18.04.2005

Kritik an KFOR-Einsatz in Prizren: Hilferufe der Roma und Aschkali nicht beachtet

Kritik am Verhalten der KFOR während der blutigen Unruhen im März im Kosovo hat auch die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) geübt. Der albanische Mob habe sich nicht nur gegen die serbische Minderheit, sondern auch gegen die letzten noch im Kosovo verbliebenen Roma und Aschkali gerichtet. In Vucitrn/Vushtrri seien alle Häuser der noch 56 Aschkali-Familien in Flammen aufgegangen, ohne dass die KFOR eingeschritten sei. In Prizren seien die deutschen KFOR-Truppen am Abend des 17. März zweimal telephonisch ausdrücklich um Schutz für die Roma und Aschkali gebeten worden. Doch in ihren Vierteln sei nicht einmal eine Patrouille aufgetaucht, berichtete die Menschenrechtsorganisation. Die GfbV fordert seit Jahren, dass das Mandat der KFOR erweitert wird, damit Roma, Aschkali und Ägypter aktiv geschützt und ihre Rechte durchgesetzt werden.

 

"Es ist eine Tragödie, dass mitten in Europa die Angehörigen dieser Minderheiten nur unter Lebensgefahr ihre zu Ghettos gewordenen Restsiedlungen verlassen können und die Eingeschlossenen von der UN-Zivilverwaltung UNMIK vernachlässigt und von der KFOR allein gelassen werden", sagte die Südosteuropa-Referentin der GfbV, Jasna Causevic, am Mittwoch in Göttingen. Während zehntausende zerstörte albanische Häuser wiederaufgebaut worden seien, lägen fast alle der rund 14.000 zerstörten Häuser der Roma und Aschkali entweder noch in Trümmern, oder sie seien unter den Augen der KFOR von Albanern besetzt worden.

 

"Wo immer Roma und Aschkali sich sehen lassen, werden sie von Albanern bedroht", berichtet der Leiter des GfbV-Kosovo-Teams, Paul Polansky. Seit den Übergriffen säßen viele auf gepackten Koffern, Schüler und Studenten trauten sich nicht mehr zum Unterricht, Männer könnten nicht mehr außerhalb ihrer Siedlungen arbeiten, Kranke machten sich nicht mehr auf den Weg zum Arztbesuch.

 

Im Kosovo sind nur noch etwa 20.000 Angehörige der Roma, Aschkali und "Ägypter" verblieben. Rund 130.000 wurden nach 1999 von extremistischen Albanern, unterstützt von großen Teilen der albanischen Bevölkerung, vertrieben. 14.000 von 19.000 ihrer Häuser und 75 ihrer Dörfer und Stadtteile wurden zerstört.