30.04.2005

Gewalt gegen Frauen in Myanmar (Burma) und der Demokratischen Republik Kongo

59. Sitzung der UN Menschenrechtskommission 2003 - Genf 17.03.03-25.04.03

Schriftliche Stellungnahme der Gesellschaft für bedrohte Völker

Item 12a

 

Die Gesellschaft für bedrohte Völker ist entsetzt angesichts der systematischen sexuellen Gewalt als Waffe in den Kriegen in Myanmar (Burma) und der Demokratischen Republik Kongo.

Glaubwürdige Aussagen mehrerer Hundert Vergewaltigungsopfer aus dem im Osten Myanmars (Burmas) gelegenen Shan Staat legen Zeugnis ab von den grauenvollen Misshandlungen von Minderheitenfrauen durch Soldaten. Frauen und Mädchen, die Minderheiten angehören, berichteten, das Vergewaltigungen und andere Formen sexueller Gewalt durch die Soldaten üblich sind. Darüber hinaus werden Frauen, auch Schwangere, als Zwangsarbeiter auf Baustellen und in Militärlagern eingesetzt. Unter diesen armseligen Verhältnissen und aufgrund der schlechten Gesundheitsversorgung verlieren Schwangere oft ihre Kinder. Manche werden gezwungen als Träger militärische Ausrüstung zu schleppen oder als Minensucher missbraucht. Diese Frauen und Mädchen, die als Zwangsarbeiter oder Träger arbeiten, werden oft sexuell belästigt und vergewaltigt. Der regierende Staatsrat für Frieden und Entwicklung (SPDC) erlaubt seinen Soldaten umfassende und systematische Vergewaltigungen bei Nichtverfolgung dieser Taten, um die Minderheitenbevölkerung im Shan Staat einzuschüchtern. Straflosigkeit gilt sogar in den Umsiedlerlagern, in denen die Bauern eigentlich in Sicherheit sein sollten, solange sie die Anweisungen der Soldaten befolgen. Frauen und Mädchen werden von den Soldaten aber nicht nur in diesen Umsiedlerlagern gejagt und vergewaltigt, sondern auch auf ihrem Farmland in der Nähe solcher Lager, wenn sie Brennholz oder Wasser sammeln oder wenn sie Nahrung anbauen oder sammeln. Frauen, die in ihre alten Dörfer, aus denen sie aus Sicherheitsgründen ausgesiedelt worden waren, zurückkehrten, wurden oft von Kontrollposten vergewaltigt. man beschuldigte sie, mit Aufständischen verheiratet zu sein oder sie mit Lebensmitteln zu versorgen. Viele der Frauen, die auf diese Weise eingefangen wurden, wurden gefoltert, vergewaltigt und getötet. Viele der Frauen wurden Opfer von Gruppenvergewaltigungen. manche von ihnen wurden anschießend freigelassen als sichtbares Zeichen dafür, dass ihre Peiniger keine Angst vor Strafe haben müssen.

Sexuelle Gewalt gegen Frauen und Vergewaltigung sind Verbrechen. Daher sollte eine unabhängige internationale Untersuchung bestätigen, dass diese Verbrechen bei Straflosigkeit der Täter begangen wurden und als Waffe im Krieg gegen die Zivilbevölkerung benutzt werden. Das Auswärtige Amt der USA bestätigte am 17. Dezember 2002 nach der Beurteilung eigener Sachverständiger, die mit Vergewaltigungsopfern in Flüchtlingslagern zusammengetroffen waren, die systematische Vergewaltigung von Frauen und Mädchen der Shan durch Angehörige des Militärs.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker ist zutiefst erbittert über die Vergewaltigung von zwei Schülerinnen einer Oberschule, die zuvor öffentlich bei einer Schulversammlung in der Stadt Lai Kha die Menschenrechtsverletzungen des Militärs angeprangert hatten. Die beiden 17 und 18 Jahre alten Mädchen waren noch in der Schule von Soldaten festgenommen und zur Militärkaserne gebracht worden. Beide Mädchen wurden vom Befehlshaber in den folgenden vier Tagen und Nächten mehrfach vergewaltigt , der erst von ihnen abließ, nachdem ihre Eltern sie freigekauft hatten.

Wir sind des Weiteren in großer Sorge um die Situation burmesischer Wanderarbeiterinnen, die in der Sexindustrie in Thailand und Pakistan tätig sind. Die meisten dieser Frauen sind noch sehr jung. Sie wurden zum Zwecke dieses Gewerbes entführt oder verkauft, ohne dass sie informiert waren, was geschah. Da ihr Aufenthalt in Thailand und Pakistan illegal ist, können sie die Bordelle nicht verlassen. In der abgeschlossenen Welt der Bordelle sind sie vollkommen rechtlos. Sie können gewalttätige Kunden nicht abweisen und sind für ihre persönliche Sicherheit, Ernährung und Unterbringung vollkommen vom Besitzer des Bordells abhängig. Sie sind ganz besonders schutzlos gegenüber Gewalt.

Auch in den Konfliktgebieten Afrikas ist sexuelle Gewalt gegen Frauen weit verbreitet. In der Demokratischen Republik Kongo hat die Gesellschaft für bedrohte Völker eine Zunahme von Fällen von Vergewaltigungen durch Soldaten und andere an Kämpfen Beteiligten zu verzeichnen, die als Waffe im Krieg benutzt werden. Im Osten des Kongo ist das Risiko für diejenigen, denen die Flucht vor den Kämpfen nicht gelang, besonders groß, Opfer von sexuellem Missbrauch, Zwangsrekrutierung und Zwangsprostitution zu werden. Die Massenvertreibung der Zivilbevölkerung erhöht die Schutzlosigkeit der Frauen und Mädchen. Ohne den Schutz ihrer Männer und Väter sind sie leichte Beute für den sexuellen Missbrauch durch Soldaten und andere an den Kämpfen Beteiligte. Viele Frauen wurden vor den Augen ihrer Kinder von einer ganzen Gruppe von Männern vergewaltigt. Es gibt Beispiele dafür, dass Männer vor den Augen ihrer Söhne zum Geschlechtsverkehr mit ihren Schwiegertöchtern gezwungen wurden. Viele Frauen und Mädchen wurden von Soldaten oder Rebellen in deren jeweilige Stützpunkte entführt und dort zu sexuellen Dienstleistungen gezwungen.

Zehntausende Frauen sind seit 1998 im Osten Kongos vergewaltigt worden. Viele Mädchen und Frauen werden sich von den psychischen, physischen und sozialen Folgewirkungen dieser Verbrechen nie erholen. Die Opfer haben Angst vor dem Makel, der mit Vergewaltigung verbunden wird. Sie sprechen nicht mit Familien und Nachbarn über diese sexuellen übergriffe aus Angst, dann von ihren Ehemännern und Familien zurückgewiesen zu werden.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker appelliert an die Un-Menschenrechtskommission

  • die systematische Anwendung von Vergewaltigung und sexueller Gewalt als Kriegswaffe in Myanmar (Burma) und der Demokratischen Republik Kongo zu verurteilen
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  • die Verantwortlichkeit für diese Verbrechen in unabhängigen Untersuchungen aufzudecken
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  • die Regierung Myanmars (Burmas) und alle Kriegsparteien in der Demokratischen Republik Kongo eindringlich zu mahnen, jegliche sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen einzustellen und die verantwortlichen Menschenrechtsverbrecher unverzüglich der Justiz zu überstellen.
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