06.03.2008

Landeigentum und Klimawandel

Tuvalu

Tuvalu

Land spielt für den kleinen Atollstaat Tuvalu eine Schlüsselrolle. Von den neun im Pazifik gelegenen In seln des Landes sind nur acht ständig bewohnt, Tuvalu bedeutet "acht Inseln". Die polynesische Besiedlung des Landes begann vor 2000 Jahren von Samoa und Tokelau aus, später von Tonga und Ueva. Die Insel Nui wird von Mikronesiern aus Kiribati mit anderer Sprache und Kultur bewohnt. Land war von Beginn der Besiedlung an aufgrund seiner Knappheit, vor allem von Ackerland, wichtig, es war und ist immer noch der wertvollste Besitz für die Tuvaluer.

1a)Gegenstand dieses Essays ist der Wechsel im System des Landbesitzes. Das traditionelle polynesische System war bis zur Ankunft europäischer Händler und Pflanzer sowie der London School of Missionaries die Grundlage für den Umgang mit Land. Die Kolonialherrschaft bewegte die Kontrolle über das Land von den traditionellen Führern weg, in der Zeit des Pazifikkriegs wurde das sozioökonomische und politische Gefüge der Inseln und die Nutzung von Land schnell mit neuen Einflüssen konfrontiert. In der Dekolonialisierungs- und Unabhängigkeitsbewegung, die auf den Zweiten Weltkrieg folgte, war Land die wichtigste Grundlage zum Aufbau einer unabhängigen Ökonomie.

Das Hauptproblem in Tuvalu ist Landknappheit. Die Inseln sind 26 qkm groß, aber nicht die gesamte Fläche kann für Landwirtschaft genutzt werden. Obwohl die Einwohnerzahl nie groß war (sie stieg von 4.000 im Jahr 1941 auf 11.600 im Jahr 2005), übt der kontinuierliche Anstieg Druck auf das nur begrenzt verfügbare Land aus.

1b)Literatur und Quelle

Weil Tuvalu ein kleines Land ist, ist die Literaturauswahl begrenzt, die Literatur über christliche Mission, Kolonialisierung, Zweiten Weltkrieg, Unabhängigkeitsstreben und globale Erwärmung enthält jedoch zahlreiche Hinweise zum Thema Landbesitz, hier wird auf die Bibliographie im Anhang verwiesen.

2)Landtradition in Tuvalu

Land bedeutet Nahrung. Landknappheit bedeutet zuwenig Nahrung oder, wenn das Land für kommerziellen Anbau (cash cropping) genutzt werden kann, zuwenig Geld. Die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche Tuvalus beträgt 18 qkm. Die Bevölkerungsdichte: 230 E/qkm (1973) ist für pazifische Verhältnisse hoch. Aus Kokosnüssen wird Kopra gewonnen, dies war für lange Zeit die wichtigste Einkommensquelle der Inseln; Kokosprodukte waren neben Fisch und Pulaka, einer großen stärkehaltigen Wurzel (?-Übers.) auch die wichtigsten Nahrungsmittel. Wenn Land zum Überleben so wichtig ist, ist seine Verteilung für die Menschen eine zentrale Frage.

2a)Familienstruktur und Landbesitz

Um den Wechsel im System des Landbesitzes zu verstehen, ist zunächst ein Blick auf die traditionelle Landverteilung wichtig. Der traditionelle Führer, der ''aliki'', erhielt seine Legitimation durch eine spirituelle Beziehung zur übernatürlichen Welt. Er schützte die Sitten und Bräuche und war ein Symbol für die Gemeinschaft. Sein Assistent, der ''tao aliki'', organisierte die Verteilung von Land, Nahrung und Arbeit. Jede Familie (sologa) hatte eine spezielle Tätigkeit (pologa) für die Gemeinschaft zu übernehmen, wie Kanu- oder Hausbau, Fischen, Ackerbau, Kriegführung usw. Dieses System existiert immer noch. Unter dem aliki und seinem Assistenten kamen Älteste, Priester, Erbauer von Häusern u. Schiffen und Heilkundler, dann kamen gewöhnliche Leute, Neusiedler und, am Ende der Hierarchie, Sklaven.

