18.04.2005

Hoffnung auf Rückkehr für christlich-assyrische Familien aus der Türkei

Für die christlich-assyrischen Einwohner des Dorfes Sare (türkisch Sariköy) rückt die Möglichkeit heimzukehren in greifbare Nähe: Ihr altes Dorf in der südostanatolischen Provinz Sirnak wurde am vergangenen Sonntag friedlich von der türkischen Armee geräumt. Wie die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) telephonisch aus der Türkei erfuhr, kehren die in Sare vom Militär in den 90er Jahren angesiedelten Kurden – so genannte Dorfschützer mit ihren Familien – in ihre ursprünglichen Ortschaften zurück oder wollen sich in nahe gelegenen Städten niederlassen. Die GfbV begrüßte die Räumung als "längst überfällige, doch endlich entschlossene Aktion für die Wahrung und Achtung der Minderheitenrechte in der Türkei".

 

Gleichzeitig bedankte sich die Menschenrechtsorganisation bei EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen für sein Engagement für die Christen während seines Besuches in der Türkei vor wenigen Tagen. Die GfbV hatte den Politiker vor seiner Reise in einem Schreiben um Intervention für die Rückkehrer gebeten und sich zuvor bereits mehrfach u.a. bei deutschen Diplomaten für die Rückgabe des Ortes eingesetzt. Die letzte assyrisch-christliche Familie hatte Sare/Sariköy 1994 während des türkisch-kurdischen Bürgerkrieges verlassen müssen. Jetzt warten die ersten Rückkehrer darauf, dass die Armee ihre Häuser freigibt.

 

In Sare/Sariköy hatten sich in den vergangenen zehn Jahren 30 kurdische Familien mit rund 300 Angehörigen niedergelassen. Sie hatten sich bis vor kurzem geweigert, den Ort wieder zu verlassen und mehrere Erlasse des Provinzgouverneurs Osman Günes ignoriert. Die kurdischen Dorfschützer waren vom Militär dort angesiedelt worden, um die PKK von der strategisch wichtigen Straße fernzuhalten. Bereits im Juni 2001 hatte der damalige Ministerpräsident Bülent Ecevit rückkehrwillige christliche Assyrer in einem Rundschreiben dazu eingeladen, wieder in ihre Heimat zu ziehen.

 

Die Situation der assyrisch-aramäischen Christen im Tur Abdin im Südosten der Türkei hat sich im Zuge der Reformen der Regierung Erdogan verbessert. So wird der Unterricht in neuaramäischer Sprache nicht mehr behindert. Einzelne assyrisch-aramäische Familien kehren aus West- und Mitteleuropa in ihre früheren Dörfer zurück.