08.05.2010

Langjährige Haftstrafen für das Hissen einer Flagge?

Indonesien:

Die Morgensternflagge ist Zeichen des Protestes gegen die indonesische Besetzung in West-Papua, Foto: Flickr/ Inssqueittt

Semuel Yaru und Luther Wrait aus West-Papua wurden im November 2009 festgenommen, weil sie die verbotene Morgenstern-Flagge West-Papuas gehisst hatten. Damit wollten sie gegen die indonesische Besetzung des Westens der Insel Neuguinea protestieren. Wegen "Untergrabung der Staatsgewalt" drohen ihnen nun ein unfairer Prozess und langjährige Haftstrafen. Markus Yenu, der Leiter der Unabhängigkeitsbewegung der indigenen Bevölkerung in Manokwari "West Papua National Authority", wurde Ende April 2010 innerhalb weniger Tage zweimal festgenommen. Er hatte am 22. April eine friedliche Demonstration in Manokwari koordiniert.

Seit nunmehr knapp 50 Jahren kämpfen die Papua um Selbstbestimmung und menschenwürdige Behandlung. West-Papua sollte 1961 seine Unabhängigkeit von der niederländischen Kolonialmacht erlangen. Stattdessen stand es zunächst zwei Jahre unter der Verwaltung der Vereinten Nationen und wurde dann von Indonesien annektiert. Ein von den Vereinten Nationen gefordertes Referendum, der so genannte "Act of Free Choice", wurde 1969 durchgeführt. Doch die handverlesenen 1.025 Wahlmänner wurden durch Repressionen, Androhung und Ausübung von physischer Gewalt sowie durch Bestechung dazu gezwungen, für den Verbleib bei Indonesien zu stimmen.

Das Leben der indigenen Bevölkerung ist seitdem durch Verfolgung und Gewalt geprägt. Mit einem massiven Polizei- und Militäraufgebot kontrolliert Indonesien West-Papua und seine reichen Rohstoffvorkommen. Systematisch fördert Indonesien die Einwanderung von Ortsfremden, so dass die Papua zur Minderheit in ihrer eigenen Region gemacht werden. Sie werden kulturell entwurzelt und ihre Lebensgrundlagen werden zerstört. Mit aller Macht will Indonesiens Regierung eine Unabhängigkeit West-Papuas verhindern. Die rohstoffreiche Region soll unbedingt an den indonesischen Staat gebunden werden. Es wurden bereits Landkonzessionen an Minenkonzerne wie Freeport McMoran Copper and Gold Ltd. vergeben und auch Palmölkonzerne haben bereits Interesse signalisiert. Um sowohl das auf dem Weltmarkt sehr begehrte Tropenholz, als auch die anderen vorhandenen Rohstoffe wie Kupfer, Gold, Nickel, Erdöl und Erdgas auszubeuten, wurden bereits 25 Prozent des Regenwaldes abgeholzt. Hierfür werden die indigenen Papua-Völker, denen das Land traditionell gehört, systematisch enteignet. Es wird keine Rücksicht auf Siedlungen und Anbauflächen der Papua genommen. Wer nicht freiwillig geht, wird mit massivem Militäraufgebot und Bulldozern vertrieben.

Mit den Verhaftungen und ihrem brutalen Vorgehen gegen friedliche Demonstranten will die indonesische Regierung alle Unabhängigkeitsbestrebungen im Keim ersticken. Formale Zugeständnisse für die Papua werden von Militär und Polizei oftmals missachtet und die indigenen Völker werden durch die übrige indonesische Bevölkerung als minderwertig erachtet. Die aktuelle Situation droht sich sogar zu verschlimmern, da die Polizei- und Militärpräsenz in West-Papua noch verstärkt werden soll. Schätzungen zufolge sind bereits 200.000 Papua seit Beginn der indonesischen Besetzung der Inselhälfte, gewaltsam zu Tode gekommen. Durch ein weitgehendes Einreise-Verbot für ausländische Journalisten und Menschenrechtler versuchen die indonesischen Machthabenden, die prekäre Lage vor der Weltöffentlichkeit geheim zu halten.

Bitte unterstützen Sie deshalb unseren Appell an den indonesischen Präsident Susilo Bambang Yudhoyono, für die sofortige Freilassung von Semuel Yaru, Luther Wrait sowie Markus Yenu.

 

Zum E-Mail-Protest

Aktualisiert am 22. Juli 2010

 

 

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