22.07.2008

Jetzt Initiativen zur Rückkehr aller Vertriebenen durchsetzen!

Teilung Bosniens durch Festnahme von Karadzic nicht beseitigt:

Bosnische Rückkehrerin vor den Ruinen ihres Hauses


Die Teilung Bosniens ist durch die Festnahme des mutmaßlichen serbischen Kriegsverbrechers Radovan Karadzic nicht beseitigt, daran erinnerte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) mahnend am Dienstag. Der GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch, erklärte: "Jetzt müssen sofort Initiativen für die Rückkehr aller Vertriebenen durchgesetzt werden, um die Teilung des Landes zu überwinden. Erst wenn die letzte bosnische Familie in den durch Krieg und Völkermord abgetrennten serbisch verwalteten Teil des Landes zurückkehren konnte, darf in der EU über einen Beitritt Serbiens nachgedacht werden."

 

Rund 620.000 nichtserbische Bosnier wurden bis Kriegsende 1995 allein aus der so genannten "Republika Srpska" vertrieben. Sie stellten dort zuvor über die Hälfte der Bevölkerung. Aus Furcht vor Schikanen und Übergriffen, aber auch vor der Begegnung mit den Kriegsverbrechern von einst konnten erst höchstens acht Prozent von ihnen in ihre Heimatorte zurückkehren. Im serbisch beherrschten Teil Bosniens werden bis heute alle wichtigen Ämter in Politik, Verwaltung und Behörden von Karadzic-Anhängern bekleidet. So hat die offizielle Kommission für die Ermittlung der Verbrechen in Srebrenica die Namen von 19.473 serbischen Personen aufgelistet, die an dem Massaker und an Militär- und Polizeioperationen in und um die ehemalige UN-Schutzzone teilgenommen haben. 892 von ihnen besetzen weiter wichtige Positionen bei der Polizei, im Schul- und Gerichtswesen.

 

Lesen sie auch das Interview, das die Süddeutsche Zeitung anlässlich der Verhaftung Karadzics mit GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch führte.

Zum Interview