19.12.2008

Hilfe für Indiens christliche Ureinwohner!

Bedrohte Christen in Indien

Indien: Zerstörte Baptistenkirche in Sikko Katta / Foto von Dr. James Albert

Plündernd und mordend zogen Hindu-Extremisten seit August 2008 durch hunderte Dörfer in Orissa, in denen überwiegend christliche Adivasi-Ureinwohner leben. Mehr als 4.600 Häuser von Christen wurden willkürlich zerstört, 151 Kirchen und Schulen niedergebrannt. Nonnen wurden vergewaltigt, Priester mit Äxten erschlagen und Adivasi bei lebendigem Leibe verbrannt. Mindestens 60 Angehörige der religiösen und ethnischen Minderheit starben bei den pogromartigen Übergriffen.

Die Überlebenden suchten in Flüchtlingslagern Zuflucht. Doch nun werden sie von den Behörden aus diesen Camps gezwungen und sollen in ihre Dörfer zurückkehren. Denn Orissa will vor der Welt den Eindruck erwecken, dass wieder Frieden herrscht. Doch wer nicht bereit ist, seinen christlichen Glauben aufzugeben und sich zum Hinduismus zu bekehren, dem drohen Verfolgung und Tod. Mehrere Rückkehrer, die nicht zwangsweise konvertieren wollten, wurden bereits ermordet.

Aufgrund massiven Drucks aus dem In-und Ausland mussten radikale Hindu einen geplanten Generalstreik zu Weihnachten absagen. Christen hatten befürchtet, dass dieser neue Gewalt auslösen würde. Trotzdem ist die Lage sehr gespannt in Orissa. Am 17. Dezember wurde erneut ein Christ aus religiösen Gründen von einer Gruppe radikaler Hindu ermordet.

Indiens christliche Adivasi wirksam schützen!

In Orissa gibt es für Christen keine Religions- und Meinungsfreiheit. Seit der Ermordung eines radikalen Hindu-Führers am 23. August 2008 verbreiten Hindu-Nationalisten unter der religiösen Minderheit Angst und Schrecken. Die Hindu-Bewegungen machen Christen für den Mord verantwortlich, obwohl maoistische Rebellen die Verantwortung für den Anschlag übernommen haben.

Mehr als 300.000 Anhänger radikaler Hindu-Bewegungen sind in Orissa registriert. Mit ihren pogromartigen Übergriffen auf die religiöse Minderheit wollen sie für ihren Wahlkampf zu den indischen Parlamentswahlen im Mai 2009 mobilisieren. Ein Spiel mit dem Feuer in dem Vielvölkerstaat, von dem nicht nur christliche Adivasi-Ureinwohner betroffen sind, sondern in anderen Landesteilen auch die muslimische Minderheit.

Die Adivasi werden doppelt verfolgt, aufgrund ihres religiöses Bekenntnisses und ihrer ethnischen Abstammung. Viele der seit Jahrzehnten in der Kastengesellschaft benachteiligten 90 Millionen Ureinwohner haben sich in den letzten Jahren den christlichen Kirchen zugewandt, weil sie dort Anerkennung, Ausbildung und Förderung erhalten, um ihre Lebenssituation zu verbessern. Führende Schichten der Kastengesellschaft unterstützen die Gewalt, um die Ureinwohner in ihre Schranken zu weisen und sie daran zu hindern, ihre legitimen Rechte einzufordern.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker engagiert sich seit mehr als 20 Jahren für die Adivasi. Nach Beginn der pogromartigen Übergriffe entsandten wir Ende Oktober unseren Adivasi-Experten Dr. James Albert in die Region, um die Lage der Christen zu untersuchen. Als erste ausländische Menschenrechtsorganisation dokumentierten wir in einem Report die Gewalttaten und nannten auch die Verantwortlichen des Terrors. Wir konnten erreichen, dass Bundespolizei in die Krisenregion entsandt wurde, die die Angehörigen der Minderheit besser schützt als die lokale Polizei, die mit extremistischen Hindu kooperiert. Auch drängten wir die Europäische Union, sich für den Schutz der Adivasi einzusetzen. Europäische Botschafter reisten daraufhin nach Orissa und setzten mit ihren Protesten durch, dass die Regierung des Bundesstaates den für den 25. Dezember geplanten Generalstreik nicht gestattet.

Da die Behörden einen Generalstreik zu Weihnachten nicht gestatteten, wollen Hindu-Extremisten nun mit Gebeten in ganz Orissa ihres ermordeten Führers gedenken. Viele Christen fürchten, dass die Gewalt gegen Angehörige religiöser Minderheiten in den nächsten Monaten weiter zunehmen wird. Als der indische Journalist Lenin Kumar Roy in einem im Dezember 2008 veröffentlichten Buch Hindu-Nationalisten für die Gewalttaten verantwortlich macht, werden er und seine zwei Assistenten festgenommen. Ihnen droht eine langjährige Haftstrafe. Vergeblich protestierten mehr als 100 Journalisten und Bürgerrechtler in Orissa gegen die Festnahme. Denn auch Angehörige ethnischer und religiöser Minderheiten müssen ein Recht auf Religions-, Meinungs- und Pressefreiheit haben! Schließlich bezeichnet sich Indien gerne als größte Demokratie Asiens.

Werden Sie Aktiv:

Bitte unterstützen Sie unseren Online-Appell an den indischen Premierminister und die indische Botschafterin in Deutschland: Indiens Zentralregierung muss den Schutz der bedrohten christlichen Adivasi garantieren. Weder dürfen Flüchtlinge aus ihren Lagern zur Rückkehr in ihre Dörfer gezwungen werden, noch darf die Zwangskonversion von Christen zum Hinduismus tatenlos hingenommen werden. Ureinwohner, deren Häuser mutwillig zerstört wurden, müssen schnell und unbürokratisch entschädigt werden. Die Verantwortlichen der Gewalt müssen juristisch zur Rechenschaft gezogen werden. Der Journalist Lenin Kumar Roy und seine Assistenten Ravi Jena und Dhananjay Lenka müssen unverzüglich freigelassen werden.

Zum Online-Appell