30.01.2006

Gesellschaft für bedrohte Völker befürchtet neue Flüchtlingswelle irakischer Christen. Bundesregierung soll Flüchtlingsprogramme im kurdischen Nordirak unterstützen

Nach Bombenangriffen gegen christliche Kirchen und Kirchgänger im Irak:

Nach koordinierten Bombenangriffen auf insgesamt sechs christliche Kirchen verschiedener Konfessionen im nordirakischen Kirkuk und in Bagdad durch islamische Fanatiker erwartet die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) eine neue Massenflucht irakischer Christen in denkurdischen Norden des Landes und das benachbarte Ausland.

 

Ziel der Attacken waren Kirchgänger, die die Sonntagsgottesdienste besuchen wollten. In Kirkuk wurden bei Bombenangriffen auf zwei Kirchen im Norden und im Zentrum der Stadt mindestens drei Menschen getötet, darunter ein 13jähriger Junge, und mehr als 10 verletzt. In Bagdad forderten insgesamt fünf Angriffe auf vier Kirchen mehr als 12 Verletzte. Dutzende christliche Studenten der Technischen Hochschule Bagdad und der Universität Mosul waren heftigen Attacken durch islamische Kommilitonen ausgesetzt. Sie wurden verprügelt und als Ungläubige und als amerikanische Agenten beschimpft.

 

Nach vergleichbaren Zwischenfällen war es bereits mehrfach zu Fluchtwellen gekommen. Der Präsident der Kurdenregion Massoud Barzani hatte der assyro-chaldäischen Bevölkerung des Irak die Aufnahme in die drei kurdischen Provinzen angeboten. Der kurdische Nordirak ist die sicherste und stabilste Region des Landes, deren Regierung die Ansiedlung der christlichen Minderheit aktiv unterstützt. So wurden unter anderem 30 neue Dörfer für sie gebaut, ebenso Straßen und Bewässerungssysteme. Auch die medizinische Versorgung ist gewährleistet Die GfbV fordert die Bundesregierung auf, diese Programme für die Ansiedlung christlicher Flüchtlinge im kurdischen Nordirak finanziell zu unterstützen und sich auf der Ebene der Europäischen Union für die Förderung dieser Programme einzusetzen, damit die christlichen Flüchtlinge eine neue Zukunftsperspektive erhalten, ohne außer Landes gehen zu müssen.

 

Insgesamt 3.500 assyro-chaldäische Familien haben sich schon in den kurdischen Norden geflüchtet, das sind mehr als 18.000 Menschen. 350 Familien kamen allein im vergangenen Monat dorthin. Etwa 50.000 Christen flohen nach Syrien. Täglich gehen immer neue christliche Familien auf die Flucht.