15.12.2006

Indigene Völker leiden unter Klimawandel und Rohstoffabbau

Menschenrechtsreport Nr. 44: Die Arktis schmilzt und wird geplündert

Zusammenfassung ++ 2. Forderungen ++ 3 Klimawandel verletzt Menschenrechte ++ 4. Klimawandel und seine wirtschaftliche Dimension für die Arktis ++ 5. Erdölförderung ++ 6. Erdgasboom ++ 7. Ökologische und gesundheitliche Folgen des Klimawandels für die indigenen Völker des Nordens ++ 8. Ethnozid durch Klimawandel: Vom Untergang ganzer Kulturen ++ 9. Boreale Wälder und ihre Bedeutung für die indigenen Rentierzüchter ++ 10. Goldgräberstimmung in Sibirien ++ 11. Schutzlose Arktis – Schutz der Antarktis ++ 12. Anhang

Folgen des Klimawandels für die indigenen Völker der Arktis und des Nordens

Die indigenen Bewohner der Arktis leiden unter den direkten Folgen der Ressourcenausbeutung auf ihrem Gebiet und unter den sie indirekt betreffenden Auswirkungen der CO2 Verbrennungen, namentlich dem Klimawandel. Als erstes wird ihnen ihr Land genommen, so dass sie gar nicht mehr oder nur noch eingeschränkt ihrer traditionellen Lebensweise nachgehen können. Das wiederum führt häufig zu Entwurzelung und Verlust der kulturellen Identität. Gesundheitliche Folgen sind Alkoholmissbrauch sowie eine hohe Suizid- und Kriminalitätsrate. Zweitens geht die Ressourcenförderung mit Umweltverschmutzung einher. Die Giftstoffe werden über die Nahrungskette an den Menschen weitergegeben. Die in unmittelbarer Umgebung von Förderstätten lebenden Menschen trinken verseuchtes Wasser, essen verseuchten Fisch und atmen vergiftete Luft ein. Dies führt zu Atemwegs- und Krebserkrankungen. Mittlerweile ist der Arktische Ozean soweit verschmutzt, dass es für die indigenen Völker gefährlich geworden ist, zum Beispiel rohes Fleisch zu essen, was sie früher ohne Bedenken tun konnten. Über die Muttermilch werden die Giftstoffe an die nächste Generation weitergegeben und von Generation zu Generation angereichert. Folge sind die sinkende Lebenserwartung und der insgesamt katastrophale Gesundheitszustand der indigenen Bevölkerung.

In der russischen Arktis, besonders im Gebiet der Kolasee, Barentssee und Karasee, leiden die indigenen Bewohner zudem unter hohen Strahlenwerten durch verantwortungslos gelagerten Atommüll aus den Zeiten der Sowjetunion. Der Klimawandel zeigt auch Auswirkungen auf den Gesundheitszustand von Mensch und Tier. Menschen sind von Allergien auf bislang unbekannte Pflanzenpollen betroffen. Sie kommen mit der ungewohnten Wärme nicht zurecht. Es gab Todesfälle, weil Menschen an zuvor sicheren Stellen plötzlich ins dünner gewordene Eis einbrachen. Das Recht auf Zugang zu Nahrung und Wasser wird verletzt. Häuser und Wohnungen sind durch Erosion der Küsten gefährdet. Das Recht auf Entwicklung kann nicht gelebt werden, weil der Klimawandel sich so schnell vollzieht, dass die Menschen sich nicht mehr anpassen können. Dabei waren sie Jahrhunderte lang wahre Anpassungskünstler. Die indigenen Völker werden förmlich von einer Entwicklung überrollt, die ihre gesamte Kultur und Identität mit dem Untergang bedroht.


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