07.05.2012

Fluchthelferin des blinden Bürgerrechtlers Chen Guangcheng aus Göttingens und Leipzigs Partnerstadt Nanjing nach einer Woche Haft freigelassen

China:

Die wichtigste Fluchthelferin des blinden chinesischen Bürgerrechtlers Chen Guangcheng ist nach einer Woche Haft freigelassen worden. Nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) stammt sie aus Göttingens und Leipzigs Partnerstadt Nanjing und heißt He Peirong. Sie hatte den Bürgerrechtler nach seiner spektakulären Flucht aus dem Hausarrest mit ihrem Auto nach Peking zur Botschaft der USA gefahren. Vier Tage später wurde sie festgenommen, ohne Haftbefehl in einem Hotelzimmer festgehalten und verhört.

„Leer stehende Hotels werden von der chinesischen Staatssicherheit oft als Geheimgefängnisse genutzt“, berichtete der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Montag in Göttingen. „Wir sind erleichtert, dass Chens Helferin nicht die ganze Wut von Chinas Machthabern über die weltweit Aufsehen erregende Flucht von Chen Guangcheng zu spüren bekommt, sondern am vergangenen Freitag in die Freiheit entlassen wurde. Allerdings ist das Schicksal von Verwandten des Bürgerrechtlers, die nach seiner Flucht inhaftiert wurden, nach wie vor ungeklärt.“

Die frühere Englischlehrerin He Peirong aus Nanjing begann nach dem katastrophalen Erdbeben in der Provinz Sichuan im Jahr 2008, sich für Bürgerrechte einzusetzen. Damals kamen tausende Schülerinnen und Schüler zu Tode, weil ihre Schulen unsachgemäß errichtet worden waren. Lange Zeit setzte sie sich für die Aufhebung des Hausarrests von Chen Guangcheng ein. Mehrfach versuchte sie, ihn und seine Ehefrau in ihrem 450 Kilometer von Nanjing entfernten Wohnort Linyi (Provinz Shandong) aufzusuchen. Doch immer wurde sie von Sicherheitsbeamten daran gehindert, in das hermetisch von der Außenwelt abgeriegelte Dorf zu gelangen. Manchmal wurde sie dabei von den Wachhabenden geschlagen.