18.04.2005

Innenministerkonferenz: Abschiebestopp für assyro-chaldäische Christen aus dem Irak und Bleiberecht für Kosovo-Minderheiten gefordert

Am Vortag der Innenministerkonferenz fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) einen Abschiebestopp für assyro-chaldäische Christen aus den arabischen Teilen des Irak und ein Bleiberecht für die 38 500 nach Deutschland geflüchteten Aschkali, Roma und so genannte "Ägypter" aus dem Kosovo. Die Menschenrechtsorganisation hatte die Innenminister rechtzeitig über die bedrohliche Situation beider Minderheiten informiert.

 

Verschiedene irakische und internationale Terrororganisationen versuchen zielbewusst und planmäßig, die 700 000 Angehörige zählende Volksgruppe der Assyro-Chaldäer aus dem Lande zu jagen. Systematisch werden die Kirchen - insgesamt bereits 14 - in die Luft gejagt. 200 Christen wurden bisher umgebracht, die CD`s über die Enthauptung junger Christen werden auf Märkten angeboten. Entführungen, Vergewaltigungen, Morde oder Verschwindenlassen von Assyro-Chaldäern sind an der Tagesordnung. 50 000 bis 70 000 sind bereits geflüchtet. Die Stadt Basra ist schon "christenrein". Alle 4 000 Familien sollen die Stadt verlassen haben. Die Volksgruppe, die Neuaramäisch als Muttersprache spricht, gehört wie die religiöse Minderheit der Mandäer zu den eigentlichen Ureinwohnern des Irak. Die genauso massiv verfolgten Mandäer benutzen Aramäisch als Kirchensprache. Ihre vorchristliche monotheistische Religion geht auf Johannes den Täufer zurück.

 

Die Situation der täglich von der albanischen Mehrheit diskriminierten und verfolgten kosovarischen Restminderheit indischer Abstammung der Aschkali, der sog. Kosovo-"Ägypter" und der Roma hat sich weiter verschlechtert. Eine Rückkehr der 38 500 als Flüchtlinge in Deutschland lebenden Angehörigen dieser Minderheiten ist wegen Lebensgefahr völlig unmöglich. "Die GfbV fordert deshalb ein Bleiberecht für diejenigen, die mehr als fünf Jahre in Deutschland leben, und eine einjährige Aufenthaltsbefugnis für alle anderen", sagt der GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch.

 

Nach den Pogromen im März 2004 sind diese Volksgruppen im Kosovo auf 15 000 bis 20 000 Angehörige zusammengeschrumpft. Nur noch 10 bis 13 Prozent ihrer ursprünglichen Anzahl sind im Land geblieben. Vor allem nach der vollständigen Zerstörung des Aschkali-Stadtteils von Vushtrri/Vučitrn haben wieder Tausende in panischer Flucht den Kosovo verlassen. Völlig verarmt, zu fast 100 % arbeitslos, inzwischen von nahezu allen humanitären Hilfswerken verlassen, medizinisch so gut wie nicht versorgt und weitgehend am Schulunterricht gehindert, gibt es keine Lebensperspektive mehr für diese Minderheit in der kosovo-albanischen Gesellschaft. Ihre Angehörigen waren bis 1999 u.a. in Industrie- und Energiekombinaten, in Bergwerken, in der Landwirtschaft und dem Kleinhandel tätig. Ihre Bewegungsfreiheit ist total eingeschränkt, die Angehörigen der Minderheiten müssen ständig mit Angriffen auf Leib und Leben rechnen, wenn sie ihre Ghettos verlassen.

 

Die GfbV, im Kosovo ständig mit einem vierköpfigen Team vertreten, beklagt das totale Versagen der internationalen Truppen während der März-Pogrome gegen die Minderheiten und fordert eine schnelle Zentralisierung der Befehlskette. Außerdem kritisiert unsere Menschenrechtsorganisation die unterbliebene Hilfeleistung der internationalen Gemeinschaft, die ganze 200 der 14 000 von albanischen Extremisten zerstörten Häuser der Roma, Aschkali und "Ägypter" wiederaufgebaut hat.

 

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