21.11.2008

Indiens verborgenes hässliches Gesicht: Christen-Verfolgung in Bangalore

Außenminister Steinmeier besucht Bangalore


Wenn Außenminister Frank-Walter Steinmeier heute im Rahmen seiner Indien-Reise die südindische Metropole Bangalore besucht, wird der Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen mit dem Zentrum der indischen IT-Industrie im Vordergrund stehen. "Es gibt kaum Hoffnung, dass Außenminister Steinmeier die auch in dieser Großstadt immer schwieriger werdende Lage der indischen Christen ansprechen wird", sagte der Asienreferent Ulrich Delius der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Freitag. "In dem von Hindu-Nationalisten regierten Bundesstaat werden elementare Bürgerrechte mit Füßen getreten." Erst am 12. November 2008 waren drei Christen in einem Vorort der Acht-Millionen-Einwohner-Stadt willkürlich festgenommen worden. Ihnen wird vorgeworfen, Hindus missioniert zu haben. Bangalore ist ein wichtiges Wirtschaftszentrum. Steinmeier trifft dort mit Vertretern deutscher Unternehmen zusammen und eröffnet ein deutsches Generalkonsulat.

 

Der jüngste Übergriff auf Christen in Bangalore mache deutlich, wie sehr Angehörige der religiösen Minderheit in Indien vor allem in Bundesstaaten mit nationalistischen Hindu-Regierungen gefährdet seien, erklärte Delius. Die drei Festgenommenen - Herr Chandrashekhar, Frau Kamlamma und Frau Sandhya - hatten das Haus einer Verwandten aufgesucht, um für die Gesundung eines erkrankten Familienangehörigen zu beten. Als die drei Personen das Haus verließen, seien sie von 15 extremistischen Anhängern der paramilitärischen Jugendbewegung Bajrang Dal geschlagen und der Polizei übergeben worden. Die drei Christen sind bis heute in Haft.

 

Seit die nationalistische Hindu-Partei Bharatiya Janata Party (BJP) im Mai 2008 die Wahlen im Bundesstaat Karnataka gewonnen habe, habe die Gewalt gegen Christen dort deutlich zugenommen. So seien am 14. September 13 Kirchen von Bajrang Dal-Anhängern angegriffen worden. Vier der Gotteshäuser seien katholische Kirchen, die übrigen seien vor allem Gebetshäuser der Pfingstler-Gemeinde gewesen. Zwei protestantische Pastoren und eine katholische Nonne seien bei den Übergriffen verletzt worden. Der in Bangalore ansässige "Welt-Rat der Indischen Christen" habe daraufhin die Polizei beschuldigt, Christen grundlos geschlagen und Kirchen entweiht zu haben. Die christliche Organisation forderte außerdem den Rücktritt des Innenministers des Bundesstaates.