07.01.2011

Haftstrafen für Kritik an Sklaverei sind "Rückfall in schlimmste Zeiten der Tabuisierung von Sklaverei"

Mauretanien:


Der mauretanische Menschenrechtler und Sklaverei-Kritiker Biram Dah Abeid ist von einem Gericht in der mauretanischen Hauptstadt Nouakchott zu einer Haftstrafe von einem Jahr verurteilt worden, von denen sechs Monate zur Bewährung ausgesetzt werden. Drei weitere Sklaverei-Kritiker wurden in dem Prozess am Donnerstagabend zu sechs Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt. "Mit diesem Unrechtsurteil sollen Sklaverei-Kritiker mundtot gemacht werden", kritisierte Ulrich Delius, Afrikareferent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). "Dies ist ein Rückfall in schlimmste Zeiten der Tabuisierung der Sklaverei in Mauretanien."

 

"Bevor 2007 das Gesetz zur Bestrafung der Sklaverei erlassen wurde, war es ein großes Risiko, die Sklaverei öffentlich zu kritisieren", berichtete Delius. Schon ein Interview mit ausländischen Medien reichte damals aus, um zu einer Gefängnisstrafe verurteilt zu werden. Doch das seit August 2008 regierende neue Regime wolle von dieser Politik der Öffnung offenbar nichts wissen.

 

Den verurteilten Menschenrechtlern wird vorgeworfen, unangemeldet öffentlich demonstriert und Widerstand gegen die Staatsgewalt geleistet zu haben. Die Staatsanwaltschaft hatte ursprünglich drei Jahre Haft für Biram Dah Abeid verlangt. Der Menschenrechtler ist Vorsitzender der Anti-Sklaverei-Bewegung IRA (Initiative pour la Résurgence du Mouvement Abolitionniste).

 

Gemeinsam mit anderen Menschenrechtlern hatte er am 13. Dezember 2010

spontan vor dem Polizeipräsidium in Nouakchott für die Freilassung von zwei versklavten Kindern demonstriert. Nach Recherchen der Bürgerrechtler werden die neun und dreizehn Jahre alten Mädchen von einer Angestellten der Zentralbank des Landes als Sklavinnen gehalten, um unentgeltlich Hausarbeit zu verrichten. Nachdem in einer Anhörung vor der Polizei die Vorwürfe heruntergespielt worden waren, hatten die Menschenrechtler vor dem Gebäude demonstriert. 15 Demonstranten waren damals verhaftet worden.

 

Seit Biram Dah Abeid im Februar 2009 in Frankreich die anhaltende Sklaverei in Mauretanien öffentlich kritisiert hat, sind die Behörden bemüht, ihn mundtot zu machen. So ließen sie im Internet falsche Gesundheitsgutachten zirkulieren, in denen er für geisteskrank erklärt wird. Auch verunglimpfte man ihn als "Freund Israels" und als "Staatsfeind", da seine Kritik dem Ansehen des Landes schade.

 

Auch nach der offiziellen Abschaffung der Leibeigenschaft im Jahr 1981 besteht die Sklaverei besonders in ländlichen Gebieten Mauretaniens fort. Betroffen sind davon vor allem 550.000 schwarzafrikanische Haratin, die als Landarbeiter oder Hausangestellte unentgeltlich arbeiten müssen.

 

Ulrich Delius ist zu erreichen unter Tel. 0551-49906-27

 

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