24.04.2007

Kirchen, Umweltverbände und Entwicklungsorganisationen rufen Bundesregierung zum Handeln auf

"Klima-Allianz" gegründet:

Mehr als 40 in einer "Klima-Allianz" zusammengeschlossene Organisationen haben die Bundesregierung am Dienstag zu einer entschlosseneren Klimapolitik aufgerufen. Erstmalig in Deutschland tritt damit ein breites gesellschaftliches Bündnis an, um gemeinsam den Klimawandel zu stoppen. Der "Klima-Allianz" gehören Kirchen, Umweltverbände, Entwicklungs- und Menschenrechtsorganisationen an. Auch die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat sich dem Bündnis angeschlossen. Denn "eine breite gesellschaftliche Bewegung für Klimaschutz in Deutschland zu schaffen ist ein wichtiger Schritt für die indigenen Völker, die weltweit zu den Hauptleidtragenden der Klimaveränderung gehören", sagt Kerstin Veigt, Mitarbeiterin im Referat Indigene Völker der GfbV. "Obwohl sie selbst kaum zum Klimawandel beigetragen haben, sind indigene Gemeinschaften in allen Teilen der Erde besonders davon betroffen. Die Verantwortung jedoch tragen die Industrieländer. Daher setzt sich die Gesellschaft für bedrohte Völker dafür ein, dass die indigenen Völker im Klima-Diskurs Gehör finden. Wir stärken die Forderungen indigener Organisationen und Gemeinschaften an die Bundesrepublik, den Klimawandel konsequent zu verlangsamen und sie bei der Bewältigung der Klimakatastrophe zu unterstützen."

 

Weihbischof Bernd Uhl, Vorsitzender der Arbeitsgruppe für ökologische Fragen der Deutschen Bischofskonferenz, zum Zweck des Bündnisses: "Der Klimawandel trifft Mensch und Natur weltweit in einem Ausmaß, das historisch ohne Beispiel ist. Der Schutz des Klimas ist deshalb aus ethischer Verantwortung für den Erhalt der Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen und zur Bewahrung unserer Schöpfung dringend geboten."

 

Für die Umweltseite begründet Angelika Zahrnt, Vorsitzende des BUND, den Zusammenschluss: "Trotz einhelliger Warnungen der Wissenschaftler wird der Klimaschutz immer wieder von kurzsichtigen wirtschaftlichen oder politischen Interessen blockiert. Die Klima-Allianz soll Anstöße zu einer gesellschaftlichen Bewegung für mehr Klimaschutz geben. Wir rufen die Bundesregierung dazu auf, ein neues Klimaschutzprogramm vorzulegen, damit bis 2020 die klimaschädlichen Emissionen um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 verringert werden."

 

Grundlage dafür sei der entschlossene Ausbau erneuerbarer Energien und der Kraft-Wärme-Kopplung, anstatt neue Kohlekraftwerke zu bauen. Im Verkehrsbereich müssten strenge Verbrauchslimits für Pkw und ein Tempolimit von 120 km/h auf Autobahnen gelten. Die Trägerorganisationen der Klima-Allianz forderten die Abschaltung der Atomkraftwerke und ein Fördergesetz für erneuerbare Energien im Bereich der Gebäudeheizung.

 

Josef Sayer, Hauptgeschäftsführer des bischöflichen Hilfswerks Misereor: "Die Menschen in den Entwicklungsländern sind vom Klimawandel besonders hart betroffen. Es geht nicht um die Frage, ob wir im Winter noch weiterhin Ski fahren können oder ob unsere Sommer zu heiß sind, sondern um die Bedrohung der Existenzgrundlage ohnehin schon notleidender Menschen durch Überschwemmungen, Dürren und Ausbreitungen von Krankheiten. Dafür sind die Industrieländer die Hauptverantwortlichen."

 

Konrad von Bonin, Vorstandsvorsitzender des Evangelischen Entwicklungsdienstes: "Die Industriestaaten müssen die Kosten der Anpassung an den Klimawandel in den Entwicklungsländern mittragen und beim Aufbau einer klimaverträglichen Energieerzeugung helfen. Dabei geht es nicht um Almosen, sondern um Gerechtigkeit."

