14.09.2010

Freiheit für den Schriftsteller und Menschenrechtaktivisten Dogan Akhanli

Türkei:

Dogan Akhanli in Berlin (Foto: GfbV-Archiv)

Am Mittwoch, den 8.12.2010, dem ersten Verhandlungstag im Prozess gegen den Menschenrechtler und Schriftsteller Doğan Akhanlı, entschied das Gericht, ihn aus der Untersuchungshaft zu entlassen, weil kein dringender Tatverdacht besteht.

Weiteres zum Erfolg können Sie unter der Rubrik "Erfolgreiche Aktionen" auf der rechten Seite bei Kampagnen lesen.

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Am 10. August 2010 wurde der in der Türkei bekannte Schriftsteller und Menschenrechtsaktivist Dogan Akhanli am Flughafen von Istanbul verhaftet. Er lebt seit 1992 als politischer Flüchtling in Köln und reiste lediglich in die Türkei, um seinen kranken Vater zu besuchen. Seit dem 20. August wird Akhanli in einer Haftanstalt in Tekirdag, ca. 300 Kilometer von Istanbul entfernt, festgehalten.

Türkischer Menschenrechtler sitzt unschuldig in Haft

Die türkische Staatsanwaltschaft wirft Akhanli vor, er sei im Oktober 1989 an einem Raubüberfall auf eine Istanbuler Wechselstube beteiligt gewesen, bei dem ein Mensch getötet wurde. Akhanli hat diesen Vorwurf und jegliche Verbindung zu dem Überfall entschieden zurückgewiesen. Seine Anwälte, Haydar Erol (Istanbul) und Ilias Uyar (Köln), halten die von der Staatsanwaltschaft vorgelegten Beweismittel für völlig haltlos und kritisieren zudem grobe Verfahrensfehler bei dem Prozess.

So wurde der wichtigste Zeuge, der Sohn des ermordeten Wechselstubenbesitzers, bei der Identifizierung des Täters beeinflusst. Dem Zeugen wurde lediglich ein Foto von Dogan Akhanli vorgelegt und nicht wie üblich Fotos von mehreren Personen. Der Zeuge zog später seine Behauptungen zurück und gab seine Zweifel an der Schuld des Menschenrechtlers zu Protokoll. Die entlastende Aussage wurde vom zuständigen Staatsanwalt Hüseyin Ayar bislang weder der Hauptakte beigefügt noch dem Haftrichter übermittelt. Auch mehrere Haftbeschwerden von Akhanlis Rechtsanwälten wurden vom Haftrichter abgelehnt.

Der Menschenrechtsaktivist Dogan Akhanlı engagiert sich seit dem Militärputsch von 1980 in der Türkei im Untergrund. Von 1985 bis 1987 war er in einem Militärgefängnis von Istanbul inhaftiert und wurde dort auch gefoltert. Der Bürgerrechtler floh 1991 nach Deutschland, wurde hier als politischer Flüchtling anerkannt und später von der Türkei ausgebürgert. Seit Mitte der 90er Jahre lebt er als Schriftsteller in Köln und führt seinen Kampf für die Menschenrechte in Romanen, Aufsätzen und Interviews fort. Schwerpunkte seines zivilgesellschaftlichen Engagements sind neben der generellen Forderung nach Einhaltung der Menschenrechte der offenen Umgang mit historischer Gewalt, insbesondere das Gedenken an die Genozide des 20. Jahrhunderts (unter Einschluss des Völkermords an den Armeniern) und der interkulturelle, an Versöhnung orientierte Dialog. Auch fordert Dogan Akhanlis eine friedliche und demokratische Lösung der Kurdenfrage in der Türkei.

Bitte unterstützen Sie die GfbV-Kampagne für die sofortige Freilassung von Dogan Akhanli!

 

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