05.12.2006

Inuit

Indigene Völker der Arktis

Als Esquimantsik (Rohfleischfresser) bezeichneten die Athabaska-Indianer geringschätzig ihre nördlichen Nachbarn. Die Europäer Übernahmen die beleidigende Bezeichnung und verkürzten sie zu "Eskimo". Die Menschen der Arktis nennen sich jedoch Inuit, in der Einzahl Inuk, was schlicht "der Mensch" bzw. "das Volk" bedeutet.

Der Lebensraum der Inuit ist die Arktis; d.h. Alaska, der Norden Kanadas, Sibirien und Grönland. In Grönland leben ca. 45.000 Inuit, in Alaska und Kanada je 32.000 und einige Tausend in Sibirien (Eigenname: Yuit). Obwohl die Entfernungen zwischen den Gebieten teilweise mehr als 5.000 km Luftlinie betragen, weisen die Inuit überall eine ähnliche Sprache und Kultur auf.

Der arktische Lebensraum erscheint den meisten Europäern unwirtlich: Stürme, unerbittlicher Dauerfrost und lange Wintermonate im Dunkeln. Die Inuit haben sich an diese Herausforderung angepasst. Entbehrungen und das Bewusstsein der Abhängigkeit von der Natur prägen ihre Kultur und ihr Sozialsystem. Alle Inuit jagten traditionell Seesäuger und betrieben Fischfang. Mit Kajaks fuhren sie zur Jagd, erlegten Robben, Walrösser und auch Wale. Das Töten der Tiere, das Zerlegen der Beute, erfolgte nach strengen Riten. Jagen gingen die Männer. Um Kleidung und Weiterverarbeitung der Jagdbeute kümmerten sich die Frauen.

Inuit in Grönland

Vor 3.000 Jahren besiedelten die ersten Inuit Grönland. Sie kamen von Sibirien über die Beringstraße und von Nordamerika. Anfang des 17. Jahrhunderts hatten Walfangflotten das Meer vor Grönland erreicht. Dies markierte den Beginn einer tief greifenden Veränderung im Leben der Inuit und ihrer Kultur. Gewehre, Zucker, Tabak und Alkohol wurden gegen Felle getauscht. Die Inuit gerieten in Abhängigkeit von Tausch und Handel. Viele Inuit arbeiteten auf den Walfangschiffen, Inuit-Frauen verdingten sich als Prostituierte. Das Christentum zwang den Inuit fremde Rechts- und Moralvorstellungen auf.

 

Inuit in Alaska

Die Inuit lebten lange Zeit als Sammler und Jäger allein in der Kälte Alaskas. In dem tektonisch unruhigen, kargen Gebiet waren die Erwerbsmöglichkeiten weitgehend auf Fischfang und Pelzhandel begrenzt. Landwirtschaft ist nur auf 10% der Fläche möglich. Da Russland nur am Pelzhandel Interesse hatte, versuchte die Regierung die Pelztierzucht unter den Inuit zu verbreiten. Auch warb Russland Saami aus Norwegen an, die die Pelztierzucht einführen und verbreiten sollten. Dies stieß jedoch auf Ablehnung der Einheimischen, so dass die Saami das Land wieder verließen. (Gesetz)

Weiter reichende Folgen als der Goldrausch hatte die Entdeckung von Ölvorkommen. Früh wurde vor den Folgen der Ölförderung, etwa Leckagen an den Pipelines, in einem derart sensiblen Ökosystem gewarnt

Im Jahr 1971 verabschiedete die US-Regierung das "Gesetz zur Regelung der Rechtsansprüche der Ureinwohner Alaskas" (ANCSA). Den Inuit und den in Alaska beheimateten Indianern wurden 962,5 Mio. US-Dollar und 1,76 Mio. qkm Land zugesprochen. Statt Land und Geld erhielten Inuit und Indianer allerdings nur Anteilsscheine an den Körperschaften (jeweils 100 Stück) und keine Selbstverwaltung. Die Inuit befürchten zurecht, dass durch den Verkauf von Anteilscheinen ihr Land allmählich verloren gehen wird.

 

Inuit in Kanada

Im berühmten Iglu leben nur noch wenige Inuit-Gruppen in Zentralkanada und Labrador. Die meisten bewohnen Hütten im Einheitsstil der Regierungssiedlungen für Ureinwohner. Die Inuit müssen inzwischen weite Entfernungen zurücklegen, um jagen zu können, was ihre traditionelle Lebensführung erschwert. Nicht zuletzt, weil viele Schlittenhunde wegen Tollwutverdacht eingeschläfert wurden, sind die meisten Inuit auf Schneemobile und Motorboote umgestiegen. Robben und Seehunde erlegen sie mit dem Gewehr, früher benutzten sie Harpunen.

Im Anschluss an Walfänger und Pelzhändler fielen multinationale Konzerne in das Land ein - auf der Suche nach Öl, Erdgas, Uran, Blei und Zink - und bedingten auch hier einen tief greifenden Wandel der Kultur. Darüber hinaus gerieten viele Inuit durch Kanadas Politik der erzwungenen Anpassung in Abhängigkeit von der Sozialhilfe, verloren ihre Identität und flüchteten in den Alkohol. Die hohen Selbstmordraten zeigen, dass ihnen die aufgezwungene Lebensführung zur Qual geworden ist. In Arbeitersiedlungen der Ölfirmen erreichen Alkoholkonsum, Diebstahl und Vergewaltigungen überdurchschnittliche, erschreckende Ausmaße.