Das Land gehörte den Familien. Die Tuvaluer vererbten Land über Mutter und Vater und besaßen als Folge wechselseitiger Heiraten oft Land auf mehr als einer Insel. Das Land wurde unter den Familien (sologas) aufgeteilt. Vor der Ankunft der Europäer besaßen die Häuptlinge das meiste Land, Land bedeutete Besitz und Status; die Häuptlinge waren Krieger, die mehr Land erobern wollten. Land bedeutete sozialen Einfluß, aber auch Verantwortung; auf dem ''manufa o aliki'' genannten Land mußten die Häuptlinge Früchte für Gemeinschaftsfeste anbauen. Nur die Mitglieder der Häuptlingsfamilie durften dieses Land nutzen.

2b)Traditioneller Ackerbau und Nahrungsproduktion

Nahrungsproduktion ist land- un d arbeitsintensiv, auf den sehr niedrig gelegenen Atollen in tropischem Klima ist Ackerbau harte Arbeit. Die Arbeit wurde geteilt, das Land gemeinsam genutzt. Gärten wurden in Gruben angelegt, die so tief wie der Grundwasserspiegel waren. Es dauerte lange Zeit, bis man Gärten auf der Höhe guten Bodens anlegen konnte. In den gruben wurden Pulaka, Taro, Zuckerrohr, Süßkartoffeln und Bananen gezüchtet. Die Gruben mußten mit Abfällen gedüngt werden, aus deren Verrottung guter Boden entstand. Brotfrucht-, Papaya-, und Bananenbäume wurden um Häuser und Dörfer herum gezüchtet. Auf manchen Atollen wie Nanumea besteht Sturmgefahr(draught=Sturm?, Übers.), was Ackerbau erschwert, die Inseln im Süden erhalten mehr Regen.

Während Kokosnüsse und andere Früchte nicht allzuviel spezielle Pflege brauchen verhält es sich mit den Taro- und Pulaka-Gruben anders. Diese Bäume benötigen Zeit zum Wachsen, deshalb brauchte ihr Ersatz nach dem Zweiten Weltkrieg Zeit. Die wichtigsten Haustiere sind Schweine, Fischen spielt bei der Nahrungsproduktion ebenfalls eine wichtige Rolle.

Tuvalu und die umgebende Welt

Die pazifischen Inseln haben den Vor- oder (je nach Sichtweise) Nachteil der Isolation. In vormoderner Zeit konnten sie sich ohne großen Einfluß von außerhalb entwickeln. Mit der Entwicklung der Verkehrswege erreichte aber die westliche Welt Tuvalu. Die ankommenden Menschen beeinflußten Kultur und Sozialstruktur. Zunächst kamen Kokosöl- und Koprahändler, dann die Missionare. Beide Gruppen beeinflussten die polynesische Landstruktur.

Den negativsten Einfluß übten Sklavenhändler (''blackbirder'') aus. Im Jahr 1863 nahmen sie 54% der erwachsenen Männer auf Funafuti und 79% auf Nukulaelae gefangen. Diese Zahlen geben einen Eindruck davon, wie zerstörerisch ihre Angriffe auf das soziale Gefüge gewesen sein müssen, besonders wenn man bedenkt, daß die Gesamntbevölkerung vor dem Jahr 1900 nicht über 3.000 Personen lag. Die Attacken der Sklavenhändler führten wahrscheinlich zu Besitzveränderungen, weil Häuptlinge von anderen Inseln aufgrund des fehlenden männlichen Schutzes leicht Land erobern konnten.

3a)Abenteurer und Landverteilung

Die ersten europäischen Besucher Tuvalus, wie der Spanier Alvaro de Mendana y Neiro im Jahr 1568 und der Händler Don Francisco Moreille im Jahr 1781, waren an Land nicht interessiert. 1819 wurde Tuvalu von dem US-amerikanischen Kapitän Arend de Peyster wiederentdeckt und nach dem Eigentümer seines Schiffes "Ellice-Inseln" genannt. In der nächsten Dekade kamen die Walfänger und Händler. Um 1800 begannen einige europäische Händler im Auftrag australischer, deutscher und US-amerikanischer Gesellschaften mit der Organisation des Exports von Kokosöl und Kopra. Hier begann das europäische Interesse am Landbesitz. Die Einheimischen waren zunächst nicht sehr interessiert an der Produktion von Kopra, aber an westlichen Produkten interessiert, die zum Tausch benutzt wurden. So baute das Hamburger Handelshaus Godeffroy& Sohn auf der Basis von Kopra ein gut laufendes Exportgeschäft auf. Andere folgten und die Produktion von Kopra wurde zur zentralen Aufgabe des Landbesitzes.

