05.08.2015

Pakistan: Hintermänner von Attentaten auf Kirchen verhaftet

Wichtiger Schritt zur Beendigung der Straflosigkeit - Lage pakistanischer Christen bleibt bedrohlich (Pressemitteilung)

Exil-Pakistaner demonstrierten weltweit, so wie hier in Den Haag, gegen Anschläge auf Kirchen in Pakistan. Foto: © Roel Wijnants/Flickr

Mit Erleichterung hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) auf die Verhaftung von fünf mutmaßlichen Drahtziehern von zwei Selbstmordanschlägen auf Kirchen in Pakistan reagiert. „Dies ist ein wichtiger Schritt zur Beendigung der Straflosigkeit für schwere Übergriffe auf religiöse Minderheiten in Pakistan“, erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. Am Dienstagabend hatte der Innenminister der Region Punjab die Verhaftung von fünf mutmaßlichen radikalen Islamisten bekannt gegeben. Sie werden verdächtigt, den Doppelanschlag auf christliche Kirchen in der Stadt Lahore am 15. März 2015 geplant zu haben. Bei den Selbstmordanschlägen wurden 17 Menschen getötet und mehr als 70 Personen verletzt.

„So erleichtert viele Christen in Pakistan über den Fahndungserfolg auch sein mögen, so ist ihre Lage doch unverändert katastrophal. Denn weder in ihren Kirchen haben sie Schutz noch in ihrem Alltagsleben“, berichtete Delius. Die pakistanischen Christen leben in der ständigen Angst, Opfer von Anschlägen zu werden oder von muslimischen Nachbarn wegen der Beschädigung des Ansehens des Propheten Mohamed angezeigt zu werden. „Der Missbrauch der umstrittenen Blasphemie-Paragraphen in Nachbarschaftsstreitigkeiten greift in Pakistan immer mehr um sich.“ So ermitteln Sicherheits- und Justizbehörden Schätzungen zufolge zurzeit gegen 130 Christen und mehr als 950 Muslime wegen Blasphemie. Unter den Muslimen leiden besonders Ahmadiyyah unter dem Missbrauch der Blasphemie-Bestimmungen.

Auf die Inhaftierung der Hintermänner der Selbstmordattentäter reagierten viele Christen in Pakistan mit Genugtuung. Denn die Anschläge hatten unter der Minderheit große Unruhe und massive Proteste ausgelöst. Im Zuge der Demonstrationen waren damals sogar zwei vermeintliche Komplizen der Täter von einer aufgebrachten Menschenmenge gelyncht worden.

Die Selbstmordattentäter waren mit großer Brutalität vorgegangen und hatten innerhalb weniger Minuten Sprengsätze vor vollbesetzten Kirchen gezündet. Zunächst sprengte sich ein Attentäter vor der katholischen St.Johanns-Kirche in die Luft, nachdem ihm der Zugang zu dem Gottesgebäude verwehrt worden war. Wenige Minuten später zündete ein weiterer Täter vor der protestantischen Christus-Kirche eine Bombe. Die nun verhafteten Verdächtigen sollen der von Afghanistan aus operierenden radikal-islamischen Splittergruppe Tehreek-e-Taliban Pakistan (TTP) nahestehen.


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