13.04.2010

Landrechte für die Hadzabe - damit sie überleben können!

Tansania:

Das Nomadenvolk der Hadzabe (Singular: Hadza) ist bedroht.

Die Hadzabe (Singular: Hadza) sind ein Nomadenvolk, das seit mehr als 10.000 Jahren die wildreichen Trockensavannen Ostafrikas bewohnt. Doch ihre Lebenssituation hat sich in den letzten Jahrzehnten dramatisch verändert. In der modernen tansanischen Gesellschaft wird ihre Lebensweise als "menschenunwürdig" verachtet und ihre elementaren Rechte ignoriert. Aufgrund des mangelnden Schutz ihres Lebensraumes und ihrer Kultur, verringerte sich das Volk der Hadzabe auf etwa 1.000 Personen. Diese leben im Gebiet des Eyasi-Sees im Norden Tansanias. Weiterhin litt das Nomadenvolk in den vergangenen 40 Jahren unter verschiedenen Maßnahmen der Regierung und anderer Behörden, die das Ziel hatten, die Hadzabe zu assimilieren.

Um das Nomadenvolk zu "zivilisieren", bauen die tansanischen Behörden Internatsschulen, die mehrere Tagesmärsche von den Gebieten der Hadzabe entfernt liegen. Während neun Monaten im Jahr werden die Hadzabe-Kinder dort ausschließlich in Swahili unterrichtet und dürfen ihre eigene Sprache nicht verwenden. In den verbleibenden drei Ferienmonaten haben sie kaum noch die Möglichkeit, die Überlebenstechniken ihrer Eltern kennenzulernen. Kein Wunder, dass ein Teil der Hadzabe seine Identität schon verloren hat. Viele enden als Tagelöhner und Bettler, Prostituierte und Alkoholabhängige.

Am schwerwiegendsten für die Hadzabe ist der Verlust ihres Landes. Der tansanische Staat betrachtet es als ungenutzt und ermutigte andere, es in Besitz zu nehmen. Farmer anderer ethnischer Gruppen nutzen nun das Land der Nomaden für Ackerbau und Viehzucht. Sie zerstören die natürliche Landschaft und vertreiben die Wildtiere - die wichtigste Nahrungsquelle für die Hadzabe. Das Vieh der Bauern verbraucht zudem das Wasser aus den spärlichen Wasserquellen und verschmutzt diese durch ihre Exkremente. Weiterhin verkauft die Regierung Land an private Gesellschaften und/oder errichtet Nationalparks. Die Parks sollen den Fortbestand einiger Wildtiere sichern, hindern die Hadzabe jedoch daran, ihrer Beute zu folgen. Teile des Hadzabe-Gebietes wurden außerdem an kommerzielle Jagdunternehmen verpachtet. Angestellte dieser Firmen nahmen Hadzabe-Jäger gefangen, misshandelten sie oder lieferten sie der tansanischen Polizei aus. Legale Trophäenjagd und Wilderei reduzierten den Tierbestand um den Eyasi-See drastisch. Dadurch litten viele Hadzabe zeitweise an Unterernährung.

Ein großes Safariunternehmen versuchte 2007, einen großen Teil des Gebietes um den Eyasi-See im Norden Tansanias - traditionelles Land der Hadzabe - zu kaufen. Das Land sollte als Park für Jagdtourismus genutzt werden. Dies hätte das Ende der Hadzabe-Kultur bedeutet.

Aufgrund großer Proteste im In- und Ausland konnte das Projekt gestoppt werden. Aber dieser Sieg scheint nur von kurzer Dauer.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker fordert deshalb den Premierminister Tansanias Mizengo Pinda auf, sich für folgende Punke einzusetzen:

  • die Anerkennung der traditionellen Landrechte der Hadzabe

  • den Schutz vor Wilderern

  • spezielle Jagdrechte für die Hadzabe in Nationalparks

  • die Einrichtung von besonderen Schulen für die Kinder der Hadzabe, die sie auf freiwilliger Basis besuchen und deren Lehrmethoden auf die kulturellen Bedürfnisse der Kinder angepasst werden

     

    [Stand 13. April 2010]

     

    Link zum Online-Appell

    Ich spende für die GfbV-Menschenrechtsarbeit

     

    Aktualisiert am 22. Juli 2010

     

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