14.12.2006

Gefahren durch Erdbeben, Korrosion und Managementfehlern

Die Rohrleitungen der Trans-Alaska-Pipeline sind bereits mehrere Male durch Erdbeben, Sabotage, Waldbrände, Korrosion und Managementfehler beschädigt worden. Im Februar 1978 kam es zu einer vorsätzlich herbeigeführten Explosion in der Nähe von Fairbanks, bei der die Pipeline 16.000 Barrel Rohöl verlor. Der Fall konnte nie aufgeklärt werden. Zwischen 1977 und 1994 wurden im Jahresdurchschnitt 30 bis 40 Lecks festgestellt. Insgesamt gab es von 1994 bis 1999 1600 Vorfälle, bei denen zusammen mehr als 28.000 Barrel Öl, Säuren, Bohrflüssigkeit und andere giftige Stoffe in die Umwelt der Arktis liefen. Ende 2001 gelang es einem betrunkenen Jäger, ein Loch in die Schweißnaht der Rohrleitung zu schießen, obwohl sie als Kugelsicher gilt. Durch Beschädigungen mit einem Bagger im Jahr 2003 gingen nochmals einige Tausend Barrel verloren. Auch sind einzelne Maschinen, die für die Bearbeitung der Pipeline genutzt werden, schlecht gewartet und Mitarbeiter unzureichend angelernt. Nach einem Erdbeben der Stärke 7,9 auf der Richterskala im Jahr 2002, bei dem zwar einige Stützpfeiler beschädigt wurden aber glücklicherweise nicht die Pipeline selbst, stellte man die Produktion erst nach einer Stunde ein. Alaska gehört seismologisch zu den Gebieten mit den schwersten Erdbeben weltweit. Die Erde bebt hier etwa 30mal am Tag, auch wenn es sich meist nur um kleinere Erdstöße oft entlang der Alëutenkette handelt. In den letzten 100 Jahren wurden allerdings auch 80 Beben mit einer Stärke von 7,0 auf der nach oben offenen Richterskala gemessen.

Dabei kommt es auch ohne Erdbeben bereits oft genug zu Havarien. Allein innerhalb des Jahres 2006 wurde die Pipeline bereits zwei Mal durch Löcher in den Rohrleitungen beschädigt. Am 2. März traten in Prudhoe Bay aus einem etwa ein Cent großen Leck mehr als 6000 Barrel Rohöl aus, die einen Ölteppich von etwa einem Hektar Ausdehnung verursachten. Es war das bisher schlimmste Pipelineunglück im Norden Alaskas seit Beginn der Ölförderung vor 30 Jahren. Das Umweltministerium von Alaska spielte die Auswirkungen der Katastrophe herunter, es sei alles unter Kontrolle hieß es. Allerdings war es der pure Zufall, dass das Leck überhaupt bemerkt wurde, nachdem schon tagelang Öl ausgetreten war. Ein Arbeiter hatte auf dem Weg zum Arbeitsplatz Öl gerochen, Alarm geschlagen und so schlimmeres verhindern können. Da die Pipeline in dieser Region in einem Kiesbett verläuft, hatte niemand bemerkt, dass Öl auslief. Außerdem hatte das technische Überwachungssystem des Ölkonzerns BP, der die Pipeline betreibt, nicht reagiert. Mindestens 6.600 Liter pro Stunde oder 1000 Barrel pro Tag müssen auslaufen, bis das System eine elektronische Warnung auslöst. Dieser Wert war jedoch nicht erreicht worden. BP hat zugesagt, 90 Prozent des Öls einzusammeln und wiederzuverwerten. Das Umweltministerium von Alaska geht von minimalen bleibenden Schäden aus.

Umweltverbände befürchten indessen irreparable Schäden an der Natur. Im August 2006 wurde schließlich das Ölfeld Prudhoe Bay, das eine Tagesleistung von 400.000 Barrel förderte, vorübergehend geschlossen, nachdem an einer Transitpipeline ein Riss aufgetreten war und 5 Barrel Öl (600 bis 800 Liter) ausgelaufen waren. BP hat in den letzten 14 Jahren die Pipeline nicht auf Korrosionsschäden geprüft. Nachdem Untersuchungen ergaben, dass die Rohre an insgesamt 16 Stellen marode und gefährlich dünn waren, müssen nun 25km der Transitpipeline, die das Öl von der Bohrstelle in die Hauptpipeline einspeist, ersetzt werden. An einigen Stellen hatten die Außenwände eine Stärke von nur noch rund 1mm. Die Reparaturen sollten nach Schätzungen eigentlich zwei bis drei Monate dauern, BP hat die Leitungen aber bereits nach sechs Wochen wieder in Betrieb genommen. Die Fördermenge liegt bereits wieder bei 350.000 von ehemals 400.000 Barrel pro Tag. Mit so genannten smart pigs (intelligente Roboter), werden nun die Innenwände der Röhren auf Beschädigungen untersucht. Sie funktionieren aber nur bei laufender Förderung. So fließt auch durch die bekanntermaßen maroden Abschnitte der Pipeline wieder Öl, bis der nächste Schaden auftritt und erneut Rohöl austritt. Erst dann werden Reparaturen vorgenommen.