18.07.2007

Kanadas Ureinwohnerselbstvertretung

Assembly of First Nations

aus: bedrohte völker_pogrom 241, 2/2007
Die First Nations, wie in Kanada die Ureinwohner genannt werden, haben lange gebraucht, um ein Selbstvertretungsrecht zu erlangen. 1927 untersagte ihnen der Indian Act (Indianergesetz) noch jegliche politische Selbstorganisation. 1969 versuchte die Bundesregierung im Rahmen der "White Paper Policy", die Indianer zu assimilieren und ihnen ihr Verfassungsrecht als eigenständige Bevölkerungsgruppe innerhalb der Föderation zu nehmen. Damals entstand aus der bereits 1961 gegründeten National Indian Brotherhood (NIB) die Assembly of First Nations (AFN).

Die AFN vertritt die Interessen der mehr als 630 First Nations auf nationaler Ebene gegenüber der Bundesregierung und auf internationaler Ebene zum Beispiel vor den Vereinten Nationen. Von einigen radikaleren Grass-Root-Bewegungen aus dem indigenen Spektrum wird sie bisweilen als zu angepasst und regierungskonform kritisiert. Arbeitsfelder sind unter anderem Ureinwohner- und Vertragsrecht, Wirtschaftsentwicklung, Bildung, Sprachen und Alphabetisierung, Gesundheit, Wohnungswesen, Sozialwesen, Rechtswesen, Steuern, Landansprüche, Umwelt.

In der AFN sind die Status- und Vertrags-Nationen zusammengeschlossen, die irgendwann im Zuge der Kolonisierung Kanadas Vereinbarungen mit der britischen Krone oder dem kanadischen Staat eingegangen sind, jene First Nations, die dies bislang nicht getan haben und daher ohne Status sind und die Métis. Letztere sind Nachkommen indianischer First Nations und meist französischer Kolonisatoren, die eine Identität als eigenständige ethnische Gruppe entwickelt haben. Ihr berühmtester Vertreter ist Louis Riel, der nach der Red River Rebellion (1869-1870) den Die kanadischen Inuit sind in der Inuit Circumpolar Conference – Canada vertreten.

Die AFN ist gegliedert in die Konföderation der Nationen, in deren Rahmen sich die Chiefs der First Nations zu Arbeitssitzungen mehrmals im Jahr treffen, das Exekutivkomitee, das Sekretariat, den Ältestenrat, den Frauenrat und den Nationalen Jugendrat. Alle drei Jahre wählen die Chiefs aus ihren Reihen den National Chief, das Oberhaupt aller in der AFN repräsentierten First Nations. Zurzeit bekleidet dieses Amt Phil Fontaine, 62, von der Sagkeeng Anicinabe Nation in Manitoba, der im Juni 2006 zum dritten Mal gewählt wurde. Einer seiner Vorgänger war George Erasmus (1985 – 1991), der 1977, damals noch Präsident der Dene Nation aus den kanadischen Nordwest Territorien, als Delegierter einer panindianischen Delegation Gast der Gesellschaft für bedrohte Völker war. /bgt.

AFN-Homepage: www.afn.ca/article.asp