26.03.2014

Generalsekretär und Gründer der Gesellschaft für bedrohte Völker erhält Europäischen Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma sowie Ehrenbürgerschaft von Sarajevo

Auszeichnungen für Tilman Zülch

Der Generalsekretär und Gründer der Gesellschaft für bedrohte Völker, Tilman Zülch, wird im Frühjahr 2014 gleich zweimal geehrt: Er erhält den Europäischen Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma und er wird mit der Ehrenbürgerschaft von Sarajevo ausgezeichnet.

„Es ist Tilman Zülch mit zu verdanken, dass die Sinti und Roma heute eine der vier anerkannten nationalen Minderheiten in Deutschland sind“, begründete die international besetzte Jury für den Europäischen Bürgerrechtspreis ihr einstimmiges Votum für den 74 Jahre alten Menschenrechtler. Seit den 1970er Jahren habe er sich in Deutschland und europaweit engagiert für die Sinti und Roma eingesetzt und sich maßgeblich an den Aktionen ihrer Bürgerrechtsbewegung beteiligt, die sich gegen anhaltende Diskriminierung und gesellschaftliche Ausgrenzung richtete. Ideologisch stets unabhängig, habe er sich weltweit für die Rechte von Minderheiten stark gemacht. Dabei habe immer die Menschlichkeit im Mittelpunkt seines Handelns gestanden. Tilman Zülch, der 2002 für seine Menschenrechtsarbeit mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, gründete 1968 die „Aktion Biafra-Hilfe“, aus der zwei Jahre später die in Göttingen ansässige Gesellschaft für bedrohte Völker hervorging. Bis heute kämpft er weltweit gegen Völkermord, Vertreibung und Rassismus.

Der Europäische Bürgerrechtspreis wird am 27. März 2014 im Auswärtigen Amt in Berlin vom Dokumentations- und Kulturzentrum und dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma sowie der Manfred Lautenschläger Stiftung verliehen. Die Auszeichnung wird zum vierten Mal vergeben und ist mit 15.000 Euro dotiert.

In Sarajevo wird Tilman Zülch am 6. April 2014 in einer feierlichen Zeremonie im Staatstheater zum Ehrenbürger der bosnischen Hauptstadt ernannt. Damit will der Stadtrat Sarajevos das jahrzehntelange und unermüdliche Engagement des Menschenrechtlers und der Gesellschaft für bedrohte Völker gegen Völkermord und Vertreibung der nichtserbischen Bürger des Landes während des Krieges 1992 bis 1995, für die Bestrafung der Kriegsverbrecher, für Gerechtigkeit und Aussöhnung aller Volksgruppen im multikulturellen Bosnien und Herzegowina würdigen. Bereits kurz nach Kriegsende wurde Tilman Zülch 1996 mit dem Silberorden des Wappens des (multiethnischen) Präsidiums der Republik Bosnien und Herzegowina ausgezeichnet. 2001 verlieh ihm der Verband der weiblichen Lagerhäftlinge Bosnien und Herzegowinas die Ehrenmitgliedschaft. 2006 erhielt er den "Srebrenica Award against Genocide" und im gleichen Jahr den Menschenrechtspreis "Sloboda" (Freiheit) des Antikriegszentrums Sarajevo.