18.04.2005

Gesellschaft für bedrohte Völker: "Kurdenregion im Irak ist so sicher wie Abrahams Schoß"Außenminister Fischer soll deutsches Engagement nicht länger blockieren

Besuch des irakischen Ministerpräsidenten in Berlin

Wenige Stunden vor dem Gespräch von Joschka Fischer mit dem irakischen Ministerpräsidenten Ijad Allawi in Berlin hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) dem deutschen Außenminister am Freitag vorgeworfen, wider jede Vernunft die Arbeit deutscher Firmen, Hilfsorganisationen und Wissenschaftler im absolut sicheren kurdischen Nordirak zu blockieren.

 

"Unsere siebenköpfige GfbV-Delegation hat im November 14 Tage lang die drei autonomen kurdischen Provinzen im Norden des Irak bereist und festgestellt: Dort ist es so sicher wie in Abrahams Schoß. Es herrscht Frieden", berichtete der GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch. "Die kurdische Administration wird von der gesamten Bevölkerung getragen, es gibt überhaupt keine gewalttätige Opposition. Jeder einzelne Bürger trägt zur Sicherheit bei. In der Region tätige ausländische Firmen, ihre Sicherheitsleute, Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, ausländische Berater und Wissenschaftler können dort in Ruhe arbeiten." Das irakische Bundesland Kurdistan befindet sich in einem erstaunlichen allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung. Mit Ausnahme deutscher Firmen sind dort Unternehmen aus vielen Teilen der Welt präsent, die den Nordirak auch als Basis für den irakischen Wiederaufbau nutzen.

 

Die zuständigen Beamten im Auswärtigen Amt müssen Unternehmern von jeder Reise in die irakische Kurdenregion abraten. Auf Hilfsorganisationen, die von öffentlichen Mitteln abhängig sind, und auf verbeamtete deutsche Wissenschaftler, die im Lande dringend gebraucht werden, wird massiver Druck ausgeübt, nicht in den Irak einzureisen.

 

Zülch kritisierte scharf "die kurdenfeindliche Haltung" des Auswärtigen Amtes, die dazu beiträgt, die wirtschaftliche Erholung einer selbst verwalteten autonomen Region zu behindern, deren 3,8 Millionen Menschen 500 000 Opfer durch den Genozid Saddam Husseins zu beklagen haben. "Leider müssen wir daran erinnern, dass nicht zuletzt deutsche Firmen die Giftgasangriffe auf kurdische und christliche assyro-chaldäische Zivilisten im Nordirak möglich gemacht haben", sagte der Menschenrechtler.