14.12.2006

Klimawandel

"Wir haben zu kämpfen um uns als Volk über Wasser zu halten, unsere indigene Weisheit, unsere Traditionen zu bewahren. Wir sind ein anpassungsfähiges Volk, aber Anpassungsfähigkeit hat Grenzen…Wir sind es, die diese frühe Warnung an den Rest der Welt senden."

(Sheila Watt-Cloutier; ehem. Vorsitzende der ICC)

Nördlich des Polarkreises leben mehr als 30 indigene Völker von der Jagd auf Eisbären, Walrossen und Robben, von der Rentierhaltung, vom Fischfang und vom Sammeln. Seit Jahrhunderten konnten sie ihre Lebensweise an die sich wandelnden Umweltbedingungen anpassen. Doch seit auf ihrem Gebiet Öl und Gas gefördert wird, ist alles anders geworden. Ihre Umwelt zerstört und ihre Gesundheit beeinträchtigt.

Jetzt droht den 400.000 Ureinwohnern der Arktis die Vernichtung ihrer letzten Lebensgrundlagen. Denn hier vollzieht sich der Klimawandel, der durch das Verbrennen fossiler Energieträger wie Öl und Kohle in den Industriestaaten verursacht wird, zwei- bis dreimal schneller als im globalen Durchschnitt.

Die Winter in der Arktis sind kürzer und wärmer geworden, Gletscher schmelzen, Eisbären verhungern und bestimmte Pflanzenarten wachsen nicht mehr. Sichere und vertraute Wege über das Eis sind heute gefährlich geworden. So ist es bereits zu Todesfällen gekommen, als Inuit beim Jagen und Fischen durch zu dünn gewordenes Eis eingebrochen sind. In Alaska reißt die Wirkung des Klimawandels den Bewohnern des Dorfes Shishmaref an einer Steilküste buchstäblich den Boden unter den Füßen weg. Sie sehen sich gezwungen, ihren seit vielen Generationen bewohnten Ort zu verlassen. Durch die steigenden Temperaturen kommt es zu Seestürmen und Küstenerosion. Allein in Alaska sind 184 weitere Gemeinden der Gefahr von Erosion und Überflutung ausgesetzt.

Den Klimawandel eindämmen können nur die Industrieländer als seine Hauptverursacher. Doch statt den Ureinwohnern der Arktis Hilfe bei der Bewältigung der Klimaschäden anzubieten, die indigenen Völker

mehr in die internationale Klimapolitik einzubinden und den Klimawandel mit einer verantwortungsvollen Energiepolitik einzudämmen, setzen die Unternehmen und Regierungen ihren Kurs unbeeindruckt fort. Sie schielen bereits nach den wirtschaftlichen Perspektiven, die eine eisfreie Arktis bieten würde, und versuchen, sich die Rechte an der Ausbeutung weiterer Ressourcen unter dem nun schmelzenden Eis zu sichern.

Deutsche Konzerne wie E.ON/Ruhrgas und Wintershall fördern über die Köpfe der indigenen Bewohner hinweg Öl und Gas, ohne internationale Standards einzuhalten, wie z.B. auf der Jamal-Halbinsel im Norden Russlands. Dort kämpfen 80.000 Rentiernomaden um ihr Überleben. Durch die rücksichtslose Öl- und Gasförderung wird die Umwelt zerstört und verseucht, die Gesundheit der Indigenen geschädigt und - am anderen Ende der Pipeline - der Klimawandel weiter vorangetrieben.