Die Fremden brachten die Idee des Geldes nach Tuvalu. Gewerblicher Anbau wurde ein Anlaß für den Wettbewerb um Land. Die Menschen interessierten sich mehr dafür, mit ihrer Arbeit Geld zu verdienen, westliche Produkte schienen das Leben zu erleichtern. Die Tuvaluer waren zu diesem Zeitpunkt nicht in der Lage zu erkennen, daß der Produkttausch sie von auswärtigen Mächten abhängig machen würde.

In den 1820er Jahren erhielten die ersten europäischen Händler von Kopra, Kokosöl, Perlmuscheln und Werkzeug Einfluß auf die Häuptlinge und dadurch auf das Land, was die einfachen Leute mißbilligten; Europäer galte als unehrlich; einige wurden erschlagen für Verstöße gegen die guten Sitten wie z.B. das Baden in einem Brunnen.

3b)Missionare und Land

In den 1860er Jahren wurde Tuvalu von der London School of Missionaries mit Hilfe samoanischer Pastoren missioniert, sie behielt ihre beherrschende Stellung auf den Inseln fast 100 Jahre lang. 90% aller Tuvaluer sind heute Mitglieder der Nachfolgekirche Ekalesia o Tuvalu.

Die samoanischen Geistlichen waren mit ihrer Mission dann erfolgreich, wenn die Häuptlinge sie akzeptierten; taten sie dies nicht, konnten sie nicht im Dorf bleiben. Im Kontrast zur christlichen Mythologie wird in den Tuvaluer Mythen die Dunkelheit als schöpferische Kraft gesehen. Den ersten Missionaren wurde die Benutzung des Landes nicht erlaubt, was es für sie hart machte, zu überleben. Der Tuvaluer Autor Taafaki vertritt einen entgegengesetzten Standpunkt: Die samoanischen Missionare hätten sich selbst als Häuptlinge etabliert und die Dorfbewohner zur Abgabe von Fisch und Nahrung gezwungen. Der Erfolg der christlichen Religion beruht nach seiner Meinung auf ihrer Ähnlichkeit zum traditionellen Tuvaluer Glauben, in dem ebenfalls eine Gottheit verehrt wird. Samoanische Missionare erhielten mit Einfluß auf die Häuptlingsposition Zugriff auf das Land.

Speziell auf den südlichen Inseln erhielten Priester Kontrolle über das land. Die Diener der traditionellen Tuvaluer Götter, die Vaka-atua, besaßen neben den Häuptlingen das meiste Land, wenn es den Priestern gelang, die Rolle der vaka-atua zu übernehmen, beerbten sie auch ihren Landbesitz.

4)Kolonialmacht und Zweiter Weltkrieg

Unter britische Jurisdiktion fiel Tuvalu im Jahr 1877; 1892 wurde es Bestandteil des Protektorats "Gilbert-und Ellice-Inseln", das 1915 eine Kolonie wurde. Der Zweite Weltkrieg brachte eine kurzfristige Machtverschiebung, danach stabilisierte sich aber zunächst die britische Kolonialherrschaft. Die Vereinigung der mikronesischen Kiribatier mit den polynesischen Tuvaluern war für die britische Kolonialmacht praktisch, aufgrund der kulturellen Differenzen hatte die Bevölkerung aber ihre Probleme damit. 1974 trennte sich Tuvalu von den Gilbert-Inseln und wurde 1978 unabhängig. Zweiter Weltkrieg und Kolonialherrschaft hatten gravierende, bis heute nachwirkende Auswirkungen auf die Landproblematik.

