25.04.2007

INDONESIEN: Papua-Völker sollen Ölpalm-Plantagen weichen

Klimawandel und indigene Völker

Palmölfabrik in Westpapua - Foto: Kristina Neubauer

Brennende Wälder, verkohlte Baumstümpfe, schwere Bulldozer, die das verbrannte Land für die Ölpalm-Plantagen vorbereiten… Wo noch vor kurzem Papua-Völker im Einklang mit der Natur in Regenwäldern lebten, werden heute Ölpalm-Plantagen angelegt. Sie gelten als ökologisch "besonders wertvoll", werden staatlich gefördert und sollen als Rohstofflieferanten für Blockheizkraftwerke auch bei uns das Klimagewissen beruhigen. Für die Ureinwohner im Westen der Insel Neuguinea bedeuten sie jedoch den Untergang.{bild1}

20 Millionen Hektar Wald von Brandrodung bedroht

In Westpapua und Borneo wurden bereits riesige Flächen in Ölpalm-Plantagen verwandelt. Indonesische Menschenrechtsorganisationen beklagen, dass diese Plantagen nicht nur Ursachen für Rodungen und Waldbrände sind, sondern auch für die zunehmende Verschmutzung von Wasser und Land bzw. für vermehrte Landrechtskonflikte. Allein in den zurückliegenden drei Jahren wurden 350 Auseinandersetzungen um Land für neue Ölpalm-Plantagen gezählt.

Nun plant Indonesien ein gigantisches neues Projekt: 20 Millionen Hektar Regenwald sollen gerodet werden, um die nationale Palmöl-Produktion um das 43-Fache zu steigern. Unter anderem wollen chinesische und malaysische Investoren in Westpapua mehrere Großplantagen errichten, die jeweils eine Million Hektar umfassen sollen. Damit würde hunderte Papua-Völker im Westen der Insel Neuguinea ihre gesamte Lebensgrundlage verlieren. {bild2}

Opfer jahrzehntelanger Unterdrückung: Papua-Völker in Neuguinea

Die mehreren hundert Papua-Völker im Westen der Insel Neuguinea kämpfen seit mehr als 40 Jahren für die Unabhängigkeit von Westpapua. Bis zu 200.000 Papuas fielen in dieser Zeit Völkermordverbrechen Indonesiens zum Opfer.

Massive Menschenrechtsverletzungen halten bis heute an, die Anzahl stationierter indonesischer Soldaten, die so gut wie straffrei agieren und teilweise aktiv am illegalen Rohstoff-Abbau beteiligt sind, wird ständig weiter erhöht. Wer Landrechte einfordert oder sich gegen die Ausplünderung der Rohstoffe durch internationale Unternehmen wehrt, riskiert seine Verhaftung.

Der Palmöl-Boom wird die Unterdrückung absehbar noch weiter verstärken, denn er macht Westpapua für Indonesien wirtschaftlich immer interessanter.

Europa blind für Palmöl-Problematik

In zahlreichen europäischen Ländern ist die Nachfrage nach preiswertem Palmöl aus Südostasien rasant im Steigen begriffen: So springt zum Beispiel Italien zunehmend auf den Palmöl-Zug auf – hier boomen ebenso wie in Deutschland die Märkte für Umwelttechnologie und erneuerbare Energie. Immer mehr Blockheizkraftwerke werden gebaut, die mit billigem Palmöl betrieben werden.

Auch in der Schweiz steigt der Bedarf an Biodiesel und Palmöl– allerdings sieht die Bilanz hier besser aus: Immerhin die Hälfte der jährlich etwa 17.000 Tonnen importierten Palmöls ist nach Umwelt- und sozialen Mindeststandards als nachhaltig zertifiziert. {bild3}

Österreich scheint gegenüber der Problematik der indonesischen Palmölproduktion besonders blind zu sein: Presseberichten zufolge hat Österreich vor wenigen Wochen eine Vereinbarung mit Indonesien über den Verkauf von elf österreichischen Biodiesel-Anlagen getroffen. Bis 2010 sollen dort dank österreichischem Know-how rund 1,3 Milliarden Liter Biodiesel – vorwiegend aus Palmöl - für den heimischen Treibstoffverbrauch produziert werden.

Deutschland ist mittlerweile viertgrößter Importeur von Palmöl weltweit. Besonders bitter: Der Run auf den indonesischen Regenwald wird vom deutschen Steuerzahler mitfinanziert. Jedes Jahr erhalten die Kraftwerksbetreiber, die Palmöl verwenden, knapp 200 Millionen Euro Fördergelder nach dem Gesetz über erneuerbare Energie (EEG). Den Preis dafür, dass wir guten Gewissens "Öko"-Diesel fahren und "Öko"-Strom nutzen können, zahlen tausende Indigene, die ihren angestammten Lebensraum verlieren.

Bitte appellieren Sie an Umweltminister Gabriel, sicherzustellen, dass in staatlich geförderten Heizkraftwerken nicht Palmöl, sondern nachwachsende heimische Rohstoffe verwendet werden und dass das Gesetz über erneuerbare Energie (EEG) entsprechend geändert wird!

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