11.07.2005

GfbV International zur Tragödie von Srebrenica

Am Vortag des 10. Jahrestages der Ermordung von mindestens 8106 bosniakischen Knaben und Männern in Srebrenica (Zahlen des Internationalen Roten Kreuzes) hat die Gesellschaft für bedrohte Völker International die Regierungen Europas aufgefordert die ethnische Säuberung in Bosnien endlich als Genozid anzuerkennen und die Angriffskriege Serbiens (1992-1995) und Kroatiens (April 1993 – Februar 1994) gegen die multiethnische Republik Bosnien & Herzegowina ausdrücklich zu verurteilen.

 

"Die Massenerschießungen in der Drina Stadt stellen nur die Spitze des Eisberges dar. Dieser Genozid ist heute nach der Öffnung von bisher 305 Massengräbern und der Dokumentierung des Grauens in den Vergewaltigungs- und Konzentrationslagern, der zahlreicher Massaker in anderen Städten und der Beschießung jahrelang eingeschlossener Städte umfassend belegt. Nachdem weit über hunderttausend bosnische Muslime dem Völkermord zum Opfer gefallen sind, kann kein seriöser Beobachter mehr an dem damaligen Ziel der Aggressoren zweifeln, Bosnien zu teilen und sich seiner bosniakischen (muslimischen) Bevölkerung durch Liquidierung bzw. Vertreibung zu entledigen".

 

"Trotzdem hat der Westen nach seiner militärischen Intervention die ethnische Säuberung zementiert. Man hat die von der nichtserbischen Bevölkerung gesäuberte Hälfte Bosniens den serbischen Extremisten als "Republika Srpska" überlassen. Wir fordern die verantwortlichen Regierungen in den USA und Westeuropa auf, die beiden willkürlich geschaffenen Teilstaaten Bosniens, die "Republika Srpska" und die so genannte "Muslimisch-Kroatische Föderation", aufzulösen und der bosnischen Zentralregierung jene selbstverständlichen Funktionen, über die jede westliche Regierung verfügt, zurückzugeben. Es ist zynisch und unerträglich, wenn man ein verbrecherisches Regime in einem der beiden Landesteile etabliert und am Leben erhält und dann behauptet, die beiden Teilstaaten könnten sich nicht einigen. Erst diese Wiedervereinigung Bosniens wird die Rückkehr der Vertriebenen ohne Angst möglich machen und das multiethnische und multireligiöse Bosnien wiederherstellen".

 

Für die GfbV International: Tilman Zülch, Göttingen (Präsident), Andre Rollinger, Luxemburg (Vize-Präsident) sowie als Mitglieder des Vorstands Fadila Memisevic, Sarajevo, Mateo Taibon, Bozen, Hans Bogenreiter, Wien

 

Die bosnische Sektion der Gesellschaft für bedrohte Völker unterhält Büros in Sarajevo und in Srebrenica. Ihrem Vorstand gehören Repräsentanten aller ethnischen und religiösen Gemeinschaften Bosniens an. Die GfbV hat 1992 das weltweit erste Buch über den Genozid in Bosnien veröffentlicht und 1992 und 1995 zwei internationale Kongresse mit Genozidexperten aus vier Kontinenten durchgeführt. Die GfbV arbeitete eng mit der Bassiouni-Kommission der UN zur Untersuchung des Genozids (1992/1993) und anschließend mit dem Haager Tribunal zusammen. GfbV Materialien über serbische Kriegsverbrecher führten in Deutschland zu deren Verurteilungen.