21.06.2006

Lubicon Cree in Alberta/Kanada wehren sich gegen Umweltzerstörung durch die Ölindustrie

Bitte senden Sie einen persönlich formulierten Brief oder unser Musterschreiben an Rt. Hon. Stephen Harper, Premierminister von Kananda

Die heute noch etwa 500 Cree vom Lubicon Lake in der kanadischen Provinz Alberta laufen Gefahr, ihre Lebensweise und ihr Land endgültig zu verlieren. Denn obgleich die Landrechtsfrage zwischen ihnen und dem kanadischen Staat noch nicht geklärt ist, werden für das rohstoffreiche Gebiet von der Provinzregierung Abbaulizenzen vergeben. Nachdem die Öl- und Gasvorkommen des Indianerlands in absehbarer Zeit erschöpft sein werden, soll nun die groß angelegte Ausbeutung von Teersandvorkommen folgen. Dabei bemühen sich die Lubicon Cree schon seit Jahrzehnten um ein Abkommen mit den Regierungen der Provinz und der kanadischen Föderation, das ihnen eine selbstbestimmte Lebensweise ermöglichen soll. 1899 wurden die Lubicon Cree von Bundesbeamten, die das Land bereisten, um Verträge mit den First Nations, den Ureinwohnern des heutigen Kanada, zu schließen, schlicht übersehen. 1939 wurden sie "entdeckt". Ein Jahr später wurde ihnen ein Reservat versprochen, das sie jedoch bis heute nicht erhalten haben. 1979 entdeckte man Erdöl unter ihrem traditionellen Land.

Das Gebiet der Lubicon-Cree gehört zu den rohstoffreichsten Gegenden der Erde. Neben Öl und Gas werden dort auch Diamantenvorkommen vermutet. Die zu gewinnende Rohölmenge aus abbauwürdigem Teersand wird auf 1,6 Milliarden Barrel geschätzt. Im sog. In-Situ-Verfahren werden dabei große Mengen Heißdampf in Bohrlöcher gepresst und dadurch das Öl vom Sand gelöst, so dass es abgepumpt werden kann. Dafür sind ungeheuere Mengen an Wasser und Energie zur Erzeugung des Wasserdampfs notwendig. Für die Gewinnung eines Barrels Rohöl aus Teersand werden nach heutigem technologischem Stand etwa 4,5 Barrel Wasser benötigt. Die Energie könnte aus neuen Kernkraftwerken oder Erdgas aus den noch zu erschließenden Gasfeldern in den Nordwest-Territorien kommen. Beides steht noch nicht zur Verfügung. Völlig unklar ist zudem, welche Auswirkungen die "thermische Verschmutzung" im Untergrund durch das unterirdische Verkochen des Teersandes haben wird.

Die Lubicon Cree fordern die Einrichtung eines kleinen Reservats (250 qkm), einschließlich einer Gemeindesiedlung, die einfachen Standards genügt, ein Wald- und Wildschutzabkommen, welches das abzutretende Gebiet vor der weiteren völligen Zerstörung schützt, Entschädigung für widerrechtlich entnommene Bodenschätze in einer Höhe, die es ihnen erlaubt, eine selbstversorgende Gemeinde aufzubauen und Regelungen zur Selbstregierung im Rahmen der kanadischen Gesetze. Im Gegenzug würde Kanada bzw. die Provinz Alberta die rechtlich gesicherte Hoheit über 9750 qkm extrem rohstoffreichen Landes erhalten.

Schon drei Mal, 1987, 1990 und 2005 hat das UN-Menschenrechtskomitee Kanada aufgefordert, mit den Lubicon Cree ein Abkommen auszuhandeln, bevor die Regierung Lizenzen zum Rohstfofabbau in dem umstrittenen Land vergibt. Mitte Mai 2006 bekräftigte auch das UN-Komitee für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte diese Haltung der Vereinten Nationen. Zur Zeit wird aber nicht einmal verhandelt.

Bitte Unterstützen Sie den Überlebenskampf dieses kleinen Volkes, indem Sie einen Appell an den Anfang dieses Jahres neu ins Amt gekommenen Premier Stephen Harper richten. Sie können dazu gern unseren Musterbrief verwenden. Bitte lassen Sie uns Kopien Ihres Protestes sowie etwaiger Antwortschreiben zukommen. Herzlichen Dank.

Die Adresse:

The Rt. Hon. Stephen Harper

Office of the Prime Minister

80 Wellington Street

Ottawa K1A 0A2

Canada

Fax: 001 613-941-6900

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Übersetzung:

Sehr geehrter Herr Premierminister,

Ich bin sehr besorgt wegen der anhaltenden Verletzung der Menschenrechte der Cree vom Lubicon Lake im Norden Albertas. 1987, 1990 und 2005 hat das UN-Menschenrechtskomitee Kanada aufgefordert, die Verhandlungen mit den Lubicon Cree wiederaufzunehmen mit dem Ziel, eine Lösung zu finden, welche die Rechte der Lubicon Cree gemäß Konvention zu bürgerlichen und politischen Rechten respektiert, die Lubicon Cree zu konsultieren, bevor Lizenzen zum Rohstoffabbau vergeben werden und sicher zu stellen, dass niemals im Rahmen der genannten Konvention verankerte Rechte der Lubicon durch Rohstoffabbau verletzt werden. Im Mai 2006 hat das UN-Komitee zu Wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechten diese Forderungen mit Nachdruck bekräftigt. Diese wiederholten Appelle dieser beiden Organisationen der Vereinten Nationen sollten ihrer Regierung Anlass geben, die Situation ernst zu nehmen und Kanadas guten Ruf in Sachen Menschenrechte nicht zu verspielen. Dies könnte geschehen, indem die seit Dezember 2003 unterbrochenen Verhandlungen wieder aufgenommen werden. Ich appelliere an Ihre Regierung, dem Geist und den Worten der Befunde, Beobachtungen, Schlussfolgerungen und Enpfehlungen der UN zu entsprechen und Ihre Unterhändler wieder an den Verhandlungstisch mit den Lubicon zu entsenden mit einem Mandat, das zu Vereinbarungen in gutem Glauben berechtigt, und eine Lösung zu suchen, welche die Rechte der Lubicon unter dem Naturgesetz, dem internationalen Recht, der Verfassung Kanadas und den von Kanada ratifizierten internationalen Menschenrechtskonventionen respektiert. Bitte informieren Sie mich über die von Ihnen ergriffenen Maßnahmen.

Hochachtungsvoll