23.07.2010

Freiheit für das kurdische Mädchen Berivan! Repressalien gegen kurdische Kinder stoppen!

Türkei:

Berivan Sayaca

 

27. Juli .2010: Erfolg in der Türkei! Berivan Sayaca ist frei!

Nachdem die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) sich seit dem 23. Juli 2010 für das 15-jährigen Mädchens Berivan Sayaca eingesetzt hat, nun die erfreuliche Nachricht: Berivan Sayaca ist frei!

Ein Mitarbeiter der (GfbV) in der Türkei, der mit der Familie des Mädchens und ihrem Anwalt in engen Kontakt steht, teilte uns heute (27 Juli 2010) die freudige Nachricht mit, dass Berivan Sayaca freigelassen wurde.

Der öffentliche Druck im In- und Ausland veranlasste die türkische Regierung unter Recep Tayyip Erdoğan, die Handhabung der "Antiterrorgesetze" für Berivan zu lockern. Ob die Lockerung der Antiterrorgesetze für die insgesamt rund 4.000 Kinder und Jugendliche gilt, gegen die in der Türkei aufgrund der Antiterrorgesetze Verfahren laufen, ist ungewiss.

Deshalb muss der Druck auf die Regierung in Ankara solange aufrecht erhalten werden, bis alle politischen Gefangenen in der Türkei freigelassen werden.

Wir danken allen die unsere Arbeit unterstützen!

Ihr

Gfbv-Team

 

Kampagnentext

Das 15-jährige kurdische Mädchen Berivan Sayaca wurde Opfer des türkischen Anti-Terrorgesetzes, das seit seiner Verschärfung 2006 besonders kurdische Jugendliche hart trifft. Anhand von undeutlichen Fotos, die die Teilnahme Berivans an einer illegalen prokurdischen Demonstration belegen sollen, wurde sie im Oktober 2009 als "Terroristin" zu acht Jahren Haft verurteilt. Gegen bis zu 4.000 kurdische Jugendliche laufen Verfahren wegen ähnlicher "Vergehen". Trotz mehrerer Ankündigungen des türkischen Parlamentes in der Vergangenheit das Gesetz zu ändern, hat sich für die Jugendlichen nichts geändert und die Gefängnisstrafen wurden nicht verringert oder erlassen.

Die Familie Sayaca besuchte Anfang Oktober Verwandte in ihrem Heimatort Batman, einer Stadt in Südostanatolien. In diesem Teil der Türkei kommt es häufig zu prokurdischen, meist illegalen Demonstrationen. Berivan Sayaca brach am Morgen des 9. Oktober 2009 zu ihrer Tante auf und kam nie zurück. Ihr wurde zum Verhängnis, dass an der Bushaltestelle, an der sie aussteigen musste, eine prokurdische Demonstration stattfand. Als Polizisten mit Schlagstöcken hinter ihr herliefen, flüchtete das Mädchen. Sie wurde verhaftet und als Terroristin angeklagt. Als Beweis genügte ein Foto, auf dem ein Schuh zu sehen war, der Berivans Schuh glich. Unter dem Vorwurf, sie habe Parolen gerufen und Steine geworfen, wurde sie als Terroristin zu acht Jahren Haft im Hochsicherheitsgefängnis von Diyarbakir verurteilt.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ist in Kontakt mit Berivans Eltern und ihrem Rechtsanwalt. Sie beteuern die Unschuld von Berivan. Ihr Rechtsanwalt macht für die neuerliche Verhaftungswelle gegen kurdische Kinder das Rechtssystem in der Türkei verantwortlich. Nach Angriffen der PKK und Unruhen in kurdischen Städten verschärfte die türkische Regierung 2006 das Antiterrorgesetz. Von dieser Verschärfung sind besonders die kurdischen Jugendlichen betroffen. Jugendliche ab 15 brauchen seither nicht mehr vor ein Jugendgericht gestellt zu werden. Außerdem gilt ein Teilnehmer an einer illegalen Demonstration automatisch als Mitglied der PKK und damit als Terrorist. Gegen bis zu 4.000 kurdischen Jugendlichen laufen Verfahren wegen ähnlicher "Vergehen". Ihre Verbrechen lauten: Steine werfen, Beschädigung öffentlichen Eigentums, verbotene Parolen rufen und verbotene Symbole zeigen. Neben den harten Strafen sind zudem die Haftbedingungen katastrophal: Die hygienischen Zustände sind desolat, das Essen kaum genießbar und in den Zellen gibt es Kakerlaken und Ratten. Mit der Verurteilung als Terrorist und der langen Haftstrafe wird die Zukunft der Kinder zerstört.

İn den überwiegend von Kurden besiedelten Gebieten in Türkisch-Kurdistan kommt es fast täglich zu Protestaktionen gegen die türkische Militärherrschaft. Die Proteste, an denen sich Menschen aller Altersgruppen beteiligen, bleiben überwiegend friedlich. Dennoch geht die türkische Polizei gegen diese Demonstrationen der Kurden mit Schlagstöcken, Tränengas und Wasserwerfern vor. Kurdische Kinder in der Türkei sind die größten Opfer des seit Jahren andauernden Konfliktes zwischen dem türkischen Staat und der kurdischen Bevölkerung des Landes.

Unterstützen Sie unseren Appell an den türkischen Präsidenten Abdullah Gül, den Fall Berivan Sayaca erneut zu prüfen und die Repressalien gegen kurdische Kinder zu stoppen.

 

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