03.01.2006

Helfen Sie die Vertreibung der Buschleute zu stoppen !

Göttingen
Seit mehr als 30.000 Jahren leben Buschleute in der Kalahari im südlichen Afrika. Seit Generationen leben die zeitweise als Nomaden umherziehenden Jäger im Einklang mit der Natur. Nach dem Willen der Regierung Botswanas sollen die Buschleute den 52.000 Quadratkilometer großen Zentralen Kalahari Wildpark nun für immer verlassen. Seit 17 Jahren betreibt die Regierung Botswanas unter Einsatz von massivem Zwang die Umsiedlung der Ureinwohner. Die meisten der 50.000 Buschleute wurden inzwischen in 63 Umsiedlerdörfern außerhalb des Wildparks angesiedelt. Den letzten 2.200 in der Kalahari zurückgebliebenen teilsesshaften Jägern wurde im Januar 2002 von der Regierung das Wasser und die Elektrizität abgestellt. So sollen auch sie gezwungen werden, sich in den Umsiedlerdörfern niederzulassen.

Die dort lebenden Ureinwohner klagen darüber, dass sie nicht mehr wie in früheren Zeiten jagen können und mit der Zerstörung ihrer traditionellen Lebensweise auch ihre Identität verlieren. Verarmung und Alkoholismus tun ein übriges, um das Überleben der Buschleute ernsthaft zu gefährden. Den Umsiedlern waren von der Regierung Geld, Vieh, Arbeitsmöglichkeiten und bessere Lebensbedingungen versprochen worden. Heute klagen die meisten über ihre Abhängigkeit von Lebensmittellieferungen der Behörden, die sie zu Almosenempfängern gemacht haben. Aus Enttäuschung sind viele der Umsiedler in ihre Heimat zurückgekehrt. Doch dort macht ihnen die Regierung das Leben immer mehr zur Hölle.

Wildparkaufseher bedrohen Ureinwohner oder schüchtern sie ein. Sie dringen in Häuser ein, verhören, schlagen oder foltern Buschleute. Einige Ureinwohner wurden an Bäume gebunden und man drohte sie in Brand zu setzen. Andere wurden wegen vermeintlichen Überschreitens der Jagdquoten festgenommen. Zu Hunderten werden die Rückkehrer mit Lastwagen der Wildparkaufseher in die Umsiedlerdörfer zurückgebracht. Lästige ausländische Zeugen sind bei der Vertreibung unerwünscht: So wurden Journalisten von Wildparkaufsehern zum Verlassen der Camps der Ureinwohner aufgefordert. 600 Buschleute lebten im Jahr 2000 noch im Kalahari Wildpark. Doch angesichts des wachsenden Druckes geht ihre Zahl immer mehr zurück.

Mit der Umsiedlung will die Regierung die Buschleute zwingen, ihr Leben als Nomaden aufzugeben und sich der Mehrheitsbevölkerung anzupassen. Auch soll so der Wildbestand in dem Park gesichert werden, der Botswana erhebliche Tourismuseinnahmen garantiert. Ernsthaft gefährdet wurde der Wildbestand durch die jagenden Buschleute jedoch niemals, da die San nur bestimmte Quoten an Wildtieren jagen durften. Inzwischen wurden auch diese Ausnahmegenehmigungen von den Behörden zurückgenommen. Begründet wird die Vertreibung offiziell auch mit den "hohen Kosten" der Versorgung der Ureinwohner in dem Wildpark. Tatsächlich kosten diese Dienste Botswana jedoch weniger als drei Euro pro Person wöchentlich. Ein großzügiges finanzielles Unterstützungsangebot der Europäischen Union (EU) schlugen die Behörden aus. Die EU hatte angeboten, 14 Millionen Euro für eine menschenwürdige und nachhaltige Entwicklung der Buschleute-Gemeinschaften in dem Wildpark zur Verfügung zu stellen.

Der Präsident des afrikanischen Landes macht keinen Hehl daraus, dass er die San als Menschen zweiter Klasse ansieht. Sein Interesse gilt weniger einer Verbesserung der Lebensbedingungen der Ureinwohner, als den reichen Diamantenvorkommen, die sich unter dem Wüstenboden der Kalahari befinden. Schon prüfen Bergbaukonzerne eine mögliche Erschließung der Rohstoffvorkommen.