 

Die Bundesregierung muss nach Auffassung der Klima-Allianz zusätzliche Finanzmittel zur Armutsbekämpfung und für Anpassungsmaßnahmen in Entwicklungsländern aufbringen. Der Anteil der Entwicklungshilfe am Bruttosozialeinkommen müsse bis 2015 auf 0,7 Prozent erhöht werden. Dies sollte durch die Einführung einer Flugticketabgabe unterstützt werden. Die CO2-Zertifikate beim Emissionshandel sollten umgehend versteigert werden, nicht erst nach 2012, wie derzeit von der Bundesregierung vorgesehen. Ihrer internationalen Verantwortung müsse die Bundesregierung auch beim bevorstehenden G8-Gipfel und bei den Klimaverhandlungen gerecht werden.

 

Roland Hipp, Kampagnengeschäftsführer von Greenpeace: "Die Zeit wird knapp – Politik und Wirtschaft müssen endlich die Energiewende einleiten. Bloße Lippenbekenntnisse zum Klimaschutz reichen nicht aus. Anstatt Grundsteine für Braunkohlekraftwerke zu legen, muss Bundeskanzlerin Angela Merkel in Deutschland die Basis für eine zeitgemäße Energieversorgung ohne Atomkraft und Kohle schaffen. Unsere Klima-Allianz zeigt, dass es eine große gesellschaftliche Mehrheit für eine Energiewende gibt. Die Trägerorganisationen der Klima-Allianz werden mit ihren Mitgliedern und Unterstützern die Bundesregierung regelmäßig an ihre Verantwortung erinnern."

 

Die Trägerorganisationen der Klima-Allianz laden auch Unternehmen, Gewerkschaften und weitere Organisationen dazu ein, sich dem Bündnis anzuschließen.

 

Auf der Internetseite Klima-Allianz sind die Liste der Trägerorganisationen und das Positionspapier der Klima-Allianz zu finden.

 

Für Rückfragen:

Jürgen Maier , Forum Umwelt und Entwicklung, 0171-3836135, chef@forumue.de

Matthias Seiche , BUND, 0160-97618469, matthias.seiche@bund.net

Thomas Breuer , Greenpeace, 0171-8780820, thomas.breuer@greenpeace.de

Christoph Bals , Germanwatch, 0174-3275669, bals@germanwatch.org

Kerstin Veigt, Gesellschaft für bedrohte Völker 0551 – 49906-23, k.veigt@gfbv.de

Dr. Bernd Bornhorst , Misereor, 0160-97234167, bornhorst@misereor.de

Richard Brand , Evangelischer Entwicklungsdienst, 0170-4336856, richard.brand@eed.de

Klaus Breyer , Evangelische Kirche von Westfalen, 0175-2413100, k.breyer@kircheundgesellschaft.de

Wolfgang Ehrenlechner , Katholische Landjugendbewegung, 0171-1432838 w.ehrenlechner@kljb.org

 

Mitglieder der Klima-Allianz:

Arbeitsgemeinschaft aller Umweltbeauftragten in den Evangelischen Kirchen in Deutschland, Arbeitskreis zukunftsfähiges Hamburg, artefact - Zentrum für nachhaltige Entwicklung, Attac, Brot für die Welt, BUND, Campact, Caritas International, Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg, Deutsche Umwelthilfe, Deutscher Alpenverein, Deutscher Naturschutzring, Diakonie Katastrophenhilfe, Eine Welt Netz NRW, Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck, Evangelische Kirche Westfalen, Evangelischer Entwicklungsdienst, Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft, Forum Umwelt und Entwicklung, Germanwatch, Gesellschaft für bedrohte Völker, Global Nature Fund, Greenpeace, Grüne Liga, Help - Hilfe zur Selbsthilfe, KATE Kontaktstelle für Umwelt & Entwicklung Stuttgart, Katholische Landjugendbewegung, Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW, Misereor, Mission Eine Welt, NABU, Nordelbisches Missionszentrum, Pazifik-Netzwerk, Peter Hesse Stiftung, Stiftung Zukunftsfähigkeit, Umwelt-Akademie, Umweltrat der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Urgewald, Verband Entwicklungspolitik Niedersachsen, Verbund Entwicklungspolitischer NRO Brandenburgs, Vereinte Evangelische Mission, Verkehrsclub Deutschland, WEED, Women in Europe for a Common Future, WWF, Zukunftsrat Hamburg