4a)Kolonialherrschaft und Land

Der Kopraanbau änderte das System des Landbesitzes dadurch, daß er Land zu einem Gegenstand machte, der Geld wert war. Land war nicht länger nur Essen und Kleidung. Dadurch kamen Streitigkeiten um seinen Besitz auf. Um diese Streitigkeiten zu regulieren, gründete die britische Kolonialverwaltung im Jahr 1894 mit Einheimischen besetzte Gerichte sowie im Jahr 1918 eine Landkommission, die im Jahr 1949 nach dem Ende des Zwieten Weltkriegs ihre Arbeit beendete. Die Landverteilung aus der Frühzeit ist aber bis heute teilweise strittig und wird deshalb von speziellen Gerichten geregelt.

Die britische Kolonialadministration griff mit der Vergabe von Besitztiteln in die Landverteilung ein. Hierzu war es notwendig, Konflikte von Einheimischen mit Siedlern zu lösen und die Siedler zuschützen. Bis dahin hingen diese vom Wohlwollen der Tuvaluer Häuptlinge ab, die ihnen Land zur Bearbeitung überlassen konnten.

Die Tuvaluer besaßen oft Land auf mehr als einer Insel, aber die von 1934-1949 tätigen Lake- und Kennedy-Kommissionen registrierten dieses Land nicht und die Leute verloren ihre Ansprüche. Die Landgesetze verboten damals wie heute Kauf und Verkauf von Land, erlaubten aber gemäß den traditionellen Regeln seinen Verleih. Die Kennedy-Kommission, die im Jahr 1936 die Landeigentümer auflistete, erwähnte Frauen oft nicht, weilsie davon ausging, daß deren Nachkommen sich für sie melden würden.

Diew britische Administration war sich der Problematik von Landknappheit durch Überbevölkerung bewußt, in den Protektoratsreporten wurde auch die Problematik der Stürme (draughts) erwähnt; sie versuchte, die Probleme durch Arbeit auswärts, Besiedlung unbewohnter Inseln und Landkauf z.B. in Fiji zu bewältigen.

4b)Militär und Land

Der Pazifikkrieg hatte einen großen Einfluß auf die Landverteilung, er änderte auch das Denken der Tuvaluer durch eine bessere Infrastruktur, Arbeit auf den Militärbasen, Training und neue Erfahrungen.

Nachdem Japan die Kontrolle über die Phosphatvorkommen von Nauru und Ocean Island erobert hatte, war die Kontrolle der Ellice-Inseln für das Empire wichtig. Im März 1941 wurde ein Küstenwachsystem zur Kontrolle der japanischen Militärbewegungen eingerichtet, im Dezember 1941 eroberte japan die Ocean-Insel, die Grenze zwischen Japan und Empire verlief nun nördlich der Ellice-Inseln. Die US-Marines richteten im Oktober 1942 Militärbasen auf Funafuti, Nanumea und Nukufetau ein. Die Inseln wurden Flugplätze, die Lagunen Häfen. Sie wurden Ausgangspunkt der Zentralpazifik-Offensive der US-Truppen. Die Folgen für die Landverteilung waren enorm. Auf Funafuti wurde 1/3 des Inselgebiets militärisch genutzt, Kokos- und andere Bäume wurden gefällt, Gärten zerstört. Die Bevölkerung wurde vor der Ankunft der Truppenkontingente nicht über ihr Schicksal informiert, sie akzeptierte aber die Umsiedlung auf andere Inseln. Der Subsistenzackerbau endete auf Funafuti mit der Anlage der Landebahnen und M ilitärbasen. Die ''Pulaka''-Gruben mußten gefüllt werden und wurden nutzlos. Größere Grubengebiete (8 von 260 ha) wurden mit Wasser gefüllt, das brackig wurde, attraktive Strände wurden vom Militär benutzt, der Landverlust differierte nach Inseln, war aber vorhanden. Auch Land und Gebäude der "Burns-Philp-Geselllschaft" in Tokotu (Funafuti) wurde beschlagnahmt; die Gesellschaft hatte sich 1940 vom Koprahandel wegen sinkender Preise und fehlender Schiffbarkeit der Gewässer zurückgezogen.

Um die Basen erbaute das Miltär Infrastruktur. Die Pazifikschlacht hatte zerstörerische Folgen für Tuvalu; während der Bombardements mieden die Einheimischen die Nähe der Militärbasen. Am schlimmsten waren die Folgen für die Tuvaluer, die auf den japanisch besetzten Nauru- und Ocean-Inseln lebten: von 350-400 Personen starben 55.

