17.02.2010

Kritik an Verklärung des Buddhismus und an Bhutans "Bruttosozialglück"

Museum für Ostasiatische Kunst eröffnet Bhutan-Ausstellung (20.2.)


Als "romantische Verklärung Bhutans" rügte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die Ausstellung "Bhutan - Heilige Kunst aus dem Himalaya", die vom Innen- und Kulturministerium des Himalaya-Staates zusammengestellt wurde und am 20. Februar im Museum für Ostasiatische Kunst in Köln eröffnet wird. "Bhutan pflegt damit das Image paradiesischer Zustände in seinen Grenzen, doch für mehr als 100.000 Angehörige der Völker Südbhutans und Sarchops aus dem Osten des Landes wurde das Leben im vermeintlichen Paradies zum Albtraum" begründet Ulrich Delius, Asienreferent der GfbV, die Kritik der in Göttingen ansässigen Menschenrechtsorganisation.

 

Erfolgreich pflegt das Königreich Bhutan seinen Ruf als das einzige Land der Erde, in dem die Regierung ihren Erfolg nicht nur am materiellen Wohlstand sondern ausdrücklich an Zufriedenheit und Glücksempfinden seiner Bürger misst. "Doch statt paradiesischer Verhältnisse herrscht Apartheid in Bhutan", kritisierte Delius. "Alle seit 1985 ausgestellten Staatsbürgerschaftsdokumente für die Nepali-stämmigen Bhutanesen aus dem Süden und die Sarchops aus dem Osten des Landes wurden für ungültig erklärt. Die Betroffenen mussten das Land verlassen."

 

"Das Museum für Ostasiatische Kunst hat seit Jahrzehnten einen guten Ruf bei der Vermittlung fremder Kulturen", erklärte Delius. "Deshalb bedauern wir es umso mehr, dass es sich von der Regierung Bhutans einspannen lässt, um dem Himalaya-Staat trotz der Vertreibungen einen guten Ruf zu verschaffen."

 

Heute leben rund 88.000 der Ausgebürgerten als Vertriebene im Nachbarland Nepal. Weitere 15.000 fanden seit 2005 in Drittländern Zuflucht, unter anderem in den USA und in Kanada. Nach Bhutan können sie nicht zurück.

 

Die königliche Regierung verfolgt seit 1988 die Politik "Eine Nation, ein Volk". Mit aller Macht versucht die herrschende Nationalität der Ngalong, alle anderen ethnischen Gruppen zur Aufgabe ihrer Kultur, Sprache und traditionellen Kleidung zu zwingen. So wurden beispielsweise hinduistische Rituale verboten, Nepali verlor den Status als Verkehrssprache. Proteste der unterdrückten Bevölkerungsgruppen wurden mit Gewalt niedergeschlagen und Demonstranten festgenommen. Die Armee zerstörte viele Dörfer, in denen man Kritiker des Königs vermutete, und vertrieb mutmaßliche Unterstützer der Nepali und Sarchops. Bhutan war bis zum Jahr 2008 eine absolute Monarchie. Erst dann gestattete das Königshaus deren Umwandlung in eine konstitutionelle Herrschaftsform unter König (Druk Gyalpo) Jigme Khesar Namgyel Wangchuk.

 

Ulrich Delius ist zu erreichen unter asien@gfbv.de