12.01.2006

Kosovo: "UNMIK lässt Flüchtlingskinder sterben!" Keine Zwangsumsiedlung auf verseuchtes Gebiet!

Außenminister Steinmeier trifft UNMIK-Chef Jessen-Petersen

"UNMIK lässt 218 Flüchtlingskinder sterben!" stand auf einem der Transparente, mit denen die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Donnerstag während ihrer stillen Mahnwache vor dem Auswärtigen Amt in Berlin gegen die geplante Zwangsumsiedlung von 560 Roma und Aschkali in eine ehemalige Kaserne der Kfor auf Blei verseuchtem Gelände im Kosovo protestierte. Die Menschenrechtsorganisation forderte von Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der an diesem Donnerstagmorgen ein Gespräch mit dem UN-Sondergesandten für Kosovo, dem Dänen Sören Jessen-Petersen, führte, diese Umsiedlung nicht zu finanzieren. "Sonst macht sich die Bundesregierung mitschuldig an der schleichenden tödlichen Vergiftung der Flüchtlinge und ihrer Kinder", warnte der GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch, "die Roma, die seit ihrer Vertreibung durch extremistische Albaner 1999 in den ebenfalls mit Schwermetallen vergifteten drei Flüchtlingslagern Cesmin Lug, Kablare und Zitkovac untergebracht wurden, müssen endlich in nicht verseuchtem Gebiet in Sicherheit gebracht und von Medizinern entgiftet werden." Das Außenministerium hat für die Umsiedlung der Roma 500.000 Euro bereitgestellt."

 

"Der Plan der Übergangsverwaltung der Vereinten Nationen im Kosovo UNMIK, die durch die jahrelange extreme Belastung mit hochgiftigen Schwermetallen gesundheitlich schon schwer geschädigten Menschen nun in die nur wenige Meter entfernte Kaserne umzusiedeln ist ein unglaublicher Plan!", kritisierte Zülch scharf. "Französische KFOR-Soldaten, die nur wenige Monate in dieser Kaserne auf dem Gelände stationiert waren, haben uns vertraulich mitgeteilt, dass sie wegen der Bleibelastung in den ersten Monaten nach ihrer Rückkehr keine Kinder zeugen sollen."

 

Die GfbV wirft der UNMIK vor, die Schutz suchenden Flüchtlinge wie Menschen zweiter Klasse behandelt und sie über sechs Jahre lang wissentlich den tödlich giftigen Schwermetallen ausgesetzt zu haben. "Alle Warnungen und Appelle, die Roma und Aschkali anderswo unterzubringen wurden ignoriert", berichtete Zülch. Immer wieder hatte die GfbV die Evakuierung der Lager gefordert, die nach der Nato-Intervention unmittelbar neben einer giftigen Abraumhalde einer Mine errichtet wurden. Damals begann die gewaltsame Vertreibung von mindestens 120.000 der früher rund 150.000 Roma und Aschkali aus dem Kosovo durch extremistische Albaner.

 

Im vergangenen Oktober war der renommierte Umweltmediziner Klaus-Dietrich Runow mit einer GfbV-Delegation in die Lager gefahren. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen waren erschreckend: Er fand nicht nur die "höchste jemals in menschlichen Haarproben nachgewiesene Bleibelastung". Er sagte auch voraus, dass vor allem die im Lager geborenen Kinder der Roma irreversible Schädigungen des Nerven- und Immunsystems sowie Störungen des Knochenwachstums und der Blutbildung davontragen. Vor allem die im Lager geborenen Kinder zeigen zum Teil schwere Symptome von Bleivergiftung wie Koordinationsstörungen, Gedächtnisverlust bis hin zu komatösen Zuständen. Das ständige Team der GfbV im Kosovo registriert dort seit langem ungewöhnlich viele Todesfälle und Fehlgeburten.