23.05.2006

Geschichte des Konflikts

Seit Jahrzehnten fühlen sich die schwarzafrikanischen Völker im Westen des Sudan von der arabisch-muslimisch dominierten Zentralregierung in Khartum ignoriert und vernachlässigt. So schwelten massive Spannungen schon lange, bevor im Februar 2003 Widerstandsbewegungen in Darfur zu den Waffen griffen und Militärposten überfielen.

Darfur ist eine von vielen am äußeren Rande des Sudan gelegenen Regionen, die während Jahrzehnten von der kleinen in Khartum regierenden arabisch-muslimischen Führungsschicht entrechtet und missachtet wurde. Der Genozid hat keine religiösen Ursachen, da in Darfur Muslime gegen Muslime kämpfen. Doch er hat auch ethnische Ursachen, da nicht nur das seit 1989 regierende Regime el Bashir, sondern auch vorangegangene sudanesische Regierungen beharrlich leugnen, dass das Land ein Vielvölkerstaat und sowohl Teil der arabischen als auch der afrikanischen Welt ist.

Seitdem der arabisch-muslimischen Führungsschicht bei der Staatsgründung im Jahr 1956 von der britischen Kolonialmacht die Herrschaft übertragen wurde, weigert sie sich beharrlich, die Macht mit anderen Bevölkerungsgruppen zu teilen. So gehört der ausgeprägte Rassismus dieser arabisch-muslimischen Führungsschicht gegenüber der schwarzafrikanischen Bevölkerung zu den Ursachen des Genozids in Darfur, aber auch des Völkermords im Südsudan und in den Nuba-Bergen.

Im Südsudan kostete der Genozids seit 1955 mindestens 3,5 Millionen Schwarzafrikanern das Leben. Erst im Januar 2005 konnte dieser Völkermord durch ein Friedensabkommen beendet werden. Mehrere hunderttausend Angehörige der afrikanischen Nuba-Völker fielen in den 90er Jahren Völkermordverbrechen der sudanesischen Führung zum Opfer. Ihre Heimat, die Nuba-Berge, liegt im ansonsten arabisch-muslimisch geprägten Nordsudan. Doch lebten in den Nuba Bergen bis zu ihrer Vertreibung oder Vernichtung vor allem afrikanische Muslime und Christen.

Der Völkermord in Darfur beeinflusst auch den Machtkampf innerhalb der muslimischen Gesellschaft des Nordsudan. Denn der bedeutendste Widersacher des heutigen Staatspräsidenten el Bashir, sein langjähriger Chefideologe und Befürworter eines muslimischen Gottessstaates, Hassan el Turabi, hat viele Anhänger in Darfur.

Verschärft wird der Konflikt in Darfur noch durch Spannungen zwischen Bauern und Halbnomaden, die um fruchtbares Land, Weidegründe für ihr Vieh und Zugang zu Brunnen ringen. Auch der Fund von Erdöl und die Vergabe von Förderlizenzen haben die Auseinandersetzungen im Westen des Sudan weiter angeheizt.