und 300 n. Chr. datieren lässt. Ihr ursprüngliches Siedlungsgebiet ist die Region um Basra im südlichen Irak und am Persischen Golf sowie auch im Grenzgebiet des heutigen Iran. Die Mandäer waren schon früh Verfolgungen und Missionierungsversuchen durch Christen und Muslime ausgesetzt. Ihre Zahl nahm im Laufe der letzten Jahre immer stärker ab, wie Jabbar Rahman erklärte. 2003 lebten noch etwa 30.000 Mandäer im Irak, heute sind es weniger als 5.000. Weltweit leben ca. 60.000 Anhänger in verschiedenen Ländern der Welt und ihre Zahl nimmt stetig ab. Seit dem Sturz Saddam Husseins im Jahr 2003, sind die Mandäer noch stärker Bedrohungen und Verfolgungen ausgesetzt als zuvor. Es kam immer öfter zu Massenmorden, Vergewaltigungen und Entführungen. Wenn sich nicht bald etwas an der Verfolgung der Mandäer ändert, wird es sie bald nicht mehr geben, sagte Sattar Jabbar Rahman.

Religiöse Elemente

Der Referent gab außerdem einen Einblick in die Religion der Mandäer, die auf Johannes den Täufer zurückgeht. In der monotheistischen Religion spielt die Taufe eine zentrale Rolle. Die Religion hat Elemente mit dem Christentum gemein, ist ihm aber nicht zuzuordnen. Die Mandäer werden sowohl im Koran als auch im Alten Testament der Bibel erwähnt und als religiöse Gruppe anerkannt. Dies brachte ihnen einen gewissen Schutz ein. Dennoch wurden sie kontinuierlich verfolgt und aus ihren Gebieten verdrängt.

Das Leben der Mandäer wird durch bestimmte Ge- und Verbote bestimmt, welche die Religion ausspricht: So darf ein Mandäer beispielsweise nicht außerhalb seiner Religion heiraten und Missionarsarbeit ist nicht erlaubt - zwei weitere Gründe neben der Verfolgung und Vertreibung, weshalb es immer weniger Vertreter dieser Religion auf der Welt gibt.

Heutige Lage

Die heutige Lage der Mandäer ist sehr kompliziert. Immer öfter wird von Entführungen und Morden an Mandäern berichtet, in ihrer Geschichte kam es immer wieder zu Massenmorden an Tausenden von ihnen. Oftmals haben Angehörige der mandäischen Gruppe die Wahl zwischen der Konversion zu einer der großen Religionen oder der Flucht aus ihrer Heimat, wie das Beispiel Jabbar Rahmans zeigt. Viele haben bereits ihre Heimat verlassen und leben in Nachbarländern des Irak oder in Europa, weil ein friedliches Leben im Irak sehr schwierig geworden ist.

[Stand: 19. Februar 2010]

Von Mandäer im Irak - 18.2.2010

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