04.06.2015

Kirchentag: Symbolisches Zeltlager für verfolgte Christen des Irak und Syriens

Wann: 4. Juni 2015, um 11 Uhr

Wo: Evangelischer Kirchentag, Markt der Möglichlichkeiten, vor der Zelthalle 7 in Stuttgart

Mit einem spontan errichteten symbolischen Zeltlager für die überlebenden Opfer des IS-Terrors in Syrien und dem Irak appelliert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Donnerstag in Stuttgart an die Leitung und die Teilnehmer des Kirchentages, den gejagten Christen, Yeziden und anderen religiösen Minderheiten in den Ländern des Nahen Ostens viel aktiver beizustehen als bisher. "Es reicht nicht, den Völkermord der Vergangenheit unentwegt zu beklagen, aber der Vernichtung von assyrisch-aramäischen Christen und Yeziden heute tatenlos zuzusehen. Wir bedauern, dass der Kirchentag auch dieses Mal keine seiner Großveranstaltungen dem Schicksal von Genozid Opfern der Gegenwart gewidmet hat", erklärt der GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch.

"Es muss alle aufrütteln und empören, wenn Hunderttausende von Yeziden und Christen im Irak und Syrien um ihr Leben laufen müssen, wenn islamistische Extremisten ihre Gefangenen zu Tausenden ermorden, wenn yezidische Frauen und Mädchen vergewaltigt und auf Sklavenmärkten verkauft werden", mahnt der Menschenrechtler. "Beim Deutschen Evangelischen Kirchentag muss bei den Großveranstaltungen darüber berichtet werden, dass die christlichen Volksgruppen nach 2000 Jahren vollends aus ihrem Ursprungsland vertrieben werden, ihre Kirchen und Kulturgüter zerstört und ihre aramäische Sprache, die auch Christus als Muttersprache gesprochen hat, dem Untergang geweiht wird. Deshalb fordern wir den Kirchentag und die hier versammelten Christen dazu auf, sich einzumischen und Politiker zum Handeln zu drängen."

Um die Not der Flüchtlinge und Vertriebenen und der von Terrormilizen eingekesselten Zivilbevölkerung in den kurdischen und christlichen Regionen Nordsyriens zu lindern, muss die türkische Regierung von der Bundesregierung energisch dazu gedrängt werden, die Grenzübergänge für humanitäre Hilfe und Flüchtlinge offenzuhalten. Dafür muss die EKD ihren ganzen Einfluss einsetzen. Schließlich muss die Bundesregierung Ankara massiv auffordern, ihren Einfluss auf die IS-Extremisten zu nutzen, damit die rund 200 assyrisch-aramäischen Christen endlich freigelassen werden, die am 23. Februar von den Islamisten aus acht assyrischen Dörfern am Khabour-Fluss im äußersten Nordosten Syriens verschleppt wurden. Tausende Assyrer mussten damals fliehen, viele Kirchen wurden zerstört. Wir erinnern den Kirchentag daran, dass von den beiden am 22. April 2013 bei Aleppo von Islamisten entführten Bischöfen, Mor Gregorius Yoanna Ibrahim und Boulos Yazigi, bis heute jede Spur fehlt. Beide waren auf Initiative der GfbV mit dem Weimarer Menschenrechtspreis ausgezeichnet worden.


Kontakt:

GfbV-Generalsekretär, Tilman Zülch, Tel.: 0151 15 30 98 88.

GfbV-Aktionsreferent Daniel Matt vor Ort, Tel.: 0151 56 16 04 02.


Als Reaktion auf unser symbolisches Zeltlager reichten wir gemeinsam mit der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte am 6. Juni 2015 bei der Podienreihe des Kirchentags "Migration und Menschenrechte" eine Resolution ein, die das Präsidium des evangelischen Kirchentages und Bundeskanzlerin Merkel auffordert, sich für diplomatische, humanitäre und wirtschaftliche Hilfe für Nordsyrien und den Nordirak einzusetzen.

Den Resolutionsantrag können Sie hier online lesen oder herunterladen: Gemeinsamer Resolutionsantrag zum Kirchentag 2015.