11.07.2013

Gedenken an die 8.372 Opfer des Völkermordes

18. Jahrestag des Massakers von Srebrenica (11. Juli 1995)

© Sean Connell/GfbV

Gemeinsam mit der Bosniakischen Kulturgemeinschaft „Hannover“ e.V. und der bosnischen Diaspora in Deutschland erinnert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am heutigen Donnerstag mit einer Mahnwache in Hannover an das Massaker von Srebrenica am 11. Juli 1995. Vor 18 Jahren marschierten serbische Truppen unter dem Kommando von General Ratko Mladic in der ostbosnischen UN-Schutzzone ein. Die dort stationierten niederländischen Blauhelme schützten die Einwohner und Flüchtlinge in der Stadt nicht: 8.372 Bosnier wurden ermordet, unter ihnen mehr als 1.000 Jugendliche und 510 Frauen. So fand einer der größten Massenmorde in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg unter der Fahne der Vereinten Nationen statt. Das Massaker von Srebrenica wurde vom Internationalen Gerichtshof (ICJ) in Den Haag als Völkermordverbrechen definiert. Trotzdem mehren sich unter serbischen Nationalisten heute die Stimmen, die dies bestreiten. Die meisten Täter wurden bisher nicht bestraft.

Jasna Causevic, GfbV-Referentin für Südosteuropa, über den Völkermord im Juli 1995 und die Lage der Menschen in Srebrenica heute.

Überlebende Genozidopfer suchen noch immer nach den sterblichen Überresten ihrer Angehörigen, die in den Massengräbern im Drina-Tal zerstreut liegen. Bis heute wurden sterbliche Überreste von 7.000 Ermordeten exhumiert, etwa 6.800 davon auch identifiziert und 5.657 beerdigt. Am heutigen Donnerstag werden weitere 409 Opfer auf dem Friedhof im Gedenkzentrum in Potocari beigesetzt, darunter auch ein Neugeborenes ohne Namen.

Die GfbV erinnert mit der Mahnwache auch daran, dass das Völkermordverbrechen von Srebrenica Teil eines Genozids war, den serbische Truppen und Milizen 1992 bis 1995 in ganz Bosnien verübten und der rund 150.000 Menschen das Leben kostete. In Konzentrations- und Vergewaltigungslagern wurden tausende Häftlinge gefoltert und ermordet, Städte wurden eingekesselt, jahrelang beschossen und ausgehungert, durch so genannte ethnische Säuberungen wurden 2,2 Millionen Bosnier vertrieben. Bosnien-Herzegowina ist heute ein de facto geteiltes Land, eine Rückkehr der Vertriebenen in die serbisch kontrollierte Nordhälfte, die so genannte Republika Srpska, so gut wie unmöglich.

Wie schon während des Bosnienkrieges vor zwei Jahrzehnten schauen die Länder Europas und die USA den Bestrebungen der politischen Führung der Republika Srpska tatenlos zu, diesen Teil des Landes abzuspalten. Die Regierungen Großbritanniens und Frankreichs haben die serbische Aggression damals vier Jahre lang offen gefördert und begünstigt. Auch das wiedervereinigte Deutschland ist für die Zerstörung Bosniens mitverantwortlich. Deutschland unterzeichnete gemeinsam mit den westlichen Großmächten das Abkommen von Dayton (1995), mit dem die Teilung Bosniens und die Vertreibung der nichtserbischen Mehrheit aus der Republika Srpska zementiert wurde.

Die GfbV appelliert an die Bundesregierung, im Interesse der Aussöhnung zwischen den Völkern, eines dauerhaften Friedens und der Stabilität in der Region, die Forderungen der überlebenden Genozidopfer von Srebrenica nach einem Sonderstatus - nach dem Vorbild des Distriktes Brcko – von Srebrenica uneingeschränkt mit zu unterstützen.