12.12.2008

Gesellschaft für bedrohte Völker vermittelt Kooperation zwischen Marburg und der nordirakischen kurdischen Stadt Halabja

Bürgermeister von Halabja besucht Marburg an der Lahn

Marburg
Der Bürgermeister der kurdischen Stadt Halabja im Nordirak, Kheder Kareem, wird am kommenden Freitag, den 12. Dezember, um 14 Uhr im Marburger Rathaus von Oberbürgermeister Egon Vaupel empfangen. Dazu laden wir Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen von den Bildredaktionen herzlich ein.

Im Anschluss wird sich Herr Kareem mit den Geschäftsführern der in Marburg ansässigen Firmen Aquis GmbH (Wasserverarbeitung und medizinische Versorgung) und Agos AG (Computer) treffen sowie Gespräche mit Vertretern des Marburger Förderzentrums für Existenzgründer aus der Universität (Mafex) und den Behringwerken führen.

Kareem ist auf Einladung der Gesellschaft für bedrohte Völker GfbV (Göttingen) nach Deutschland gekommen. Er hat an der Gedenkveranstaltung der Menschenrechtsorganisation zum 60. Jahrestag der Unterzeichnung der UN-Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes in Berlin teilgenommen und sucht jetzt Kooperationspartner für Wiederaufbau-Initiativen in seiner Stadt.

Halabja wurde am 16. März 1988 von irakischen Kampfflugzeugen angegriffen. Die Geschwader von sieben bis acht Maschinen flogen an drei aufeinander folgenden Tagen in mehreren Wellen über die 80.000 Einwohner zählende Stadt und bombardierten auch alle Zufahrtstraßen mit Giftgas, um möglichste viele Menschen zu töten. Mindestens 5000 starben binnen weniger Stunden. Deutsche und europäische Firmen hatten sich am Aufbau der Giftgasindustrie Sadaam Husseins beteiligt.

In dem autonomen irakischen Bundesstaat Kurdistan wird seit 2003 vieles unternommen, um die Rechte der kleineren Völker und religiösen Minderheiten zu garantieren. Sie verfügen inzwischen über eigene Kulturinstitute, Schulen sowie Medien und sind im Parlament und der Regierung präsent. Zerstörte Dörfer werden Schritt für Schritt wiederaufgebaut. Irakisch-Kurdistan könnte Modell für ein Miteinander der Nationalitäten im Nahen Osten werden, vielleicht auch zum Fürsprecher nicht nur der Kurden, sondern auch der kleineren Völker und Minderheiten in den Nachbarländern.

Kheder Kareem ist seit 2005 Bürgermeister von Halabja und gehört zum Vorstand der internationalen Initiative "Bürgermeister für den Frieden" (Mayors for Peace).