25.01.2006

Hintergrundinformationen zur Kosovo-Petition:

Im Sommer 1999 vertrieben Albaner die in Süd-Mitrovica lebenden Roma und Aschkali aus ihren Häusern. Wie fast überall im Kosovo schreckten sie auch hier nicht vor Folter, Vergewaltigung, Brandstiftung und Mord zurück. Ohne zu intervenieren sahen NATO-Truppen zu, wie 14.000 von 19.000 Häuser, insgesamt 75 Dörfer und Gemeinden der Roma und Aschkali, brutal zerstört wurden. Vertriebene, die nicht im Ausland Zuflucht suchen konnten, wurden im Auftrag der UNMIK (UN-Mission in Kosovo) in den Flüchtlingslagern Zitkovac, Cesmin Lug und Kablare untergebracht. Der Aufenthalt dort sollte ursprünglich auf 45 Tage begrenzt bleiben. Bis heute hat sich jedoch niemand die Mühe gemacht, nach einer menschenwürdigeren Lösung für die betroffenen 560 Männer, Frauen und Kinder zu suchen.

Die drei Flüchtlingslager wurden 1999 auf Schutthalden mit verseuchtem Minenabraum errichtet. Bleihaltiger Staub wird vom Wind verbreitet und von den Flüchtlingen eingeatmet. Er lagert sich überall ab und wird daher auch mit der Nahrung in den Körper aufgenommen.

Bereits im Jahr 2000 legte die WHO (UN-Weltgesundheitsorganisation) einen Bericht vor, der die Bleiverseuchung rund um Mitrovica dokumentierte und darauf hinwies, dass die im Blut von Kindern festgestellten Bleiwerte weit über dem erlaubten Niveau lagen. Die WHO wies nach, dass die in den Lagern lebenden Roma unter weitaus stärkeren Bleibelastungen litten als der Rest der Bevölkerung von Mitrovica und empfahl, die Flüchtlingslager sofort zu evakuieren. Vier Jahre später erklärte die WHO die Flüchtlingslager für unbewohnbar und berief sich dabei auf Bodenproben, die in Zitkovac um das 100,5-Fache und 359,5-Fache über den Werten lagen, die für den Menschen als gefährlich gelten.

Im Oktober 2005 reiste der renommierte Umweltmediziner Dr. Klaus-Dietrich Runow im Auftrag der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in den Kosovo, um die Kinder in den bleiverseuchten Flüchtlingslagern zu untersuchen. Die Situation hatte sich dramatisch verschlimmert - viele Kinder zeigten deutliche Vergiftungserscheinungen wie Gedächtnisverlust, Krämpfe, Apathie und komatöse Zustände. Die Bleiwerte, die Dr. Runow in Haarproben von 64 Kindern im Alter von 1-15 Jahren feststellte, lagen zwischen 20 und 1200 µg/g und zeigten somit die weltweit höchste Bleibelastung, die je in menschlichem Haar gemessen wurde. "Aus umweltmedizinischer Sicht werden die Flüchtlinge irreversible Schädigungen des Nerven- und Immunsystems sowie Störungen des Knochenwachstums und der Blutbildung davontragen, wenn jetzt nicht schnelle Hilfe kommt!", warnte Dr. Runow. Bei allen Analysen wurden neben Blei stark erhöhte Werte bei folgenden toxischen Metallen gemessen: Antimon, Arsen, Cadmium und Mangan. Bei allen Proben war der Spiegel des für die Entgiftung und das Immunsystem wichtigen Spurenelementes Selen stark erniedrigt.

 

Bis heute wurde keiner der an Bleivergiftungen leidenden Menschen medizinisch behandelt. Nun ist eine Umsiedlung der Flüchtlinge in den ehemaligen KFOR-Militärstützpunkt ‚Osterode’ geplant, der nur 30 Meter von den verseuchten Lagern entfernt liegt und ebenfalls stark belastet ist. Die Kaserne ist für eine medizinische Betreuung sowie für das eigentliche Überleben der Flüchtlinge völlig ungeeignet.

Das deutsche Außenministerium unterstützt die geplante Umsiedlungsaktion mit 500.000 Euro. In einem Schreiben an die Gesellschaft für bedrohte Völker sprach es sich für die Umsiedlung aus, da den Flüchtlingen in der Kaserne sanitäre Anlagen und eine konstante Strom- und Wasserversorgung zur Verfügung stünden. Zudem sei geplant, die extrem belasteten Menschen zu entgiften. Der Umweltmediziner Dr. Runow und andere medizinische Fachleute bezweifeln jedoch den Sinn dieses Vorhabens, da es nicht möglich sei, an Gift-belasteten Orten erfolgreiche Entgiftungen durchzuführen.

Die Flüchtlinge selbst wollen nicht in die verseuchte Kaserne umziehen: Sie möchten ihre Familien endlich vor der tödlichen Vergiftungsgefahr in Sicherheit bringen.

Bitte helfen Sie ihnen dabei – unterstützen Sie unseren Appell!