28.04.2005

Kosovo-Roma, -Aschkali und -Ägypter stellen gemeinsame Forderungen

Gemeinsames Forum gegründet

Auf Initiative der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) wurde am 9. Januar 2000 in Göttingen das "Deutsche Forum der Roma, Aschkali und Ägypter aus dem Kosovo" gegründet. An der Konferenz in einem Hörsaal der Universität nahmen etwa 500 Angehörige der drei Flüchtlingsgruppen teil. Das Forum versteht sich als ein Bündnis, das die gemeinsamen Interessen in Exil und Heimat in politische Stellungnahmen und Aktionen überführen will. Die Teilnehmer der Konferenz verabschiedeten einen Forderungskatalog an die Regierungen der Staaten, die sich an der Friedenstruppe KFOR bzw. an der Mission der Vereinten Nationen Unmik beteiligen.Der Forderungenkatalog hat für das Forum programmatischen Charakter und umfasst die folgenden Punkte (in Stichworten):

  • Garantie der Sicherheit aller im Kosovo verbliebenen Siedlungen der Roma, Aschkali und Ägypter durch KFOR und internationale Polizei,
  • ausreichende humanitäre und medizinische Hilfe, Arbeitsplätze für Angehörige der Minderheiten gemäß ihrem prozentualen Anteil an der Bevölkerung und Einschulung der Kinder,
  • Rückerstattung des Eigentums an Flüchtlinge und Vertriebene, Einbeziehung der zerstörten Siedlungen in das Wiederaufbauprogramm,
  • Strafverfolgung aller Kriegsverbrecher ungeachtet ihrer ethnischen Zugehörigkeit.
  • Solange diese Forderungen nicht erfüllt sind, ruft das Forum die deutschen Innenministerien dazu auf, von Abschiebungen der etwa 30.000 Roma, Aschkali und Ägypter aus dem Kosovo abzusehen.

    Im Forum haben sich etwa 30 Vertreter von Exilvereinigungen in ganz Deutschland organisiert. Es ist offen für weitere Teilnehmer – auch aus anderen europäischen Ländern. Sein engerer Koordinationskreis, wie er sich am 3. März konstituierte, ist aus sieben führenden Vertretern der drei Volksgruppen zusammengesetzt:

    Dr. Ibrahim Hassani und Djoni Sichelschmidt (Rom e.V. Köln) für die Roma, Berat Cerimi, Dr. Bajram Uka und Enver Redzepi für die Aschkali sowie Robertina Ashouri und Murteza Krasniq für die Ägypter.

    Die GfbV wurde gebeten, weiterhin die Moderation sowie die Öffentlichkeits- und Sekretariatsarbeit des Forums zu übernehmen. Kontaktadresse ist daher das Südeuropa-Referat der Gesellschaft für bedrohte Völker, Postfach 2024, 37010 Göttingen, Tel. 0551/49906-16, Fax 0551/58028, E-Mail:bosnien@gfbv.de

     

    Die Gründung des Forums fiel weder Angehörigen der drei Minderheiten noch dem GfbV-Bundesvorsitzenden Tilman Zülch und seinen Mitarbeitern leicht. Aschkali und Ägypter stellen einander das Existenzrecht in Frage, die Roma werfen beiden Gruppen vor, die Einheit der Roma-Bewegung zu zerstören. Während der von Slobodan Milosevic betriebenen Apartheidpolitik im Kosovo seit 1989 ließen sich einzelne Angehörige der drei Minderheiten - aber auch der albanischen Bevölkerung – instrumentalisieren. Unterschiedlich sind schließlich auch die Vorstellungen von einer Rückkehr in das Kosovo: Ein Teil der Roma träumt einer direkten EU-Bürgerschaft aller Roma.

    Doch das gemeinsame Schicksal der Vertreibung und die geringen Chancen auf Asyl in Deutschland bewog die Beteiligten am Ende zur Zusammenarbeit. Das Forum wird immer wieder hart arbeiten müssen, um im Konsens zu entscheiden. Ist der gemeinsame Nenner aber einmal gefunden, dass wird es Roma, Aschkali und Ägyptern leichter fallen, ihren Interessen in Deutschland zu vertreten. Damit hätte das Forum seinen Zweck erfüllt.