4C)Wieder Kolonialherrschaft

Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs übernahmen die Briten erneut die Herrschaft, alte Strukturen mußten erneut etabliert werden. Die US-Truppen wurden gebeten, ihre Einrichtungen teilweise abzubauen, der Flughafen wurde aber beibehalten. Für die Amerikaner gehörte er zu ihrer Pazifik-Entwicklungsstrategie und die Briten schätzten seine Bequemlichkeit.

Die Tuvaluer beeilten sich nicht, den Ackerbau wiederaufzunehmen. Durch ihre Arbeit für die Truppen hatten sie genug Geld und erwarteten außerdem höhere Entschädigungszahlungen für die im Krieg zerstörten Pulaka-Gruben und Baumplantagen. Die britische Administration wollte jedoch nur die Umzugskosten übernehmen. Sie förderte gewerblichen Ackerbau. Den Tuvaluern wurde Ackerabu auf dem früher von Burns-Philp gemieteten Land erlaubt, dieses Unternehmen verlangte nie eine Erneuerung seines Mietvertrages. Die Bemühungen der britischen Administration um den gewerblichen Ackerbau trugen Früchte: Im Jahr 1974 war der größte Teil des Einkommens der Inselbewohner von Nanumea aus Kopra-Produktion, der Rest von Verwandten, die auswärts arbeiteten. 1973 arbeiteten 40% der Landbesitzer auf den Phosphatminen von Ocean-Island und Nauru und unterstützten mit dem verdienten Geld ihre Familien, die meisten kehren aber nach Tuvalu zurück,wenn sie sich zur Ruhe setzen und auf ihrem Land leben wollen.

Für Tuvaluer hat Land immer noch eine hohen Status und sie investieren in diese Ressource. Im krieg verdienten die Leute von Vaitupu etwa 4000 $. Von diesem Geld kauften sie im Jahr 1946 die Fiji-Insel Kioa. Bis im jahr 1954 ein Gesetz der Fiji-Inseln Immigration erschwerte, wollten viele Tuvaluer dorthin auswandern, auch auf andere Inseln.

5)Unabhängigkeit und Zukunft

Tuvalu wurde 1978 unabhängig. Seitdem ist das Land mit neuen Entwicklungen und Problemen konfrontiert, auch mit Blick auf das Land. Tuvaluer leben immer noch gern auf ihrem Land, das Problem ist die steigende Bevölkerungszahl, in den 1970er Jahren machte die Tuvaluer Regierung Familienplanung zu einem ihrer Schwerpunkte.

5a)Neues System des Landbesitzes

In der heutigen Zeit gehört Land oft Individuen; dies führt zu Problemen, wenn diese außerhalb arbeiten. In Übereinstimmung mit dem Landgesetz hat die Familie oft das Recht, die vaevae, das Land in Individualbesitz, zu nutzen. Das im Familienbesitz befindliche Land Kaitahi wird ebenfalls oft als individuelles Land genutzt, wenn das Gelände unter den Besitzern aufgeteilt ist. Traditionell wurde das Land in Streifen vom Ozean bis zur Lagune aufgeteilt, um allen Zugang zu den Ressourcen zu gewähren. Heute ist das Land meist in kleine Stücke aufgeteilt; es ist immer noch eine Ressource für den Lebensunterhalt, selbst wenn die meisten Familienmitglieder auswärts arbeiten.

Auch heute teilen sich manche Gemeinschaften Land, das verwaltet wird vom Inselrat oder vom Rat der Häuptlinge. Die Produkte sind für öffentlichen Bedarf, Gewinne gehen in eine Fonds.

5b)Entwicklung

Tuvalu versucht seine Ökonomie auf der Basis von Land zu entwickeln. Für Gemeinschaftsprojekte wurde Land früher unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Heute ist es aber für Landeigentümer nicht mehr möglich, für die infrastrukturelle oder agrarische Entwicklung des Landes umsonst Land abzugeben; sie verlangen Kompensation (Leasinggebühr oder Miete), was die Kosten für Entwicklungsprojekte erhöht.

Ein kleines Land wie Tuvalu kann kaum ökonomische Unabhängigkeit erreichen. Es hat jedoch einen Fonds von 30 Mio AUS-$ zum Ausgleich von Währungsschwankungen angelegt; das Geld wurde aus dem Verkauf der Internetdomain.tv erlöst.

