04.07.2009

Geschundenes Land - Massive Umweltzerstörungen in West Papua

Papua vom Asmat-Stamm (www.grenvillecharles.co.uk, flickr, März 2009)

West Papua ist der westliche Teil von Papua Neuguinea. Politisch gehört die Provinz zu Indonesien. In den Regenwaldregionen im Landesinneren und in den Küstengebieten leben indigene Papua in etwa 250 verschiedenen Stammesgemeinschaften mit unterschiedlichen Sprachen und Kulturen. Traditionell betreiben Papua Subsistenzwirtschaft, einige sind bis heute Jäger und Sammler. In der Provinz Papua befindet sich auch der letzte intakte tropische Regenwald Asiens. Das Land ist besonders reich an Rohstoffen wie Kupfer, Gold, Silber, Nickel, Bauxit, Erdöl und Erdgas. Nach dem erzwungenen Anschluss an Indonesien setzte sich die Zentralregierung in den 1960er Jahren rigoros über die traditionellen Landrechte der Papua hinweg. Nach indonesischer Gesetzesauffassung wird Land, Wald, Wasser und die natürlichen Ressourcen als Eigentum des Staates betrachtet.

Weite Teile des Landes werden seit den 1960er Jahren von der indonesischen Regierung per Konzession an multinationale und nationale Minen-, Erdöl- und Holzschlagfirmen vergeben, die einen großen Teil des Nationaleinkommens erwirtschaften. Im Hochland von West Papua befindet sich die weltweit größte und profitabelste Gold- und Kupermine, die vom amerikanischen Konzern Freeport McMoRan betrieben wird. Von der Mine werden Umweltzerstörungen in unvorstellbarem Ausmaß verursacht. Giftige Abfälle werden – bis heute - in die Flüsse gekippt was dazu führt, dass weite Regenwaldgebiete überschwemmt werden und biologisch tot sind. Versuche, Freeport dafür zur Verantwortung zu ziehen, sind bisher gescheitert. Das gesamte Minengebiet wird von indonesischen Militärs bewacht. Zwischen 1998 und 2004 zahlte Freeport "Schutz"leistungen in Höhe von rund 30 Millionen US-Dollar an die Polizei und das Militär. Seit den 1990er Jahren ist der Konzern der größte Steuerzahler in Indonesien und erbringt mehr als die Hälfte des Bruttoinlandsproduktes West Papuas. Die indigene Bevölkerung profitiert kaum davon. Vielmehr gilt die Mine ihnen als Symbol der Fremdbestimmung.

Auch die Küstenregionen sind von der Zerstörung bedroht. Der Energiekonzern BP erschließt im Nordwesten West Papuas ein Erdgasfeld, das derzeit größte Entwicklungsvorhaben in Indonesien. Es ist voraussehbar, dass es in den nächsten Jahren zu einschneidenden Veränderungen der ökologischen, sozialen, politischen und kulturellen Verhältnisse in der Region kommen wird.

Dramatisch ist die Regenwaldzerstörung. Seit den 1960er Jahren sind insgesamt 80% der indonesischen Wälder verschwunden. Nach der fast vollständigen Vernichtung der Regenwälder auf den Inseln Sumatra und Kalimantan ist West Papua das Zielgebiet internationaler Holzunternehmen geworden. Der Gewinn aus Holzeinschlag wird auf 100 Millionen bis über eine Milliarde Dollar jährlich geschätzt. Korruption und mafiaähnliche Strukturen ermöglichen seit 2005 illegale Milliardengeschäfte mit wertvollem Edelholz das in großem Umfang über Malaysia nach China und Europa geschmuggelt wird. Große Gebiete des Regenwaldes wurden und werden derzeit immer noch abgeholzt und in riesige Ölpalmplantagen umgewandelt. Die indonesische Regierung reagiert auf den globalen "Bio"-spritboom mit der Planung von 20 Millionen Hektar Ölpalmplantagen. Mindestens 5 Millionen davon soll West Papua bereitstellen. Es ist davon auszugehen, dass es in West Papua in 10 bis 15 Jahren keinen Tieflandregenwald mehr gibt.

Die Konsequenz der ökologischen Zerstörungen bedeutet für die lokale indigene Bevölkerung die Vernichtung ihrer traditionellen Lebensgrundlagen, die Entweihung ihrer sakralen Stätten und damit der Verlust von kultureller Identität. Ganze Dorfgemeinschaften wurden von indonesischen Militärs zwangsumgesiedelt. Entschädigungen für den Entzug ihres Landes und die ökologischen Zerstörungen bekamen die Papua nicht und wenn, dann nur in sehr geringem Umfang. Bei militärischen Operationen in den 1970er und 1980er Jahren wurden vor allem im entlegenen Hochland über 150.000 Papua getötet.

Seit den 1960er Jahren kämpft die indigene Bevölkerung für die Unabhängigkeit von Indonesien und gegen die rücksichtslose Ausbeutung ihres Landes durch multinationale Konzerne. 1964 wurde die OPM (Organisasi Papua Merdeka – Organisation Freies Papua) gegründet. Die Papua fordern politische und wirtschaftliche Partizipation sowie Entschädigung für Landenteignungen, geeignete Umweltschutz- und Entwicklungskonzepte, die ihre Lebensweise berücksichtigen. Die teilweise gewaltsamen Aktionen der OPM gegen die Kupfermine im Hochland liefern der indonesischen Regierung bis heute den Vorwand für massive Repressionen gegenüber der papuanischen Bevölkerung. Im Juli 2009 fanden zum ersten Mal wieder seit dem Jahr 2002 mehrere Anschläge auf Mitarbeiter und Wachleute der Mine statt. Dabei wurden drei Personen getötet und zwölf verletzt. Von der Regierung wurde die OPM für die Morde verantwortlich gemacht, es gibt jedoch dafür keine Beweise. Der indonesische Verteidigungsminister schließt nicht aus, dass bei den Angriffen auch Polizisten und Soldaten, die um die Sicherheitsdienste für die Grasberg-Mine konkurrieren, beteiligt waren.

 

Brigitta Scholz ist erreichbar unter Tel. 030 – 42 80 48 91 oder mobil unter 0163 - 482 41 97.