13.12.2006

Gewalt gegen indianische Frauen und Mädchen in Kanada

Mindestens 500 indianische Frauen und Mädchen sind in den vergangenen 20 Jahren in Kanada Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen oder ganz einfach "verschwunden". Sie werden doppelt diskriminiert, als Indianerin und als Frau. Nur die sogenannten Status-Indianer sind in Kanada als Ureinwohner offiziell anerkannt. Bis Mitte der 1980er Jahre wurde indianischen Frauen der Status jedoch aberkannt, wenn sie einen Nicht-Indianer heirateten. Viele verloren ihre kulturellen und sozialen Wurzeln und sind gerade in den Städten besonders gefährdet durch Gewalt. Viele Fälle beruhen auf offenem Rassismus.

Erst die "Sisters in Spirit"-Kampagne der Native Women’s Association of Canada (NWAC) hat die Öffentlichkeit in Kanada aufgerüttelt. Eine Regierungskommission bestätigte inzwischen die Vorwürfe zahlreicher Organisationen, die seit langem auf die Diskriminierungen gegen Indianer und insbesondere Indianerinnen hingewiesen hatten. Doch viel mehr als Lippenbekenntnisse hat die amtierende kanadische Regierung unter Premierminister Stephen Harper bislang nicht zu bieten.

Unterstützt wird die "Sisters in Spirit"-Kampagne der NWAC in Kanada von amnesty internatonal (ai), in Europa u.a. von der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), der Aktionsgruppe Indianer und Menschenrechte (AGIM) und Menschenrechte 3000 in Deutschland, dem Arbeitskreis Indianer Nordamerikas (AKIN) in Österreich und Incomindios-Internationales Komitee für die Indianer Amerikas in der Schweiz. Aus Anlass des UN-Tages zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen am 25. November rufen die genannten Organisationen zu Appellen an die kanadische Regierung auf. Auch Kanada muss die von 180 Staaten unterzeichnete UN-Konvention zur Abschaffung aller Formen der Diskriminierung gegen Frauen (1979) für alle Frauen ohne Unterschied der ethnischen Zugehörigkeit endlich in die Tat umsetzen.