19.08.2009

Mahnwache für Natalija Estemirowa

Menschenrechtlerin in Tschetschenien ermordet

Am 23.8.2009 findet vor der Weltzeituhr auf dem Alexanderplatz zwischen 17 und 19 Uhr eine Mahnwache 40 Tage nach dem Tod der ermordeten Menschenrechtlerin Natalja Estemirowa statt. Sie war am 15. Juli vor ihrem Haus in Grosny entführt und noch am selben Tag erschossen worden. Frau Estemirowa hat rund zehn Jahre lang das Büro der renommierten russischen Menschenrechtsorganisation Memorial in Grosny geleitet und unzählige Fälle von Folter, Verschwindenlassen und Mord dokumentiert und an die Öffentlichkeit gebracht. Am Tag des Mordes beschloss "Memorial", die wichtigste russische Menschenrechtsorganisation, die Arbeit einzustellen. Die Mahnwache wird von Memorial Deutschland organisiert und unterstützt von Reporter ohne Grenzen, Amnesty International, dem Deutsch-Russischen Austausch und der Gesellschaft für bedrohte Völker

Was bedeutet es, dass Memorial seine Arbeit in Tschetschenien beendet? Nur noch Tschetscheninnen und Tschetschenen werden Menschenrechtsarbeit leisten. Sie haben nicht einmal den Schutz von einer renommierten Organisation wie Memorial. Viele Hilferufe aus Tschetschenien werden nirgendwo mehr Gehör finden, weil Memorial die professionellste Arbeit vor Ort geleistet hat. Die Menschen werden dem Regime noch schutzloser ausgeliefert sein. Ihre Angst wird nach dem Mord nochmal ansteigen. Es werden noch weniger Informationen aus Tschetschenien herauskommen und "im Westen” verbreitet werden. Damit hat der Mörder / haben die Mörder eines ihrer Ziele erreicht.

Die Menschenrechtler in Russland und Europa müssen neue Wege finden, einerseits, um Menschenrechtler in Tschetschenien und Inguschetien zu schützen und andererseits um Informationen zu sammeln und zu verbreiten.