26.09.2009

Geistliches und weltliches Oberhaupt der Yeziden besucht Göttingen

Veranstaltung in Göttingen

Victor Gollancz Haus

Mir Tahsin Said Beg, das geistliche und weltliche Oberhaupt der weltweit noch rund 800.000 Yeziden, besuchte am 24. September 2009 das Bundesbüro der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen. Nachdem er mit dem Generalsekretär der GfbV Herrn Tilman Zülch und dem Nahostreferenten Dr. Kamal Sido zusammentraf, fand ein Gespräch mit Vertretern der regionalen Medien aus Südniedersachsen statt. Im Anschluss trafen Göttinger Yeziden und ihre Freunde, darunter Irina Wießner, GfbV-Vorstandsmitglied, mit Mir Tahsin Said Beg zusammen.

Mir Tahsin Beg berichtet insbesondere über die Situation der Yeziden im Irak. Dort sind sie selbst in ihrem Hauptsiedlungsgebiet, dem Bergland von Sinjar im Nordwesten des Landes und den angrenzenden Regionen im benachbarten autonomen Bundesland Kurdistan, vor Anschlägen islamistischer Fundamentalisten nicht sicher. Dass die Angehörigen ihrer Glaubensgemeinschaft in ständiger Angst um ihre Gesundheit und ihr Leben schweben, erfüllt auch viele Yeziden in Deutschland mit großer Sorge. Hier leben rund 50.000 Yeziden, die meisten von ihnen flüchteten vor religiöser Verfolgung aus der Türkei zu uns. Rund 25.000 Yeziden sind in Niedersachsen ansässig, etwa 2000 von ihnen im Raum Göttingen, Einbeck und Northeim.

Ganz in der Nähe des größten Heiligtums aller Yeziden, dem Religionszentrum Lalish, wurde Mir Tahsin Beg 1931 im nordirakischen Ba´adre nördlich von Mosul geboren. Da das Amt des Mir erblich ist, wurde er nach dem Tod seines Vaters 1944 schon als 13-Jähriger Oberhaupt der Yeziden. Seine Großmutter Meyan Khatoun stand ihm beratend zur Seite. Sein Amt machte ihn zur Zielscheibe islamischer Fundamentalisten. Als Kritiker der anti-yezidischen Politik der irakischen Regierung musste er 1970 nach London emigrieren. Bagdad wollte den Yeziden daraufhin ein neues, regierungstreues Oberhaupt aufzwingen, konnte sich jedoch nicht durchsetzen. 1982 konnte Mir Tahsin Beg in den Irak zurückkehren.

Mit rund 550.000 Yeziden siedeln die meisten Angehörigen dieser uralten Religionsgemeinschaft im Irak. Etwa 5.000 Yeziden gibt es in Syrien und rund 1.200 in Georgien. Nur noch wenige hundert leben in der Türkei. Dort waren früher etwa 300.000 Yeziden ansässig. Zehntausende wurden vertrieben oder assimiliert.

Mir Tahsin Beg bedankte sich bei der Menschenrechtsorganisation für das bisherige Engagement für die verfolge Glaubensgemeinschaft der Yeziden. Dies hätte seinen Angaben zufolge dazu geführt, dass die Situation der Yeziden heute von der Öffentlichkeit verstärkt wahrgenommen werde und sie vermehrt Besuch im Irak erhielten. Er bat die GfbV und die deutsche Öffentlichkeit sich auch weiterhin für die Rechte der Yeziden zu engagieren.

Zudem betonte Mir Tahsin Beg, dass es eines seiner Ziele für den Irak sei, sich auch dort ohne Sicherheitskräfte und so frei bewegen zu können wie in Deutschland. Er rief die Yeziden in Deutschland dazu auf, die Gesetzte die hier gelten zu befolgen, denn gerade diese deutschen Gesetze hätten ihnen geholfen.

Für die Zukunft wünschte sich Mir Tahsin Beg die Zusammenarbeit mit der GfbV zu Vertiefen um weiterhin einen Ansprechpartner zu haben den die Yeziden im Falle von Angriffen auf ihre Minderheit direkt ansprechen können.