5c)Globale Erwärmung

In 50 Jahren könnte die Oberfläche Tuvalus ganz von Meer bedeckt sein, wenn die globale Temperatur und der Meeresspiegel im jetzigen Tempo weiter ansteigen. Die Durchschnittshöhe Tuvalus beträgt 1m über NN. Die UN versuchen, einer weiteren Erwärmung entgegenzuwirken, das Problerm ist aber, daß die Industriestaaten keine besondere Eile bei der Reduzierung der Treibhausgase an den Tag legen. Für Länder wie Tuvalu kann Evakuierung der Bevölkerung eines Tages die einzige Überlebensmöglichkeit sein.

Verlust von Territorium und Land bedeutet Verlust der Souveränität. Einen Platz zum Aufbau eines neuen Staates gibt es für die Tuvaluer nicht. Bereits die jetzt häufigere Überflutung von Land macht Landwirtschaft an vielen Orten unmöglich, der Boden ist übernitriert. Der Druck auf Land wird stärker werden, bis Regulierungen für den Umgang mit Landlosigkeit gefunden sind. Tuvalu kann diese Aufgabe nicht allein bewältigen.

6)Resümee/Zusammenfassung

In der Zeit vor Ankunft der Europäer war Land auf Tuvalu Eigentum der Gemeinschaft. Die Familien teilten Land und Arbeit, um sich ausreichend ernähren zu können. Auf dem wenigen Land

mit rauen Bedingungen bestand ein Zwang zur Arbeitsteilung. Einzelne Individuen konnten nicht genügend Pflanzen zur Nahrungsgewinnung züchten. Die Häuptlinge besaßen größere Flächen Land, mußten aber die Produkte für Feste in der Gemeinde oder außerordentlichen Bedarf zur Verfügung stellen. Die Missionare lehnten das Gemeineigentum ab und förderten seine Aufteilung unter Einzelpersonen, um der Armut vorzubeugen. Damit war das bis heute sehr verbreitete Ideal von privatem Landbesitz geboren. Die Händler und Pflanzer von Kopra und Kokosöl brachten die Idee von Geld und Kauf westlicher Produkte für landwirtschaftliche Erzeugnisse auf die Inseln. Die Pflanzer benötigten ein stabiles Landbesitzsystem und erhielten hierbei Hilfe von der britischen Kolonialmacht. Deren Administration richtete eine Landkommission zur Klärung von Streitfällen und Registrierung von Besitztiteln ein. Beim Prozeß der Landregistrierung wurden Frauen generell sowie Landrechte auf anderen als der Insel, auf der man wohnte, nicht berücksichtigt, die Ansprüche hierauf gingen auch den nachfolgenden Generationen verloren.

Der Zweite Weltkrieg änderte das Leben der Bewohner derjenigen Inseln, auf denen US-Militärbasen eingerichtet wurden. Dörfer wurden umgesiedelt, Gärten, Bäume und natürliche Umgebung wurden zerstört. Tuvaluer erhielten Arbeit auf Militärbasen, was ihre Bildung und ihren Lebensstandard verbesserte. Die Welt kam nach Tuvalu und brachte neue Ideen(Anm. d. Übers.:Das ist albern und könnte aus einem US-Marine-Reklameprospekt sein). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Unabhängigkeit vorbereitet. In der Nachkriegszeit hatten die Inseln neue Probleme in Bezug auf das Land. Infolge des Bevölkerungswachstums wurde Landknappheit ein zunehmend größeres Problem. Subsistenzlandwirtschaft wurde für viele nicht mehr tragbar; wer auswärts arbeitende Verwandte hatte, die ihn mit Geld für importierte Lebensmittel versorgte, hatte Glück. Die meisten Auslandsarbeiter kehren aber, wenn sie sich zur Ruhe setzen, zurück. Ihr Bedarf nach Land verschlimmert die Situation zusätzlich.

Ein anderes Problem ist die globale Erwärmung. Es wir dgeschätzt, daß Tuvalu in den nächsten 50 Jahren sein Territorium komplett verlieren könnte. Wie man mit Landlosigkeit umgeht, ist ungeklärt.

 

Bildangaben:

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Der Urheber des Bildes ist "Tzzzpfff".

 

Literaturangaben:

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