27.02.2008

Lukas Bärfuss liest aus "Hundert Tage"

Studio des Deutsches Theater, Göttingen

anschließend Tilman Zülch, Gesellschaft für bedrohte Völker, im Gespräch

Die Geschichte eines moralischen Irrtums, der in Ruanda eines der größten Verbrechen des Jahrhunderts ermöglichte. Der Roman zweier Menschen, die im Chaos der Zeit um ihre Unschuld kämpfen.

April 1994, in Kigali wütet der Mob. David, Mitarbeiter derSchweizer Entwicklungshilfe, hat das Flugzeug, mit dem die letzten Ausländerevakuiert wurden, abfliegen lassen. Er versteckt sich hundert Tage in seinem Haus, vom Gärtner mit Nahrung versorgt - und mit Informationen über Agathe,Tochter eines Ministerialbeamten, die der Grund für sein Bleiben ist. Die vergangenen vier Jahre ihrer Liebe ziehen ihm durch den Kopf, die Zeit, die er als Entwicklungshelfer in Kigali verbrachte. Millionen wurden in ein totalitäres Regime gepumpt, das schließlich, als es die Macht an eine Rebellenarmee zu verlieren drohte, einen Genozid organisierte. Auch David wurde zum Komplizen der Schlächter, und als die Aufständischen Kigali einnehmen, flieht er mit den Völkermördern über die Grenze. Dort findet er in einem Flüchtlingslager Agathe wieder, aber es ist nicht die Frau, die er einmal liebte.

Lukas Bärfuss` minutiös recherchierter Roman berichtet von Menschen, die das Gute beabsichtigten und das Böse bewirkten. "Hundert Tage" erzählt ein dunkles Kapitel aus Afrikas Geschichte, in das wir tiefer verstrickt sind, als wir glauben wollen. Nicht zuletzt ist es die bewegende Geschichte einer Liebe in Zeiten des Krieges und die Geschichte von den Verheerungen, die der Hass anrichtet.

Dienstag, 11. März, 20 Uhr, Studio des Deutsches Theater, Göttingen

Eintritt e 7/e 5, Karten im Vorverkauf oder an der Abendkasse

Lukas Bärfus, "Hundert Tage" Roman, Wallstein Verlag

Der Autor

Lukas Bärfuss, geboren 1971 in Thun/Schweiz, zählt zu den erfolgreichsten Dramatikern der letzten Jahre. Seine Stücke werden weltweit gespielt. Bei der Kritikerumfrage der Zeitschrift Theater heute wurde Bärfuss zum Dramatiker des Jahres 2005 gewählt, neben zahlreichen an deren Auszeichnung erhielt er den Mühlheimer Dramatikerpreis. Er lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Zürich. "Hundert Tage" ist er erste Roman des