11.01.2006

Kosovo: Aktion gegen Zwangsumsiedlung von Romaflüchtlingen

Außenminister Steinmeier trifft UNMIK-Chef Jessen-Petersen

Mit einer stillen Mahnwache wird die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am kommenden Donnerstag (12.Januar) während des Treffens von Außenminister Frank-Walter Steinmeier mit dem UN-Sondergesandten für Kosovo, Sören Jessen-Petersen, gegen die geplante Zwangsumsiedlung von 560 Roma-Flüchtlingen protestieren. Die Flüchtlinge - unter ihnen 218 Kinder unter zehn Jahren - sollen nach dem Willen der Übergangsverwaltung der Vereinten Nationen im Kosovo UNMIK aus drei hochgradig mit Schwermetallen belasteten Lagern in unmittelbarer Nähe einer Minenabraumhalde in eine nur 20 Meter entfernte Kaserne umziehen. Das deutsche Außenministerium will den Umzug mit 500.000 Euro finanzieren, obwohl auch dieses Gelände verseucht ist. Angehörige der französischen KFOR-Truppen, die dort nur wenige Monate stationiert waren, hatten GfbV-Mitarbeitern vertraulich mitgeteilt, dass sie wegen der Bleibelastung dringend gewarnt worden seien, in den ersten Monaten nach ihrer Rückkehr Kinder zu zeugen. Die Flüchtlinge jedoch mussten seit 1999 in den drei UN-Lagern ausharren. 120.000 der ehemals 150.000 Roma und Aschkali wurden seit 1999 von albanischen Extremisten gewaltsam aus dem Kosovo vertrieben.

 

Die GfbV wirft der UNMIK vor, die Flüchtlinge - unter ihnen 218 Kinder unter zehn Jahren - seit 1999 wissentlich der extrem hohen Belastung mit den tödlich giftigen Schwermetallen ausgesetzt zu haben. Die Menschenrechtsorganisation hat immer wieder die Evakuierung der Lager Cesmin Lug, Kablare und Zitkovac gefordert und im vergangenen Oktober eine Untersuchungsdelegation mit dem renommierten Umweltmediziner Klaus-Dietrich Runow zu den Flüchtlingen gesandt. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen waren erschreckend: Er fand nicht nur die "höchste jemals in menschlichen Haarproben nachgewiesene Bleibelastung". Er sagte auch voraus, dass vor allem die im Lager geborenen Kinder der Roma irreversible Schädigungen des Nerven- und Immunsystems sowie Störungen des Knochenwachstums und der Blutbildung davontragen. Das ständige Team der GfbV im Kosovo registriert seit langem ungewöhnlich viele Todesfälle und Fehlgeburten.

 

Zu unserer spontan organisierten Menschenrechtsaktion

 

am Donnertag, den 12. Januar 2006, von 09.30 Uhr an vor dem Auswärtigen Amt, Werderscher Markt, in Berlin

 

laden wir Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen von den Bildredaktionen herzlich ein.

 

ACHTUNG BILDREDAKTIONEN: Wir werden neben Transparenten auch großformatige farbige Bilder von Kindern aus den Lagern tragen, die bereits unter schwerer Bleivergiftung leiden.