29.04.2005

Für eine Allianz der Menschenrechte

Rechte statt Geschäfte

Die Politik und Publizistik des Westens arbeiten oft mit vereinfachten Slogans. Es wurde und wird nach dem 11. September 2001 oft von einem Angriff gegen die gesamte zivilisierte Welt gesprochen. Doch zur zivilisierten Welt gehören auch die leidenden Menschen im Vielvölkerstaat Afghanistan sowie zahlreiche ethnische und religiöse Gemeinschaften in Afrika, im Nahen und Mittleren Osten und in anderen Teilen der Welt. Viele von ihnen waren lange vor dem 11. September 2001 Opfer von Gewalt und (Staats)Terror. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) sorgt dafür, dass Menschen- und Minderheitenrechte gerade jetzt auf der politischen Agenda bleiben. Der Sudan, Iran, Irak, Syrien, um nur einige zu nennen, die man oft übersieht, werden von totalitären Diktaturen beherrscht, die unsägliche Verbrechen - Massenvertreibung, Aushungerung und Genozid - an der eigenen Bevölkerung begangen haben und immer wieder in terroristische Anschläge im Ausland verwickelt sind. Ihre Opfer werden in diesen tagen und Wochen allzu leicht vergessen. die schwarzafrikanische Bevölkerung im Südsudan und den Nubabergen, Kurden und Aramäer im Nordirak, Bahá-í und Juden im Iran, syrische und iranische Kurden, Ahmadiya in Pakistan, Berber in Algerien und die große Mehrheit der afghanischen Völker, aber auch Uiguren und Tibeter im chinesischen und Tschetschenen im russischen Herrschaftsbereich. Doch es darf nicht sein, dass diktatorische Regimes staatlichen Terror zur Terrorismusbekämpfung umdefinieren können. Bitte unterstützen Sie deshalb unsere Menschenrechtsarbeit für die Not leidende Bevölkerung in Afghanistan, für die Opfer der Diktaturen im Nahen und Mittleren Osten und in anderen Teilen der Welt gerade jetzt mit einer Spende.

Wirksame Menschenrechtsarbeit ist die beste Waffe gegen Terrorismus

  • Afghanistan

    In den 80er Jahren machte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) mit eindrucksvollen Kampagnen auf das Völkermordverbrechen der sowjetischen Angreifer aufmerksam, dem eine Million Afghanen zum Opfer fielen. Vier Millionen Menschen mussten ins Ausland flüchten. In den Jahren nach dem Rückzug der Sowjetischen Armee warnten wir vor der einseitigen Aufrüstung der extremistischen Taliban durch westliche Länder und arabische Diktaturen und informierten 1998 bis 2000 detailliert über wiederholte Massaker an Tausenden Hazara, einer zwei Millionen Menschen zählenden mongolischen Volksgruppe in Zentralafghanistan. Oppositionelle Afghanen arbeiten in der GfbV mit. Wir organisieren Kundgebungen mit afghanischen Flüchtlingen und treten auch für ihre Rechte in Deutschland ein. Wir unterstützen Fraueninitiativen in Afghanistan und vermittelten Medikamentenlieferungen für Ärztinnen im Hazarajat.

  • Ahmadiyya - Muslime in Pakistan

    Die zu "Ketzern" erklärten Ahmadiyya – Muslime in Pakistan werden immer wieder Opfer massiver religiöser Verfolgung durch den pakistanischen Staat, über die wir kontinuierlich berichtet haben. Die GfbV wandte sich wiederholt gegen das berüchtigte Blasphemiegesetz 295 C, das auch für Ahmadiyya die Todesstrafe vorsehen kann. In Deutschland setzten wir uns für den Schutz einzelner Ahmadiyya - Flüchtlinge ein. Die GfbV wurde von der Deutschen Ahmadiyya Gesellschaft mit einem Menschenrechtspreis ausgezeichnet.

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  • Bahá’í und Juden im Iran

    Immer wieder wandte sich die GfbV gegen die Hinrichtungen und Inhaftierung von Angehörigen beider Konfessionen: mit Presseinformationen, Protesten gegen das Mullah-Regime, mit Lobbyarbeit bei Parteien und Regierungen, aber auch mit Mahnwachen. Wir arbeiten eng mit der Deutschen Bahá’í-Gemeinschaft zusammen. Zuletzt initiierten wir eine Kundgebung anlässlich des Chatami – Besuches in Weimar (2000), erwirkten ein Plädoyer für inhaftierte Bahá‘í und Juden von Bundespräsident Rau auf dem Weimarer Bankett und lösten u.a. in den Thüringer Medien eine intensive Diskussion aus.

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  • Kurden im Iran und in Syrien

    Nur kurz dauerte der "kurdische Frühling" von Demokratie und Autonomie im iranischen Kurdistan (acht Millionen Einwohner), den die GfbV seinerzeit ausführlich dokumentierte. Wir organisierten - vergeblich – Proteste gegen die Niederwerfung des kurdischen Widerstandes durch Chomeini (etwa 50.000 Tote), informierten über die Hintergründe der Terrormorde an den beiden Vorsitzenden der Kurdisch Demokratischen Partei Prof. Abdul Rahman Ghassemlou in Wien (13.07.1989) und Dr. Sadiq Sharafkandi in Berlin (17.09.1992 / Mykonos-Affäre).

