16.05.2006

Indigene Gemeinschaften in der Arktis schützen

Resolution Arktis

Göttingen
Die rund 400.000 Angehörigen der Ureinwohnergemeinschaften (indigene Völker) in der Arktis leiden doppelt unter dem Energiehunger der Industrie-länder: Auf der einen Seite bekommen sie die Auswirkungen der Klima-wandels schon heute zu spüren, auf der anderen Seite haben sie mit schwe-ren Umweltzerstörungen zu kämpfen, die durch Öl- und Gasförderung auf ihrem Gebiet verursacht werden. Besonders die Industriestaaten, darunter auch Deutschland, tragen durch ihren hohen CO-2-Ausstoß zur Klimaerwär-mung bei. Deshalb müssen die Industriestaaten Verantwortung für diese ersten Opfer des Klimawandels übernehmen. Die Jahresversammlung der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) fordert, dass die Folgen des Klima-wandels – wie z.B. das Schmelzen des "ewigen Eises" - nicht für eine verstärkte Plünderung der Ressourcen ausgenutzt werden darf. Der ein-malige Lebensraum Arktis muss geschützt werden.

Deutschland ist größter Abnehmer von russischem Erdöl und Erdgas und wichtigster Wirtschaftspartner der Russischen Föderation. Das von Deutsch-land importierte Erdöl und -gas stammt zu rund 30% bzw. 40% aus genau den Gebieten, wo Indigene leben. Die Jahresversammlung der GfbV fordert, dass die Bundesregierung im Dialog mit den am russischen Ölgeschäft beteiligten großen Konzernen wie Wintershall (Kassel) oder Ruhrgas (Essen) bei der Erschließung und Förderung von Öl und Gas auf höchstmögliche Umwelt- und Sozialstandards drängen muss.

Die Jahresversammlung der GfbV fordert Deutschland, Russland und Kanada als Mitgliedsstaaten der UN-Klimarahmenkonvention dazu auf, sich dafür einzusetzen, dass die indigenen Gruppen der Arktis einen aktiven Part in klimarelevanten Entscheidungsprozessen spielen. Sie dürfen nicht nur als Beobachter behandelt werden. Wissenschaft und Politik sollten den Dialog mit den Indigenen als Betroffene, aber auch als Experten beim Umgang mit Veränderungen führen, um das globale Klima zu schützen bzw. auf klimati-sche Veränderungen angemessen zu reagieren.

Die Situation der Ureinwohnergruppen in der Russischen Förderation ist Besorgnis erregend. Weite Gebiete gerade auch in Westsibirien sind durch die rücksichtslose Öl- und Gasförderung so stark zerstört und verseucht, dass die Menschen dort krank werden. Ihre Lebenserwartung liegt noch zehn Jahre unter dem russischen Durchschnitt. Ihre Gesundheitsversorgung ist äußerst mangelhaft. Deshalb fordert die Jahresversammlung der GfbV finanzielle Unterstützung für Gesundheitsprojekte in Sibirien.