14.06.2005

Göttinger Universität in "zweifelhafter Gemeinschaft"

Ehrendoktorwürde für Bundeskanzler Gerhard Schröder

Mit der Verleihung ihrer Ehrendoktorwürde an Bundeskanzler Gerhard Schröder hat sich die Göttinger Georg-August-Universität nach Auffassung der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in eine "zweifelhafte Gemeinschaft" mit Universitäten aus zwei totalitär regierten Ländern begeben. Denn ein Ehrendoktor wurde Schröder bereits 2002 in China von der Universität von Schanghai und 2003 in Russland von der Hochschule in St. Petersburg verliehen. Mit einem dritten Ehrendoktor wurde Schröder von der Universität Marmara in der Türkei ausgezeichnet.

Trotz der Bedrohung des demokratischen Taiwan mit Krieg durch das kommunistische China und trotz der Repressionen Pekings gegen Tibeter, Uiguren und Anhänger der Falun Gong-Meditationsbewegung setzt sich der Bundeskanzler für eine Aufhebung des EU-Waffenembargos gegen China ein. Es war nach dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989 verhängt worden. Mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, dessen Armee und die mit ihr verbündeten Milizen in Tschetschenien schwere Verbrechen gegen die Menschlichkeit begehen, ist Schröder persönlich eng befreundet. Rund 200.000 Menschen sind in Tschetschenien seit 1994 getötet worden. In der Türkei, für deren EU-Beitritt sich der Bundeskanzler einsetzt, werden Angehörige ethnischer und religiöser Gemeinschaften bis heute diskriminiert und verfolgt: So warten bis zu 1,5 Millionen rückkehrwillige kurdische Vertriebene noch immer auf die Erlaubnis in ihre Dörfer zurückzukehren.