    Das syrische Assad–Regime hat fünf verschiedene Geheimdienste und eine jahrzehntelange terroristische Tradition. Assad vernichtete die gesamte Einwohnerschaft der arabischen Stadt Hama. Seit 30 Jahren weist die GfbV immer wieder auf die Verfolgung der 1,5 bis 2 Millionen Kurden, das Verbot ihrer Institutionen, die Ausbürgerung von Hunderttausenden und auf Zwangsumsiedlungen hin. Mehrfach unternahm sie Protest- und Lobbyaktionen für inhaftierte kurdische Dissidenten und warnte unablässig vor der Instrumentalisierung der extremistischen PKK (Kurdische Arbeiterpartei), deren Führer öcalan während des gesamten Kurdenkrieges in der Türkei von den Weisungen Assads abhängig war. Die GfbV setzt noch Ende 1998 durch, dass in Trainingslager der PKK verschleppte deutsch-yezidische Jugendliche aus Celle wieder nach Hause zurückkehren durften.

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  • Kurden und Assyrer/Aramäer im Irak

    Langjähriger Schwerpunkt der GfbV ist die Menschenrechtsarbeit für die Volksgruppen im Nordirak. Die GfbV entlarvte für die Medienöffentlichkeit die Beteiligung deutscher Unternehmen am Aufbau der irakischen Giftgasindustrie, informierte als erste über die Giftgasoffensive Anfal (150.000 kurdische, yezidische und assyrische Opfer), initiierte die Versorgung kurdischer Giftgasflüchtlinge in der Türkei, versorgte nach der Massenflucht von zwei Millionen irakischen Kurden und Christen in die Türkei 50.000 Flüchtlinge auf 2000 Metern Höhe vor Ankunft der Hilfswerke, baute als erste Institution aus dem deutschen Sprachgebiet zwei der 5000 zerstörten kurdischen Dörfer wieder auf und gab dann den Anstoß für die Wiedererrichtung mehrerer 100 weiterer Dörfer. Der intensiven Dokumentation irakischer Menschenrechtsverletzungen seit 1970 folgte eine enge Zusammenarbeit mit assyrisch-christlichen Ministern und Abgeordneten im seit 1991 autonomen Irakisch-Kurdistan und die Organisierung des ersten internationalen Kongresses der Religionsgemeinschaft der Yeziden Januar 2000 in Hannover.

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  • Südsudan und Nuba Berge

    Dem fundamentalistischen Militärsystem im Sudan sind seit 1989 1,5 Millionen Schwarzafrikaner zum Opfer gefallen. Jahr für Jahr informiert die GfbV über Bombardements von Schulen und Krankenhäusern, über Lager, Sklaverei und Aushungerung. Seit Jahren warnte die GfbV vor der Unterstützung des internationalen Terrorismus durch den Sudan und informierte mit Radio- und Fernsehinterviews noch Mitte September 2001 über die engen Beziehungen der Machthaber zu Osama Bin Laden. Im Sommer 2000 verhindern wir mit einer internationalen Informationskampagne, dass der Sudan als Unterstützer von Genozid und internationalem Terrorismus einen Sitz im UN-Sicherheitsrat erhielt.

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  • Kabylen/Berber in Algerien

    Regelmäßig werden Berber in Algerien Opfer von Gewaltakten radikaler Islamisten und übergriffen der Sicherheitskräfte. Mit verschiedenen Offenen Briefen und Aussendungen an den algerischen Staatspräsidenten und die Europäische Union treten wir kontinuierlich für die Forderung der Berberbewegung nach Demokratie und Menschenrechten ein. Exilierte kabylische Intellektuelle arbeiten seit Jahren in der GfbV mit.

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  • Uiguren, Tibeter und Angehörige der Falun Gong

    werden immer häufiger Opfer der chinesischen Sicherheitskräfte. Zwei Tage, nachdem China sich angeboten hatte, in der Anti-Terror-Koalition mitzuarbeiten, appellierten wir während einer Mahnwache über Rundfunk– und Fernsehsender, dass Europa den Staatsterror Chinas nicht fördern dürfe. Während der Sommermonate 2001 unternahmen wir verschiedene Aktionen gegen die religiöse Verfolgung, u.a. die Vertreibung von 12.000 buddhistischen Nonnen und Mönchen aus ihren Klöstern in Tibet. In Mitteleuropa initiierten wir die funktionierende Koalition des Exils der ethnischen und religiösen Gemeinschaften einschließlich der chinesischen Demokratiebewegung. Westliche Öl- und Erdgaskonzerne, die in Singkiang und Tibet investieren, weisen wir derzeit auf ihre Mitverantwortung für die Massenexekutionen von Uiguren und die Vertreibungen der Tibeter hin.

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  • Tschetschenen

    Nach der Dokumentation der russischen Genozide in Tschetschenien 1994 - 1996 (80.000 Opfer) und seit 1999 (etwa 50.000 Opfer), über die die meisten deutschsprachigen Medien berichteten, arbeiten wir eng mit tschetschenischen Frauenorganisationen für Menschenrechte und Flüchtlinge zusammen. Wir initiierten deren Auftreten in europäischen Hauptstädten und bei internationalen Institutionen und vermittelten ihnen Kontakte zu humanitären Organisationen. Wir kritisierten in zwei Gesprächen mit Bundesaußenminister Fischer und auf Pressekonferenzen die Kooperation der Bundesrepublik mit Putin gegen die tschetschenische Bevölkerung (Sergej Kowaljow, russischer Menschenrechtler: "Ein Pragmatismus, der an Prostitution grenzende Anbiederung darstellt"). Die tschetschenischen Partner der GfbV verurteilen ebenso wie wir auch tschetschenische Kriegsverbrechen. Auf einer Pressekonferenz in Bern am 27.09.01 mit dem tschetschenischen Außenminister Maschadow und der Schweizer GfbV Vorsitzenden und Nationalrätin des Schweizer Parlaments Ruth-Gabi Vermot-Mangold verlangte die Schweizer GfbV die Anwendung der Genfer Konventionen auf Tschetschenien.

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