16.02.2009

Inhaftierte Bahá’í sofort freilassen

Offener Brief an wichtige Führer des Iran


Sehr geehrte Exzellenzen,

 

laut einer Pressemitteilung der iranischen Nachrichtenagentur ISNA steht eine Verurteilung von sieben Bahá’í unmittelbar bevor. Da ISNA eine etablierte Nachrichtenagentur ist, und diese sich auf einen staatlichen Strafverfolger beruft, halten wir die Meldung für sehr glaubwürdig und bringen unsere große Sorge zum Ausdruck.

 

Die Bahá’í Gemeinde in Deutschland hat der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) gegenüber bestätigt, dass es sich bei den in der Meldung genannten Bahá’í um die sieben führenden Bahá’í handelt, die seit März bzw. Mai 2008 im Teheraner Evin-Gefängnis inhaftiert sind. Bei den Mitgliedern des am 14. Mai 2008 verhafteten Führungskreises handelt es sich um Frau Fariba Kamalabadi, Herrn Jamaloddin Khanjani, Herrn Afif Naeimi, Herrn Saeid Rezaie, Herrn Behrouz Tavakkoli und Herrn Vahid Tizfahm. Frau Mahvash Sabet wurde bereits am 5. März 2008 festgenommen. Die sieben Männer und Frauen waren – stets mit Kenntnis der iranischen Regierung – seit Jahren mit der Aufgabe befasst, eine Art "Notverwaltung" der über 300.000 iranischen Bahá'í zu ermöglichen.

 

Laut ISNA soll der erfolgten Anklage unter Berufung auf den stellvertretenden Staatsanwalt Hasan Haddad auf "Spionage für Israel", "Beleidigung religiöser Gefühle" und "Propaganda gegen die Islamische Republik" in der "kommenden Woche" die Verurteilung durch das iranische Revolutionsgericht folgen. Die ebenso haltlosen wie folgenschweren Anklagepunkte werden von den Bahá'í entschieden zurückgewiesen. Diese Vorwürfe lassen das Schlimmste befürchten. Über acht Monate lang erging keine Anklage, auch war den Inhaftierten jeglicher Kontakt mit ihrer Anwältin, der Menschenrechtlerin und Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi verwehrt. Nach nunmehr erfolgter Anklage fordern die Bahá'í Akteneinsicht und den Zugang zu den Inhaftierten für Frau Ebadi.

 

Die GfbV ist eine der wenigen Menschenrechtsorganisation, die vehement und energisch Menschenrechtsverletzungen, Kriegsverbrecher und Genozide an muslimischen Minderheiten weltweit ans Tageslicht bringt. Wir setzten und setzen uns beispielweise für die Krimtataren in Russland, für die Muslime in Bosnien, Tschetschenien und Thailand ein.

 

Sehr geehrte Exzellenzen, ich bitte Sie im Namen unserer Menschenrechtsorganisation, sich für die Freilassung von den sieben inhaftierten Bahá'í einzusetzen.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Tilman Zülch

 

Präsident der Gesellschaft für bedrohte Völker International

 

PS: Wir erlauben uns, dieses Schreiben zu veröffentlichen und Politikern und Medien in Europa, in den USA, Kanada, Australien sowie in der islamischen Welt zukommen zu lassen.